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Dieses undatierte von OceanGate Expeditions herausgegebene Foto zeigt das Tauchboot „Titan“, mit dem die Wrackstelle der „Titanic“ besucht wird.
  • Dieses von OceanGate Expeditions herausgegebene Foto zeigt das Tauchboot „Titan“, mit dem die Wrackstelle der „Titanic“ besucht wird.
  • Foto: picture alliance/dpa/PA Media | Oceangate Expeditions

U-Boot-Drama im Atlantik: Implodierte die „Titan“ schon am Sonntag?

Es ist ein Drama, das sich in mehreren Tausend Metern Tiefe im Atlantik ereignet hat: Das tagelange Bangen um die fünf Menschen an Bord der „Titan“ hat ein trauriges Ende gefunden. Nach fieberhafter Suche wurden nun Trümmerteile nahe dem Wrack der Titanic entdeckt. Für die Besatzung gibt es damit keine Hoffnung mehr. Implodierte das U-Boot schon vor einigen Tagen?

Nach tagelanger fieberhafter Suche geht die US-Küstenwache vom Tod der fünf Insassen des nun im Atlantik entdeckten Tauchboots aus. Die in der Nähe des „Titanic“-Wracks gefundenen Trümmerteile gehörten zur verschollenen „Titan“, teilte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag (Ortszeit) in Boston mit. Damit gebe es keine Überlebenschance für die Vermissten mehr. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus.

„Titan“: Retter finden fünf große Trümmerteile

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der „Titanic“ entfernt auf dem Meeresboden in rund 3800 Meter Tiefe gefunden, wie die Küstenwache mitteilte. Insgesamt seien fünf große Trümmerteile entdeckt worden. Sie deuteten auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

Paul Hankins, ziviler Auftragnehmer der U.S. Navy und Leiter der Bergungsarbeiten dpa/AP | Steven Senne
Paul Hankins, ziviler Auftragnehmer der U.S. Navy und Leiter der Bergungsarbeiten
Paul Hankins, ziviler Auftragnehmer der U.S. Navy und Leiter der Bergungsarbeiten

Zum Zeitpunkt der Implosion könne die Küstenwache noch keine Angaben machen. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein „katastrophales Ereignis“ wahrgenommen. „Ich weiß, dass es eine Menge Fragen dazu gibt – wie, warum und wann genau das passiert ist“, sagte Mauger.

US-Navy registrierte Implosion schon am Sonntag

Ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy hat US-Berichten zufolge die Implosion des Tauchboots „Titan“ bereits am Sonntag registriert. „Die US-Marine führte eine Analyse der akustischen Daten durch und entdeckte eine Anomalie, die auf eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung des Einsatzorts des Titan-Tauchboots zurückzuführen war, als die Kommunikation unterbrochen wurde“, sagte ein Sprecher dem Sender ABC. Zuvor hatte auch die Zeitung „Wall Street Journal“ darüber berichtet.

Die Küstenwache kündigte an, ihre Suche nun zurückfahren. „Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen“, sagte Mauger weiter. Die Operationen auf dem Meeresboden würden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert.

Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des vermissten Tauchboots „Titan“ von OceanGate Expeditions mit den damals reisenden Passagieren. picture alliance/dpa/PA Media | American Photo Archive/Alamy
Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des vermissten Tauchboots «Titan» von OceanGate Expeditions mit den damals reisenden Passagieren.
Dieses von American Photo Archive zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Innenraum des vermissten Tauchboots „Titan“ von OceanGate Expeditions mit den damals reisenden Passagieren.

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des „Titanic“-Wracks um eine „unglaublich unversöhnliche Umgebung“, teilte die Küstenwache mit.

An Bord der „Titan“ waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurers Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.

„Monsieur Titanic“: Tot nahe des Luxusliner-Wracks

Nargeolet, der auch „Monsieur Titanic“ genannt wurde, galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. „Sein zweites Zuhause war das Meer, er fühlte sich dort so wohl“, sagte sein Stiefsohn John Paschall dem Sender CBS News. „Ich denke, es bedeutet sehr viel, dass er seine letzten Momente in der Nähe eines Ortes verbracht hat, die ihm so viel bedeutet hat.“

Die Familie von Harding, der mehrere Guinness-Weltrekorde hielt und bereits ins All gereist war, teilte mit: „Was er in seinem Leben erreicht hat, war wirklich bemerkenswert, und wenn wir aus dieser Tragödie einen kleinen Trost schöpfen können, dann ist es, dass wir ihn bei dem, was er liebte, verloren haben.“

Das „Titan“-U-Boot des Unternehmens OceanGate Expeditions. OceanGate Expeditions/AP/dpa
U-Boot unter Wasser
Das „Titan“-U-Boot des Unternehmens OceanGate Expeditions.

Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die „Titan“ war auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen „Titanic“. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mit Hilfe weiterer Länder eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Im Einsatz waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Spezialausrüstung.

Britischer Außenminister drückt Beileid aus

Unterwassergeräusche hatten zwischenzeitlich Hoffnungen auf ein Überleben der Insassen der „Titan“ geschürt. Die US-Küstenwache teilte nun mit, dass es wohl keinen Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Lauten und dem Fundort der Trümmer gegeben habe.

Der britische Außenminister James Cleverly drückte den Angehörigen der Opfer im Namen der Regierung sein Beileid aus. Sie stehe den betroffenen Familien bei, schrieb er auf Twitter. 

Kosten für Atlantik-Expedition: 250.000 Euro pro Person

Auch die „Titan“-Betreiberfirma Oceangate kondolierte den Familien. Die fünf Männer an Bord seien „echte Forschungsreisende“ gewesen, mit „speziellem Abenteuergeist und einer tiefen Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Meere der Welt“. Man trauere und sei mit den Herzen bei den Angehörigen, hieß es weiter. Auch für die Mitarbeiter sei es eine „extrem traurige Zeit“.

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise – die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar (229.000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur „Titanic“ selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.

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Die „Titanic“ war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot erwarten Experten Konsequenzen. „Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben, und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden“, sagte der Chef der auf „Titanic“-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, dem Sender CNN. (dpa/mp)

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