Ein riesiger Stapel Akten auf einem Schreibtisch (Symbolbild).

Ein Stapel Akten auf einem Schreibtisch (Symbolbild). Foto: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

2024: Bürokratie kostet deutsche Wirtschaft 67 Milliarden Euro

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Bürokratie kostet Firmen Milliarden. In der Pharmaindustrie wird jede fünfte Arbeitsstunde für Vorschriften aufgewendet, warnt der Branchenverband VFA. Er sieht aber auch eine Chance für den Standort.

Die Bürokratie in Deutschland hat die Wirtschaft 2024 gut 67 Milliarden Euro gekostet. Das zeigt eine neue Studie des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Summe entspreche rund eineinhalb Prozent der Wirtschaftsleistung.

Bürokratie: Hohe Kosten wegen hoher Arbeitszeit

Bürokratie verringere die Produktivität und binde Mittel, die nicht anderweitig eingesetzt werden könnten, etwa in Forschung und Entwicklung oder in der Produktion. „Es ist deshalb ein Standortvorteil, wenn bürokratische Prozesse mit möglichst geringem Aufwand umgesetzt werden können – beispielsweise automatisiert und digital“, schreibt der VFA. Und warnt: „Umgekehrt verlieren Standorte mit hohen bürokratischen Lasten an Attraktivität.“

Die Kosten seien konservativ geschätzt und fielen dem Verband zufolge fast ausschließlich wegen der Arbeitszeit an, die für Bürokratie nötig sei. In der Pharmabranche werde schon jede fünfte Arbeitsstunde für die Erfüllung von Dokumentations- und Berichtspflichten aufgewendet, heißt es in dem Papier, das der VFA am heutigen „Tag der innovativen Gesundheitswirtschaft“ in Berlin vorlegt. Im Blickpunkt steht der Erfüllungsaufwand. Finanzielle Vorteile für Unternehmen durch Bürokratie wurden dem nicht gegenübergestellt.

Bürokratie soll modernisiert werden

Bürokratie sei kein Selbstzweck, sondern sichere Qualität, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit, heißt es in dem Papier. Dies sei Voraussetzung für eine regelbasierte Marktwirtschaft. Ziel sei daher nicht Deregulierung, betont VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen, sondern eine Modernisierung, die Prozesse einfacher, digitaler und schneller mache. „Eine schlanke, international kompatible Bürokratie kann Deutschland von einem Hemmschuh zu einem Standortvorteil machen.“

Der Großteil der Kosten, rund 51 Milliarden Euro, entfällt laut VFA auf allgemeine Vorschriften. Dazu zählen arbeitsrechtliche oder steuer- und handelsrechtliche Vorgaben, etwa für die Abwicklung der Lohnbuchhaltung oder Nachweispflichten aus der Unternehmensbesteuerung.

Pro Beschäftigtem fallen jährlich 1400 Euro an

Rund ein Viertel aller Bürokratielasten (etwa 16 Milliarden Euro 2024) entstünden durch branchenspezifische Regulierung. Am meisten Vorschriften gebe es bei Finanzdienstleistungen, etwa für den Verbraucherschutz. 

Der zweitgrößte branchenspezifische Kostenblock entfalle auf die Industrie mit 2,5 Milliarden Euro Aufwand. Pro Beschäftigten fallen in der Industrie den Angaben zufolge jährlich gut 1400 Euro für die Erfüllung bürokratischer Pflichten an.

Pharmabranche streng reguliert – und besonders betroffen

Die Pharmaindustrie ist laut VFA besonders von Bürokratie betroffen, auch wegen Vorgaben zum Patientenschutz. Je Beschäftigtem lägen die Bürokratiekosten mehr als zwölfmal so hoch wie im Industriedurchschnitt. Seit 2012 hätten sich die Pharma-Bürokratiekosten auf fast 2,5 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Haupttreiber seien komplexere Informationspflichten wie Prüfprotokolle, Kennzeichnungen und Packungsbeilagen. 

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Umgekehrt wirken aber Entlastungen, etwa durch den Abbau von Doppelregulierungen, überproportional. „Gerade in der Pharmaindustrie mit globalen Wertschöpfungsketten kann effiziente Regulierung dazu führen, dass Unternehmen Forschung, Entwicklung und Produktion bevorzugt in Deutschland ansiedeln.“ (dpa/mp)

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