Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, hatte am Dienstag keine allzu freudigen Nachrichten für seine Angestellten. (Archivbild)
  • Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE (Archivbild)
  • Foto: dpa/Britta Pedersen

Klimawandel gut, „Ossis“ eklig: Die krassen Chats von Springer-Chef Matthias Döpfner

„Entweder Kommunisten oder Faschisten. Eklig“: Was Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner von den Ostdeutschen hält, ist alles andere als schmeichelhaft. Die Äußerungen stammen aus Mails und Chat-Nachrichten, die jetzt bekannt wurden. Sie lassen den milliardenschweren Medien-Manager aber auch als Menschen erscheinen, der mit Journalismus Politik machen will – und private wirtschaftliche Interessen verfolgt.

Zugespielt wurden die Texte der Hamburger Wochenzeitung „Zeit“. Es sind Nachrichten aus mehreren Jahren an den engsten Führungskreis des Medienkonzerns mit Marken wie „Bild“ und „Welt“.

Vor der vergangenen Bundestagswahl verlangte Döpfner (von 1996 bis 1998 Chefredakteur der MOPO), wie aus dem geleakten Mitteilungen hervorgeht, von seinen Mitarbeitern offenbar Unterstützung für die FDP. „Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt“, schrieb er an den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, mit dem er befreundet ist.

WhatsApp-Chats von Mathias Döpfner geleakt

In einer anderen Nachricht, der „Zeit“ zufolge an nicht näher genannte Springer-Journalisten gerichtet, heißt es: „Unsere letzte Hoffnung ist die FDP. (…) Können wir für die nicht mehr tun. Die einzigen die Konsequenz gegen den Corona Massnahmen Wahnsinn positioniert sind.“

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Die Covid-Pandemie sieht Döpfner seinen Botschaften zufolge nicht so dramatisch („Corona ist eine Grippe gefährlich für alte und kranke“), die Krisen-Politik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hingegen schon: „Das ist das Ende der Marktwirtschaft“, schreibt der Springer-Chef am 25. März 2020, als gerade der erste Lockdown verhängt worden war. „Und der Anfang von 33.“ Was wohl auf den Beginn der Nazi-Diktatur 1933 gemünzt ist.

Medienbericht: Mathias Döpfner bezeichnet Ostdeutsche in Chats als eklig

Eine besondere Abneigung hegt Döpfner seinen Nachrichten zufolge aber nicht nur auf die aus der DDR stammende Altkanzlerin Merkel, sondern auf die Ostdeutschen allgemein: „Meine Mutter hat mich immer vor den Ossis gewarnt. Von Kaiser Wilhelm zu hitler zu honnecker ohne zwischendurch us reeduction genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zu AFD.“ Da ihnen eine offenbar gemeinte „US Reeducation“, also eine Umerziehung durch die Amerikaner, fehle, gilt für den gebürtigen Rheinländer: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“

In einer anderen Nachricht versteigt er sich zu einem bizarren politischen Szenario: „Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“

Springer-Chef: „Bin sehr für Klimawandel“

Aber auch der Klimawandel ist für Döpfner ein Thema – allerdings hat er dazu seine ganz eigenen Theorien: „Umweltpolitik – ich bin sehr für den Klimawandel. Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte. Wir sollten den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern uns darauf einstellen.“

Doch der Springer-Vorsitzende möchte seine Macht offenbar nicht nur nutzen, um über seine Medien die eigene politische Agenda zu verfolgen. Es geht ihm offenbar auch um wirtschaftliche Interessen: Als der Sportartikel-Konzern Adidas zu Beginn des Pandemie-Lockdowns mit seinen Ladenschließungen keine Mieten mehr zahlen will, ist davon auch eine Immobilie betroffen, die dem Artikel zufolge zum Teil Döpfner gehört.

„Tatsächlich wird die Bild von da an eine Serie von Artikeln veröffentlichen, in denen Adidas scharf kritisiert wird“, schreibt die Wochenzeitung, „so lange, bis der Sportartikelhersteller die Mieten wieder zahlt und sich entschuldigt. Von Döpfners Interessenkonflikt erfahren die Leserinnen und Leser nichts.“ Auf Anfrage habe der Springer-Verlag einen Interessenkonflikt bestritten. Auch Döpfner hat sich laut „Zeit“ nicht zu seinen wiedergegebenen Nachrichten äußern wollen. Später rechtfertigte sich der Springer-Chef für die brisanten SMS – im Intranet von Axel Springer. (mp)

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