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Ukrainische Rettungskräfte und Freiwillige tragen eine verletzte schwangere Frau aus einer Entbindungsklinik in Mariupol.
  • Ukrainische Rettungskräfte und Freiwillige tragen eine verletzte schwangere Frau aus einer Entbindungsklinik in Mariupol.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka

Bild ging um die Welt: Schwangere aus bombardierter Klinik tot – auch Baby stirbt

Auf einer Trage liegend wird eine hochschwangere Frau durch eine Umgebung voller Schutt und Rauch getragen: Das Bild sorgte vergangene Woche für weltweites Entsetzen. Die Aufnahme entstand kurz nach dem Beschuss einer Geburtsklinik in Mariupol, für den Russland verantwortlich gemacht wird. Nun die traurige Nachricht: Die Frau auf dem Bild ist tot. Auch ihr Baby hat nicht überlebt.

Nachrichten aus dem Krieg sind oft schrecklich, doch der russische Angriff auf das Gebäude einer Geburtsklinik in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat international besonders großes Entsetzen ausgelöst. „Es gibt wenige Dinge, die verkommener sind, als die Verletzlichen und Hilflosen ins Visier zu nehmen“, schrieb der britische Premierminister Boris Johnson auf Twitter. Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von einem „barbarischen“ Angriff auf Zivilisten.

Schwangere aus Mariupol hat Putins Krieg nicht überlebt

Evgeniy Maloletka, ein Fotograf der Nachrichtenagentur Associated Press (AP), war vor Ort und dokumentierte das Bombardement und seine Folgen. Auf seinen Aufnahmen ist unter anderem eine junge Frau zu sehen, die von Rettern auf einer Trage aus den Trümmern geborgen wird. Sie hält ihren Unterbauch, auf dem Blut zu sehen ist, ihr Blick ist leer, sie scheint paralysiert.

Mittlerweile ist klar: Die Frau hat Putins Angriff nicht überlebt. Wie AP berichtet, ist sowohl sie gestorben als auch ihr ungeborenes Kind. Demnach wurde die Hochschwangere aus den Ruinen der Geburtsklinik in ein anderes Krankenhaus gebracht, das sogar noch näher an der Frontlinie lag. Ärzte versuchten dort, Mutter und Kind zu retten.

„Tötet mich jetzt!“

Schnell sei jedoch klar gewesen, so AP, dass das Baby in sehr schlechtem Zustand war. „Tötet mich jetzt“, soll die Frau den Medizinern zugerufen haben, als sie merkte, dass ihr Kind zu sterben drohte. Einer der behandelnden Ärzte, der Chirurg Timur Marin, sagte AP, das Becken der Frau sei völlig zertrümmert und ihre Hüfte abgetrennt gewesen. Per Not-Kaiserschnitt wurde das Baby geholt, aber es zeigte laut Marin „keine Lebenszeichen“ mehr.

Die Ärzte konzentrierten sich daher sofort darauf, wenigstens die Mutter zu retten. Doch: „Mehr als 30 Minuten lang haben wir versucht, die Frau wiederzubeleben – ohne Erfolg“, wurde Marin von AP zitiert. „Beide sind gestorben.“

Die Mediziner hatten laut eigenen Angaben im Chaos des Krieges und unter der Belastung der Not-OP keine Zeit, die Frau nach ihrem Namen zu fragen. Kurz nach ihrem Tod sollen aber ihr Ehemann und ihr Vater gekommen sein, um sie und das tote Kind abzuholen. Laut AP sagten die Ärzte: „Wenigstens ist jemand gekommen, um sie zu holen“, damit sie nicht als eine von vielen Unbekannten in einem in aller Eile ausgehobenen Massengrab in Mairupol landet.

Russland streitet Angriff auf Zivilisten in Geburtsklinik von Mariupol ab

Die Geburtsklinik war am Mittwoch beschossen worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete zunächst von drei getöteten Zivilisten und 17 Verletzten. Russland bestreitet bis jetzt, dass Zivilsten das Ziel ihres Angriffs waren. Man habe bereits am 7. März die Vereinten Nationen informiert, dass in der ehemaligen Klinik kein medizinisches Personal mehr sei, sondern ein Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag. Er sprach von einer „Manipulation“ der gesamten Welt mit Informationen zu mutmaßlichen Gräueltaten der russischen Armee.

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Selenskyj wies Lawrows Vorwürfe zurück: „Die Russen wurden (im Fernsehen) damit belogen, dass angeblich in dem Krankenhaus keine Patienten und in dem Geburtshaus keine Frauen und Kinder waren“, sagte der Staatschef in einer Videobotschaft. Das sei alles eine „Lüge“.

Unabhängige Faktenchecks, zum Beispiel der Deutschen Presseagentur dpa, untermauern die Darstellung der ukrainischen Behörden.

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