Ein Containerschiff liegt am Burchardkai im Hamburger Hafen.
  • Zwei von drei Arbeiterinnen auf Containerschiffen werden laut einer Studie sexuell belästigt.
  • Foto: dpa

Zwei Drittel aller weiblichen Seeleute werden auf Arbeit sexuell belästigt

Zwei von drei Frauen, die auf Handelsschiffen arbeiten, erleben sexuelle Belästigung und Einschüchterungen am Arbeitsplatz. Das geht aus einer Umfrage der Women’s International Shipping & Trading Association hervor. Ein Viertel der befragten Frauen gab an, dass körperliche und sexuelle Belästigung an der Tagesordnung seien. Wie kann den Betroffenen geholfen werden?

Der Verband Deutscher Reeder ist entsetzt über die hohe Fallzahl bei sexueller Belästigung auf Handelsschiffen. „Die Ergebnisse sind schrecklich“, sagte die Verbandsvorsitzende Gaby Bornheim der „Deutschen Verkehrs-Zeitung“ (DVZ/Mittwoch) in Hamburg mit Blick auf die jüngste Umfrage der in London gegründeten Women’s International Shipping & Trading Association unter mehr als 1000 weiblichen Seeleuten aus 78 Ländern.

„Der Befund ist furchtbar und darf auf keinen Fall relativiert werden“

Demnach gaben zwei Drittel der Befragten an, von ihren männlichen Kollegen an Bord belästigt und eingeschüchtert worden zu werden, ein Viertel der Frauen habe zudem angegeben, dass körperliche und sexuelle Belästigung in der Schifffahrt an der Tagesordnung seien. „Der Befund ist furchtbar und darf auf keinen Fall relativiert werde“, sagte die Geschäftsführerin der Peter Döhle Schiffahrts-KG.

Bornheim forderte die Unternehmen auf, übergriffiges Verhalten von Männern zu ahnden und nicht zu verharmlosen. „Es müssen entsprechende Compliance-Regelungen eingeführt werden.“ Frauen müssten sich vertrauensvoll auch über Whistleblowing-Hotlines an entsprechende Stellen im Unternehmen wenden können, ohne Nachteile befürchten zu müssen. „Ich weiß, wovon ich rede“, sagte Bornheim der DVZ. Sie sei in ihrem Berufsleben selbst anzüglichen Kommentaren ausgesetzt gewesen.

Derzeit läuft ein Ermittlungsverfahren gegen Bornheim

Wenn eine Frau in ihrer Abteilung einen männlichen Kollegen habe, dessen Avancen sie nicht erwidere, dann werde es für die Frau oftmals übel, sagte Bornheim. Sie könne sich zwar ihrem Vorgesetzten anvertrauen – in der Regel ein Mann. Dass sie von ihm aber Hilfe bekomme, sei oft nicht gesichert. „Sie kann sich auch einen neuen Job suchen; doch warum sollte es eigentlich die Frau sein, die sich gezwungen sieht, darüber auch nur nachzudenken“, sagte Bornheim.

Obwohl derzeit ein Ermittlungsverfahren gegen Bornheim im Zusammenhang mit dem illegalen Export eines Schrottschiffes nach Indien läuft, will sie ihr Amt als VDR-Vorsitzende nicht ruhen lassen. Sie habe darüber nachgedacht, habe sich aber dagegen entschieden, „weil ich weiß, wo ich stehe und wie ich das einzuschätzen habe“. Sollte es jedoch zur Anklage kommen, würde sie noch einmal darüber nachdenken.

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Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt, ob Bornheim als Geschäftsführerin sowie die Reederei-Inhaber Christoph und Jochen Döhle geholfen haben, das Containerschiff eines Rendsburger Unternehmens zur Verschrottung nach Alang im indischen Bundesstaat Gujarat zu bringen. Allen drei werde vorgeworfen, als „dazwischengeschalteter Makler“ für den Export mitverantwortlich zu sein, hatte Kiels Oberstaatsanwalt Henning Hadeler dem NDR gesagt. (dpa/mp)

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