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Mathias Döpfner
  • Mathias Döpfner äußerte sich intern zu den geleakten Nachrichten.
  • Foto: IMAGO/Chris Emil Janflen

„Ossis“ eklig, Klimawandel toll? So rechtfertigt sich der Springer-Chef

Für Mathias Döpfner hat der Donnerstag eher nicht gut angefangen: Am Morgen veröffentlichte die „Zeit“ eine Enthüllungsgeschichte, in der aus diversen Chats des Springer-Chefs zitiert wird. Die Nachrichten sorgen für Empörung, Fassungslosigkeit – und Rücktrittsforderungen. Jetzt hat sich der Konzernchef selbst geäußert – im Intranet von Axel Springer.

Die Nachrichten, die der „Zeit“ zugespielt wurden, stammen aus mehreren Jahren und gingen an Empfänger aus dem inneren Zirkel. Viele wurden spätnachts oder frühmorgens getippt, sind voller Fehler – offenbar hatte der Konzernlenker im Eifer der Gedanken wenig Muße für Orthografie.

Was besonders heraussticht: Döpfners Abneigung gegen Angela Merkel und gegen Ostdeutsche: „Meine Mutter hat mich immer vor den Ossis gewarnt“, heißt es in einer Nachricht. Und: „Die Ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“

„Nachricht von Mathias“ im Springer-Intranet

Im Springer-Intranet gibt es mittlerweile eine „Nachricht von Mathias“, so steht es im Betreff. „Wir lassen uns an dem messen, was in unseren Publikationen steht. Nicht an angeblichen Ausschnitten aus persönlichen und aus jedem Zusammenhang gerissenen Gesprächen und Chats“, steht dort.

Und dann folgt das, was Mathias Döpfner „wichtig ist, klarzustellen“. Und das ist eine Menge. Statt „Ossis“ schreibt er im offiziellen Statement „Ostdeutsche“, statt „eklig“ betont er, dass er „natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“ hat. „Aber ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind. Der Erfolg der AFD beunruhigt mich.“

Döpfner „beunruhigt“ über Wähler in Ostdeutschland

Auch gegen Muslime habe er keine Vorurteile. Donald Trump, dem er in seinen SMS noch am liebsten den Friedensnobelpreis verliehen hätte, sieht er in seinem Statement „kritisch“ und hält obendrein „sein Demokratieverständnis für gefährlich.“ Aber: „Manche Entscheidungen oder Äußerungen zu China und NATO fand ich richtig.“

Und was ist mit dem Klimawandel? In seinen geleakten Nachrichten scheint er sich richtig drauf zu freuen: „Umweltpolitik – ich bin sehr für den Klimawandel. Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte.“

Döpfner: „Das ist etwas anderes als ein Leitartikel“

Alles gar nicht so ernst gemeint, behauptet Döpfner jetzt. Klar, den Klimawandel gebe es, aber er nehme sich halt „das Recht, mich trotzdem über manche Reaktionen auf dieses Thema lustig zu machen.“ Und auch seine Pöbeleien gegen Merkel, Söder und Laschet, die im Zeit-Artikel dokumentiert sind, soll man doch bitte nicht so eng sehen: „Auch viele Politiker aller Parteien darf ich in direkten persönlichen Gesprächen mit Dritten polemisch kritisieren, so wie sie auch mich kritisieren dürfen. Aber das ist etwas anderes als ein Leitartikel.“

Und was ist mit der deutlichen Einflussnahme gegenüber Springer-Chefredakteuren zugunsten der FDP, die aus Döpfners Nachrichten eindeutig hervorgeht? I wo! Er habe „lange daran gearbeitet, dass in unserem Verlag nicht geschrieben wird, was ich für richtig halte.“ In einer Nachricht an Julian Reichelt, damals Bild-Chef, hatte Döpfner vor der Bundestagswahl geschrieben: „Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt.“ Das sollte also keine Einflussnahme sein …

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Zur Einflussnahme auf die Bild-Zeitung schreibt er: „Ich hoffe doch sehr. Das ist als CEO und Miteigentümer mein Job. Aber über allem steht die Freiheit der Redaktionen. Und nichts schütze ich so sehr und leidenschaftlich.“

Wie leidenschaftlich seine Leute noch hinter ihm stehen, wird sich zeigen. Der Druck von außen wächst stündlich. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, war der erste, Döpfners Rücktritt forderte und ihn als „untragbar“ bezeichnete. Er bleibt vermutlich nicht der Einzige.

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