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Ein beliebter – und extrem gefährlicher – Selfie-Spot ist die Treppe zum Harihar Fort in Indien. Die Stufen sind direkt in den fast 80 Grad steilen Felsen gehauen.
  • Ein beliebter – und extrem gefährlicher – Selfie-Spot ist die Treppe zum Harihar Fort in Indien. Die Stufen sind direkt in den fast 80 Grad steilen Felsen gehauen.
  • Foto: dpa

Zum Sterben schöne Fotos? Diese Selfie-Spots sind lebensgefährlich!

Für die Jagd nach dem perfekten Urlaubsfoto überschreiten Menschen Grenzen. Sie übersteigen Absperrungen oder posieren zu nah an Abgründen – manchmal mit fatalen Folgen. Eine Auswahl an gefährlichen Fotospots rund um den Globus.

Treppe mit 80 Grad Steigung: Harihar Fort in Indien

Ein beliebter Selfie-Ort in Indien ist ein steiler Weg zum Harihar Fort im Bundesstaat Maharashtra. Der Aufstieg reizt viele gerade in der Regenzeit, wenn die Steinstufen, die hier direkt in den fast 80 Grad senkrechten Felsen gehauen sind, rutschig sind und der Wind stark bläst. Wegen des Risikos und Adrenalinschubs, kommentieren einige Menschen auf der Plattform „Trip Advisor“. „Der Abstieg ist schwieriger als der Aufstieg, weil wir dann sehen können, wohin wir fallen, wenn wir ausrutschen“, schreibt einer der Nutzer. Akshay Sunil Patil, der ganz in der Nähe lebt, sagt, dass er Abenteuersport und „aufregende Orte“ wie Harihar Fort liebe. Angst habe er dabei nicht.

In Indien sterben einer Studie zufolge viele Menschen beim Versuch, Selfies zu machen. Forscher der indischen Universitätskrankenhaus-Kette AIIMS berichteten 2018 auf Grundlage einer weltweiten Zeitungsauswertung, es habe zwischen Oktober 2011 und November 2017 weltweit 259 Todesfälle beim Selbstfotografieren gegeben – etwa die Hälfte davon in Indien.

100 Meter über dem Abgrund: Die Himmelsleiter in Österreich

Der Klettersteig am Donnerkogel mit der spektakulären Himmelsleiter lockt jedes Jahr Tausende von manchmal schlecht ausgerüsteten Menschen an. „Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen. Es ist ein Wahnsinn“, sagt der Ausbildungsleiter der Alpinpolizei Oberösterreich, Kurt Arnold. Der Steig im Salzkammergut gilt auch für erfahrene Alpinisten als schwer, auf der rund 40 Meter langen Himmelsleiter schwebt jeder rund 100 Meter über einer Schlucht.

Die spektakuläre Himmelsleiter am Donnerkogel (Österreich) lockt jedes Jahr Tausende Touristen an. Auf der rund 40 Meter langen Leiter schwebt der Kletterer rund 100 Meter über einer Schlucht. dpa
Die spektakuläre Himmelsleiter am Donnerkogel (Österreich) lockt jedes Jahr Tausende Touristen an. Auf der rund 40 Meter langen Leiter schwebt der Kletterer rund 100 Meter über einer Schlucht.
Die spektakuläre Himmelsleiter am Donnerkogel (Österreich) lockt jedes Jahr Tausende Touristen an. Auf der rund 40 Meter langen Leiter schwebt der Kletterer rund 100 Meter über einer Schlucht.

„An manchen Sommertagen stehen 50 Leute an der Einstiegsstelle“, sagt Arnold. Einige hätten dem Alpinpolizisten zufolge nicht einmal die unbedingt nötige Klettersteigausrüstung dabei. Auf Instagram sind Posts zu finden, an denen sich Wagemutige aus Gründen der Selbstinszenierung mit nur einem Arm an eine Sprosse hängen. „Es gibt immer Nachahmer“, kritisiert Arnold das Verhalten. Zuletzt starb ein Brite auf dem Steig, andere Touristen mussten erschöpft geborgen werden.

Haarscharf an Häusern entlang: Die „Train Street“ in Vietnam

Offiziell ist die berühmte „Train Street“ in Vietnams Hauptstadt Hanoi seit Jahren für Besucher gesperrt. Dennoch überwinden Touristen immer wieder die Barrieren mit großen Warnschildern, um an der fotogenen Zugtrasse – die zwischen engen Häuserblocks hindurchführt – Selfies zu schießen.

In der Vergangenheit gab es mehrmals Zwischenfälle: Einmal musste ein Zug eine Notbremsung machen, um nicht mit Besucherscharen zu kollidieren. 2022 war ein Urlauber aus Südkorea von einem langsam fahrenden Zug gestreift worden. Er hatte Glück und wurde nur leicht verletzt.

Zwei Touristen machen Selfies vor der abgesperrten „Train Street“ in Hanoi. dpa
Zwei Touristen machen Selfies vor der abgesperrten „Train Street“ in Hanoi.
Zwei Touristen machen Selfies vor der abgesperrten „Train Street“ in Hanoi.

Ein Rückblick: Angezogen von spektakulären Fotos im Internet waren seit 2018 immer mehr Schaulustige angereist. Die „Train Street“ wurde zum Instagram-Hotspot. Cafés und Souvenirstände öffneten, Anwohner bauten Essensstände auf, Restaurants stellten in der „zugfreien“ Zeit sogar Tische direkt auf die Schienen. Schließlich sperrten die Behörden die Sehenswürdigkeit wegen der großen Gefahren.

