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Eine Mutter geht neben ihrem Kleinkind.
  • Besonders Minderjährige trifft die Armut hart.
  • Foto: (c) dpa

Studie: So krass werden Alleinerziehende finanziell abgehängt

Wer allein Kinder erzieht, kann oft trotz Arbeit keine gesicherte Existenz aufbauen. Laut einer neuen Studie trifft Alleinerziehende Einkommensarmut überproportional. Und Corona macht es noch schlimmer.

Die Alleinerziehende Nina aus Düsseldorf arbeitet 28 Stunden die Woche im Einzelhandel, verdient netto 990 Euro. Das reicht nicht für sie, ihren Sohn (8) und die Tochter (19). Der Ex-Partner zahlt keinen Unterhalt. Sie muss also aufstocken, bekommt jeden Monat im Schnitt 800 Euro Hartz IV dazu. Und wie der 41-Jährigen geht es vielen.

34 Prozent der alleinerziehenden Familien bezogen 2020 Hartz IV

Knapp 43 Prozent aller Ein-Eltern-Familien gelten als einkommensarm, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung für die Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Bei Paar-Familien mit einem Kind sind es neun Prozent, mit zwei Kindern trifft das für elf Prozent zu. 

Die jetzt vorgestellte Studie stellt Daten zur relativen Einkommensarmut von 2019 und zum Harzt-IV-Bezug von 2020 nebeneinander – das sind die jeweils aktuellsten Zahlen. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte verfügen. Die Grenze lag 2019 für eine Alleinerziehende mit einem Kind bei 1396 Euro.

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Das Armutsrisiko für Alleinerziehende – zu 88 Prozent sind es Frauen – und ihre Kinder verharre auf hohem Niveau, sagt Studienautorin und Sozialrechtlerin Anne Lenze von der Hochschule Darmstadt. 2020 bezogen rund 34 Prozent der alleinerziehenden Familien Hartz IV. Ihr Anteil liegt damit fast fünfmal höher als bei Paar-Familien.

Minderjährige sind besonders stark betroffen

Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband sind Kinder und Jugendliche in erheblichem Ausmaß von Armut betroffen. Binnen zehn Jahren sei die Armutsquote Heranwachsender von 18,2 auf 20,5 Prozent (2019) geklettert – mit nun rund 2,8 Millionen betroffenen Minderjährigen. „Es ist beschämend und erschütternd, wie sich Kinderarmut in diesem reichen Land verschärft und verhärtet“, sagt Joachim Rock von der Forschungsstelle des Verbands. 

Die Realität heißt laut Bertelsmann Stiftung nicht selten: Arm trotz Arbeit. Unter alleinerziehenden Müttern sind 71 Prozent berufstätig, fast die Hälfte arbeitet in Vollzeit oder vollzeitnah. Unter den alleinerziehenden Harzt-IV-Beziehern sind 40 Prozent erwerbstätig – kämen also ohne zusätzliches Geld vom Amt nicht über die Runden. 

Niedriglohnsektor: Corona verstärkt Existenzängste

Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) beobachtet seit Corona zudem verstärkt Existenzängste. Häufig seien alleinerziehende Mütter im Niedriglohnsektor tätig, schildert die VAMV-Vorsitzende Daniela Jaspers. „Verdienstausfälle hauen da voll rein. Rücklagen haben Alleinerziehende meist nicht.“ Vom Kurzarbeitergeld könnten sie kaum leben. Kinderbonus oder -krankengeld machten sich fast nicht bemerkbar. Wenn Frauen für die Erziehung beim Job reduzierten, brauche es nach einer Trennung finanziell ausgleichende „Solidarität“ im Unterhaltsrecht. Derzeit baden Frauen die Folgen nach der Trennung oft alleine aus, moniert auch Lenze. 

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Viele fordern nun ein Teilhabegeld für Kinder, was ihnen ein gutes Aufwachsen sichern und dafür alle finanziellen Leistungen bündeln soll. Lenze rechnet in der nächsten Legislatur mit einem Einstieg in eine solche Kindergrundsicherung. (ilk/dpa)

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