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Beirut nach der schweren Explosion im August 2020.
  • Beirut nach der schweren Explosion im August 2020.
  • Foto: picture alliance/dpa | Marwan Naamani

Studie: So beeinflussen sich Katastrophen auf der Welt gegenseitig

Jahr für Jahr erleben wir auf der Welt immer schlimmer werdende Katastrophen – von Hurrikans über Hitzewellen bis hin zu Waldbränden. Ein Bericht verdeutlicht nun konkreter, wie all diese Ereignisse zusammenhängen und weshalb die Corona-Pandemie eine Art Katastrophen-Katalysator ist.

Bittere Kälte in Texas, brennende Wälder am Amazonas, eine Hitzewelle in der Arktis: Auch weit über den Globus verstreut auftretende Katastrophen haben einem neuen Bericht der Universität der Vereinten Nationen zufolge klare Verbindungen zueinander. Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler:innen nach der genaueren Analyse.

Dabei wurden insgesamt zehn verheerenden Ereignissen aus den Jahren 2020 und 2021 näher untersucht, bei denen die Wissenschaftler:innen auf vielfältige Beziehungen stießen. Die vom Menschen verursachten Katastrophen seien miteinander verbunden, bauen aufeinander auf und schaffen die Basis für künftige Katastrophen, erklärte die Universität am Mittwoch in Bonn.

UN-Studie zu menschengemachten Katastrophen

Zu den untersuchten Katastrophen zählten etwa die Kältewelle in Texas, die Heuschreckenplage am Horn von Afrika, aber auch die Corona-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut. „Wir haben sehr unterschiedliche Ereignisse herausgepickt“, sagte Zita Sebesvari, leitende Wissenschaftlerin an der Universität der Vereinten Nationen. „Wir wollten bewusst nicht nur Ereignisse auswählen, die offensichtlich mit dem Klimawandel zu tun haben.“

Ein Großteil der Katastrophen sei dennoch auf das Klima zurückzuführen. Die Autorinnen und Autoren nennen etwa die Hitzewelle in der Arktis und die Kältewelle in Texas. Die steigenden Temperaturen in der Arktis destabilisierten den Polarwirbel, eine sich drehende Masse kalter Luft über dem Nordpol. Dadurch könne kältere Luft in Richtung Nordamerika strömen. Temperaturveränderungen in der Arktis beeinflussten damit weit entfernte Orte – so auch den US-Bundesstaat Texas mit seinem normalerweise warmen Klima.

Die Corona-Pandemie als Katalysator der Klimakrise?

Zugleich verdeutlicht der Report, wie sich Katastrophen gegenseitig verstärken können, und nennt dabei das Beispiel der Corona-Pandemie und des Zyklons Amphan. Als der Zyklon die Grenzregion zwischen Indien und Bangladesch traf, vermieden viele Menschen aus Sorge um Abstand und Hygiene den Weg in Schutzunterkünfte. Stattdessen harrten sie an gefährlichen Orten aus. Währenddessen zerstörte der Zyklon Gesundheitszentren, woraufhin die Covid-19-Zahlen in die Höhe schnellten.

Menschen in Schutzkleidung, darunter Angestellte eines Krankenhauses, ziehen ein Boot mit Menschen durch die Fluten in Mexiko (Symbolbild). picture alliance/dpa/IMSS | Ariel Silva
Menschen werden in einem Boot aus den Fluten gerettet (Symbolbild).
Menschen in Schutzkleidung, darunter Angestellte eines Krankenhauses, ziehen ein Boot mit Menschen durch die Fluten in Mexiko (Symbolbild).

Auch bei der Bekämpfung der Heuschreckenplage in Afrika spielte Corona den Angaben zufolge eine Rolle. „Corona hat dazu geführt, dass notwendiges Material zur Bekämpfung der Plage verspätet oder gar nicht ankam. Auch Experten konnten nicht oder nur verspätet in die Krisenregion reisen“, erklärte Wissenschaftlerin Sebesvari.

In Beirut erschwerte die Pandemie ebenfalls die Bewältigung der Folgen der Hafen-Explosion. Die Krankenhäuser waren bereits mit den Corona-Patienten gefüllt. Corona war eine Art Katastrophen-Katalysator.

Drei Ursachen für die meisten Katastrophen

Der Bericht „Interconnected Disaster Risks“ nennt drei konkrete Ursachen, die für die meisten untersuchten Katastrophen verantwortlich gewesen seien: Treibhausgase, ein unzureichendes Katastrophenrisiko-Management und eine nicht ausreichende Abwägung von Umweltkosten und -nutzen bei politischen Entscheidungen. „Jede Katastrophe ist am Ende menschengemacht. Es gibt in diesem Sinne auch keine Naturkatastrophen. Es gibt nur Naturgefahren“, sagte Wissenschaftlerin Sebesvari. Es komme darauf an, „wie der Mensch mit ihnen umgeht.“

Das Positive aus Sicht der Autorinnen und Autoren: Nicht nur die Probleme sind miteinander verbunden, sondern auch die Lösungen. Weniger Treibhausgase könnten „weitreichende positive Auswirkungen“ haben. Auch könne jeder Einzelne mit seinem Verhalten Katastrophen beeinflussen. Ein Beispiel dafür sind die gelegten Waldbrände am Amazonas. Um Soja als Futtermittel für die Nachfrage nach Fleisch anzubauen, werde dort per Brand gerodet.

Jeder trägt Verantwortung für Vorsorge vor Katastrophen

Man wolle nicht die Verantwortung auf jeden Einzelnen abwälzen, erklärte Wissenschaftlerin Sebesvari, doch jeder könne etwas dazu beitragen. „Dazu zählt etwa, weniger Fleisch zu essen oder Auto zu fahren.“ Ebenso wichtig sei, seine Verantwortung für Katastrophenvorsorge wahrzunehmen: „Man sollte zum Beispiel wissen, ob man in einem Gebiet lebt, das hochwassergefährdet ist.“ (mp/dpa)

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