Das Gebäude des WDR in Köln
  • Eine WDR-Journalistin steht wegen einer Demo-Teilnahme vor einigen Jahren in der Kritik.
  • Foto: picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Antisemitismus: WDR-Moderatorin nennt Teilnahme an Al-Kuds-Demo einen „Fehler“

Eine WDR-Moderatorin steht vor ihrem Antritt in der Wissenschaftssendung „Quarks“ heftig in der Kritik. Es geht um antisemitische Proteste vor mehreren Jahren.

Die neue Moderatorin der WDR-Wissenschaftssendung „Quarks“, Nemi El-Hassan, hat sich von ihrer Teilnahme an einer Al-Kuds-Demo im Jahr 2014 nachträglich distanziert. Ihre Agentur übermittelte am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ein Statement El-Hassans: „An den Al-Kuds-Demos vor sieben Jahren in Berlin teilzunehmen, war ein Fehler.“ Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor im Kontext der neuen Aufgabe El-Hassans für den öffentlich-rechtlichen Sender unter anderem von ihrer Demo-Teilnahme in Berlin berichtet.

WDR-Moderatorin räumt Fehler ein

Bei den alljährlichen Al-Kuds-Demonstrationen in Berlin waren in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. Gegen die Hisbollah hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ein Betätigungsverbot erlassen. Am Al-Kuds-Tag, der am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan liegt, ruft der Iran jedes Jahr zur Eroberung Jerusalems auf. Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.

Das könnte Sie auch interessieren: Interview: Wer steckt hinter den Anti-Israel-Protesten in Hamburg?

In dem Statement der 28-Jährigen hieß es weiter: „Keinesfalls habe ich während der Demo antisemitische Parolen von mir gegeben, noch Menschen jüdischen Glaubens körperlich angegriffen.“ Während der Ausschreitungen sei sie nicht zugegen gewesen. Ihr sei es wichtig, sich gegen Hass und Gewalt zu positionieren. Ihr Anliegen sei gewesen, Solidarität mit Palästinenserinnen und Palästinensern auszudrücken.

El-Hassan wollte Solidarität mir Palästinensern ausdrücken

„Die Mittel waren die falschen, das sage ich heute mit Nachdruck. Ich distanziere mich daher klar und ausdrücklich von den Al-Kuds-Demos sowie weiteren Demonstrationen in einem ähnlichen Kontext. Ich verurteile jegliche antisemitischen Äußerungen und Aktionen, sämtliche Arten von Gewalt und insbesondere die Gewalt, die auf diesen Demos stattgefunden hat“, hieß es weiter in dem Statement.

Vor mehreren Tagen hatte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) El-Hassan als neue Moderatorin für die Wissenschaftssendung „Quarks“ angekündigt. Ihre erste Sendung ist für November geplant. El-Hassan ist Journalistin, Medienmacherin und Ärztin. Ihr Medizinstudium absolvierte sie an der Berliner Charité. Sie gehört auch zum Gründungsteam des YouTube-Kanals „Datteltäter“, der sich zur Aufgabe gemacht habe, in satirischen Videos mit Vorurteilen gegenüber Musliminnen und Muslimen aufzuräumen. Die Clips sind Teil des Angebotes Funk von ARD und ZDF für jüngere Leute.

WDR und Journalistin im Gespräch

Der WDR teilte auf dpa-Anfrage mit: „Nemi El-Hassan ist uns als engagierte Journalistin bei Funk und ZDF aufgefallen. Aufgrund ihrer Tätigkeit als Medizinjournalistin haben wir ihr die Moderation von ,Quarks‘ angeboten.“ Sie habe den WDR jetzt über ihre Teilnahme an der Al-Kuds-Demonstration im Jahr 2014 informiert. Vom Sender hieß es weiter: „Wir sind mit Nemi El-Hassan weiter im Austausch. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu weiteren Fragen erst äußern können, wenn diese Gespräche abgeschlossen sind.“

Die Journalistin ging in ihrem Statement auch auf einen anderen Aspekt der „Bild“-Berichterstattung ein. Darin geht es um einen animierten Kurzfilm der Bundeszentrale für politische Bildung, in dem auch El-Hassan mitgewirkt hat und den Begriff „Dschihad“ erläutert. Laut Statement entstand das Video im Rahmen einer Webvideo-Reihe zu „Begriffswelten Islam“ für die Bundeszentrale im Jahr 2015. El-Hassan betonte in dem Statement: „Ich relativiere in diesem Beitrag keinen Terrorismus.“ Sie verwies darauf, dass ein Videoausschnitt in sozialen Netzwerken und Medien aus dem Kontext gerissen worden sei. (vd/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp