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  • Der Totimpfstoff Valneva ist in der EU noch nicht zugelassen.
  • Foto: imago/Sven Simon

Totimpfstoffe: Warum ausgerechnet viele Impfskeptiker darauf setzen

Corona-Patienten sterben auf Intensivstationen, Genesene berichten von schlimmen Langzeitfolgen, die 2G-Regel schränkt Ungeimpfte erheblich ein. Und trotzdem: Noch immer wollen sich vergleichsweise viele Deutsche nicht impfen lassen. Sie misstrauen den neuen Vakzinen – und setzen auf klassische Totimpfstoffe.

Biontech, Moderna, AstraZeneca, Johnson und Johnson: Für viele Corona-Geimpfte ist die hartnäckige Skepsis ihrer Mitmenschen gegenüber den geprüften, zugelassenen und von Experten empfohlenen Impfstoffen unverständlich.

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums aus dem Herbst legt jedoch nahe, dass nicht jeder Impfskeptiker gleich ein genereller Verweigerer ist. Mit Wurst und Geld sind sie allerdings nicht zu locken: Vielmehr erklärten 56 Prozent der Teilnehmer, dass ihre Impfbereitschaft steigen würde, wenn die Vakzine „klassische“ Totimpfstoffe wären.

Umfrage: Totimpfstoffe würde Impfbereitschaft steigern

Doch was sind Totimpfstoffe? Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt: Totimpfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger. Diese können sich demnach nicht mehr vermehren und keine Infektion auslösen. Bekannte Totimpfstoffe sind beispielsweise die gegen Tetanus, Keuchhusten oder Diphtherie.

Gegen das Coronavirus gibt es zwei Impfstoffe, die oft als Totimpfstoffe bezeichnet werden: Novavax und Valneva. Impfskeptiker hoffen auf diese Vakzine, doch bisher sind sie in der EU nicht zugelassen. Die Crux: Strenggenommen ist nur Valneva ein klassischer Totimpfstoff.


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Florian Krammer, Professor für Impfstoffkunde, ärgert sich über die oft anzutreffende Ungenauigkeit auf Twitter: „Kann man bitte aufhören, den Impfstoff von Novavax als Totimpfstoff zu bezeichnen? Es ist ein rekombinanter Proteinimpfstoff.“

Bedeutet: Für diesen Impfstoff wird das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus verwendet und in großer Zahl in Insektenzellen reproduziert. Nach der Impfung bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Protein und kann so gegen eine Erkrankung angehen. Damit die Immunabwehr verstärkt wird und möglichst viele neutralisierende Antikörper produziert werden, wird ein Wirkverstärker hinzugefügt. Der Vorteil der Impfung: Das Immunsystem kann direkt nach der Impfung mit der Antikörper-Bildung beginnen.

Valneva-Chef rät derzeit zu Impfstoff anderer Hersteller

Valneva hingegen ist tatsächlich ein Totimpfstoff mit inaktivierten Viren. Diese Impfstofftechnologie wird bereits seit knapp 70 Jahren eingesetzt und gilt als bewährtes Verfahren mit sehr hoher Sicherheit. Die Technologie komme auch bei den meisten Grippe-Impfstoffen und vielen Impfstoffen für Kinderkrankheiten zum Einsatz, wie die EU-Kommission kürzlich erklärte. Valneva wird derzeit in Europa in klinischen Studien getestet, hieß es. Das Problem: Bis der Impfstoff hier auf den Markt kommt, kann es noch Wochen oder sogar Monate dauern.

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Zeit, die wir nicht haben. Die Delta-Infektionswelle ist noch nicht überstanden, die Omikron-Welle baut sich bereits drohend auf. Selbst Valneva-Chef Thomas Lingelbach erzählt im „Spiegel“-Gespräch, er empfehle seinen Bekannten aufgrund der derzeitigen Lage, die bereits zugelassenen Impfstoffe der anderen Hersteller zu nehmen. „Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten“, sagte er. „Das wäre ethisch inakzeptabel.“

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