Franko, Rene, Peter, Bernd, Stephan, Kalla und Herbert aus Köln haben sich am Strand von Arenal zum Gruppenfoto aufgestellt.
  • Franko, Rene, Peter, Bernd, Stephan, Kalla und Herbert aus Köln haben sich am Strand von Arenal zum Gruppenfoto aufgestellt.
  • Foto: picture alliance/dpa | Clara Margais

„Wie sollen wir so jemanden kennenlernen?“ Am Ballermann herrscht Frust

Das Wetter ist top, das Wasser warm, die Kneipen wieder geöffnet: Vor wenigen Wochen liefen auf Mallorca die strengen Feier-Verbote aus – ist jetzt alles wieder wie früher? Nicht ganz. Vor allem eines wird schmerzhaft vermisst.

Deutsch wird an der Playa de Palma ohnehin viel gesprochen – derzeit ist aber besonders viel Kölsch zu hören. An vielen Orten kann man Trikots, Banner oder Fahnen des 1. FC Köln entdecken. „Es ist Kölner Woche. Das ist jedes Jahr die zweite Septemberwoche“, sagt ein Urlauber, der gemeinsam mit Freunden am Strand schon zu früher Stunde am Alkoholpegel arbeitet. Seit 40 Jahren reist die selbsternannte „Interessengemeinschaft“ jedes Jahr auf die spanische Insel. Seit Beginn der Pandemie ist es das erste Mal.

Besonders auf dem berüchtigten Ballermann tummeln sich jetzt wieder viele Leute, das Wetter lädt bei 30 Grad zum Sonnenbaden ein. Doch etwas vermissen viele der Urlauber noch: das Tanzen.

„Wir sind nur Männer. Wie sollen wir so jemanden kennenlernen?“

Die Regionalregierung hat das seit Ende Juli geltende nächtliche Versammlungsverbot zwar wieder aufgehoben, doch die Tanzflächen der Bars bleiben geschlossen. Auch Diskos sind noch dicht. „Da kommt keine Partystimmung auf“, meint einer aus der Kölner Gruppe. „Wir sind nur Männer. Wie sollen wir so jemanden kennenlernen?“


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Der Sprecher des Reiseanbieters „Tui“, Aage Dünhaupt, ist dennoch zufrieden: „Natürlich beeinflussen zusätzliche Freiheiten im Urlaubsort die Reiselust positiv. Viel wichtiger sind aber die Lockerungen bei der Ein- und Ausreise“, sagte er. Viele Flieger aus Deutschland starteten zuletzt „jeden Tag fast ausgebucht“.

Beatrice Ciccardini, Wirtin der Bar „Zur Krone“, sehnt trotzdem die Aufhebung des Tanzverbots herbei. „Es ist eine Katastrophe“, sagt sie und befürchtet illegale Trinkgelage großer Gruppen im Freien. „Die Bars müssen nachts öffnen dürfen, damit die Leute einen Ort haben, wo sie hingehen können“, fordert Ciccardini mit Blick auf den weiterhin ab zwei Uhr morgens geltenden „Zapfenstreich“.

Feier-Verbote aufgehoben: (Fast) alles wie immer am Ballermann

In den Bars werden die Kunden an Tischen zusammengesetzt, damit möglichst kein Platz frei bleibt. Sicherheitsleute kontrollieren dabei streng, dass niemand tanzt oder von Tisch zu Tisch geht. „Es ist übertrieben. Am Tisch sitzt man mit fremden Leuten zusammen, doch wenn ich Pipi gehe, muss die Maske unbedingt auf sein“, sagt ein älterer Herr. „Aus dem Alter, dass ich die ganze Nacht Party machen muss, bin ich zwar raus, das Tanzen fehlt mir aber sehr. Ich tanze gerne.“ Zwei Rentner wussten sich da besser zu helfen: „Wir haben einfach die Möbel vom Balkon geräumt und einen Discofox hingelegt.”

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Von einer Sommersaison, die „unendlich besser als erwartet“ gewesen sei, sprach die balearische Regionalpräsidentin Francina Armengol dieser Tage. Auf Mallorca ist man nun aber auch auf ein gutes Herbstgeschäft angewiesen, damit die Erholung nach den schwersten Pandemie-Monaten nicht im Keim erstickt.

Wenn es mit den Corona-Zahlen so weitergeht, werden sicherlich auch die Tanzflächen wieder öffnen. Mallorca und Spanien haben mit die höchste Impfquote überhaupt. Und derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 64 – niedriger als bei uns. (ncd/dpa)

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