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Ghazni südwestlich von Kabul: Ein Taliban-Kämpfer bewacht afghanische Sicherheitskräfte, die sich ergeben haben.
  • Ghazni südwestlich von Kabul: Ein Taliban-Kämpfer bewacht afghanische Sicherheitskräfte, die sich ergeben haben.
  • Foto: dpa-Bildfunk

Taliban-Vormarsch in Afghanistan: Darum ergibt sich die Armee

Sie wurden 20 Jahre lang ausgebildet und ausgerüstet – doch vor den schätzungsweise 75.000 Terror-Kämpfern der Taliban strecken große Teile der rund 300.000 afghanischen Soldaten die Waffen. Warum überlässt die Armee, die in jeder Hinsicht als überlegen gilt, ihr Land mit so wenig Gegenwehr den Gotteskriegern?

Eine afghanische Großstadt nach der anderen fällt an die Taliban, in vielen Fällen ergeben sich die Sicherheitskräfte kampflos oder fliehen. Und das, obwohl sie den Gotteskriegern zahlenmäßig und waffentechnisch als überlegen gelten. Warum?

Eine afghanische Großstadt nach der anderen fällt an die Taliban

Die afghanischen Generäle hätten die Lage falsch eingeschätzt, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“. Mit ihrer Strategie, eine Ausdehnung der Taliban-kontrollierten Gebiete um jeden Preis zu verhindern, hätten sie ihre Kräfte überdehnt. Außerdem seien die afghanischen Streitkräfte beim Einsatz ihrer überlegenen Waffen stärker als gedacht von der technischen und logistischen Unterstützung durch das US-Militär abhängig gewesen.

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Der frühere NATO-General Hans-Lothar Domröse hingegen vermutet im Interview mit NDR Info, die Soldaten wüssten offenbar nicht, wofür sie kämpfen. Der Westen habe in Afghanistan „350.000 Sicherheitskräfte ausgebildet, recht gut ausgerüstet. Da fliegen mehr Hubschrauber bei denen als bei der Bundeswehr. Also: Sie haben sie nicht eingesetzt und warum nicht?“

Ex-NATO-General Domröse stellt Sicherheitskräften vernichtendes Zeugnis aus

Es mangele an Kampfmoral und Loyalität, sagte Domröse. Den afghanischen Soldaten „fehlt das Wofür“. Es stelle sich die Frage, ob überhaupt ein afghanischer Staat existiere oder nicht einzelne Stammesfürsten das Land beherrschten.

Domröse plädiert schon für ein Überdenken des Vorgehens bei Auslandseinsätzen. „Unser gesamtes Konzept ,Train, assist, advise‘ (,Ausbilden, unterstützen, beraten‘ – Red.) werden wir überprüfen müssen.“ Offenbar funktioniere dies außerhalb Europas nicht.

Nun sei zu überlegen, wer in der Lage sei, die Taliban zu zügeln, so Domröse. China, Pakistan oder Iran seien dafür vielleicht eher geeignet als westliche Staaten. (mp)

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