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Die Zugtrasse stammt aus der französischen Kolonialzeit. Noch heute spielt sie eine wichtige Rolle für einheimische und ausländische Reisende. Wenn ein Zug kommt, werden die Barrieren kurzzeitig abgebaut.

Reißende Fluten: Die Iguazu-Wasserfälle in Südamerika

Die weltberühmten Iguazu-Wasserfälle an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien sind eines der gigantischsten Naturwunder der Welt. Schon von Weitem hört man das Grollen der 20 größeren und mehr als 250 kleineren Wasserfälle, die zu einer der wichtigsten Touristenattraktionen der Region gehören. Auf den Rundwegen warnen Hinweisschilder vor dem Klettern auf den Geländern. Doch einige Touristen scheint das für das vermeintlich perfekte Foto nicht abzuschrecken – 2022 mit fatalen Folgen.

Vom Geländer einer solchen Aussichtsplattform an den Iguazu-Wasserfällen in Brasilien stürzte ein leichtsinniger Selfie-Fotograf ab und verunglückte tödlich. dpa
Vom Geländer einer solchen Aussichtsplattform an den Iguazu-Wasserfällen in Brasilien stürzte ein leichtsinniger Selfie-Fotograf ab und verunglückte tödlich.
Vom Geländer einer solchen Aussichtsplattform an den Iguazu-Wasserfällen in Brasilien stürzte ein leichtsinniger Selfie-Fotograf ab und verunglückte tödlich.

Ein Besucher setzte sich auf eines der Geländer, um ein Foto zu machen, wie Feuerwehrmann Walter Barreiro in einem Interview des argentinischen Nachrichtensenders „TN“ erzählt. „Der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel in den Fluss.“ Die Wassermassen hätten ihn in Sekundenschnelle unter Wasser gezogen. Der durchschnittliche Wasserdurchfluss beträgt nach Angaben des Parks 1,8 Millionen Liter Wasser pro Sekunde.

Gefährliche Schönheiten: Fjordlandschaften und Islands Naturspektakel

Die weite und spektakuläre Natur Skandinaviens zieht jedes Jahr Millionen Touristen an. Norwegens Fjordlandschaften und Hunderte Meter hohe Felskanten oder Islands Wasserfälle sind wie gemacht für die Jagd nach dem perfekten Schnappschuss.

Spektakuläre Serie-Kulisse: Die Klippe des Preikestolen in Norwegen fällt 604 Meter senkrecht in den Fjord ab. IMAGO/Pond5 Images
Spektakuläre Serie-Kulisse: Die Klippe des Preikestolen in Norwegen fällt 604 Meter senkrecht in den Fjord ab.
Spektakuläre Serie-Kulisse: Die Klippe des Preikestolen in Norwegen fällt 604 Meter senkrecht in den Fjord ab.

Wagemutige werden im hohen Norden zum Beispiel von hohen Klippen und Gesteinsformationen angezogen, etwa dem Preikestolen und dem Kjeragbolten in Norwegen oder der Steinbrücke im isländischen Arnarstapi. Gefahr droht auf dem Gestein vor allem immer dann, wenn es – wie so häufig in Skandinavien – regnet, stürmt oder schneit.

Noch ein atemberaubendes Fotomotiv aus Norwegen: Der Kjeragbolten ist ein Gesteinsbrocken, der in einer Felsspalte 1000 Meter über dem Lysefjord klemmt. IMAGO/imagebroker
Noch ein atemberaubendes Fotomotiv aus Norwegen: Der Kjeragbolten ist ein Gesteinsbrocken, der in einer Felsspalte 1000 Meter über dem Lysefjord klemmt.
Noch ein atemberaubendes Fotomotiv aus Norwegen: Der Kjeragbolten ist ein Gesteinsbrocken, der in einer Felsspalte 1000 Meter über dem Lysefjord klemmt.

Auf Island erzählt man sich haarsträubende Geschichten von leichtsinnigen Touristen, die für Fotos über Absperrungen steigen und wahlweise zu nah an Abgründen, Schluchten, Wasserfällen oder Geysiren posieren. So zum Beispiel auch im äußerst fotogenen Vulkangebiet auf der südwestisländischen Reykjanes-Halbinsel. Nach dem jüngsten Ausbruch Ende vergangenen Jahres nahe dem Ort Grindavík musste ein Mann der Polizei zufolge mit einem Hubschrauber gerettet werden, nachdem er sich allein auf die lange und aufreibende Wanderung zum Eruptionsort gemacht hatte. Bei einem vorherigen Ausbruch sorgten Fotos von Schaulustigen, die gar in die unmittelbare Nähe eines Kraters geklettert waren, dafür, dass die Behörden die Gegend vorübergehend für die Öffentlichkeit schlossen.

Bloß nicht ausrutschen: Die Steinbrücke bei Arnarstapi ist ein beliebtes Fotomotiv in Island. dpa
Bloß nicht ausrutschen: Die Steinbrücke bei Arnarstapi ist ein beliebtes Fotomotiv in Island.
Bloß nicht ausrutschen: Die Steinbrücke bei Arnarstapi ist ein beliebtes Fotomotiv in Island.

Um Reisende für die Risiken der isländischen Natur zu sensibilisieren, hat die Tourismusbehörde Visit Iceland vor einigen Jahren eine besondere Kampagne gestartet: Touristen können den „Icelandic Pledge“ abgeben, eine Art Online-Gelübde, keine Dummheiten während der Island-Reise zu begehen. In Regel Nummer Drei heißt es dabei: „Ich werde zum Sterben schöne Fotos machen, ohne für sie zu sterben.“

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