Zahlreiche Menschen baden an einem griechischen Strand.
  • Für Griechenlands Wirtschaft ist der Tourismus sehr wichtig.
  • Foto: (c) dpa

Steigende Infektionszahlen: Griechenland bangt um den Sommer

Der Blick auf die Corona-Zahlen sorgt derzeit in Griechenland für besorgte Blicke: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei fast 161. Die Regierung verhängt nun wieder härtere Regeln und eine partielle Impfpflicht. Die Angst ist groß, dass die Lage ausgerechnet während der Urlaubssaison außer Kontrolle gerät.

„Ende August werden wir wieder 1000 neue Fälle am Tag haben“: Die Prognose von Corona-Experte Dimosthenis Sarigiannis klang düster. Der Professor aus Thessaloniki äußerte sie Anfang Juli im Interview mit dem Sender Antenna. Die Realität sieht noch deutlich düsterer aus: Schon jetzt, Mitte Juli, wurde seine Prognose bei Weitem übertroffen. Gestern registrierte Griechenland gut 2900 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Und der Trend zeigt weiter nach oben – auch bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Sie lag vor zwei Wochen noch unter 30 – inzwischen hat sie sich auf 160,8 mehr als verfünffacht.

Das Nachtleben ist Schuld an den steigenden Zahlen

Wie kommen die hohen Werte zustande? Der für das Land so wichtige Tourismus soll nicht schuld sein, bekräftigte erst am Mittwoch der zuständige Minister Haris Theoharis auf einer Hotelierskonferenz: „Der Anstieg der Infektionen hat nichts mit dem Tourismus zu tun.“ In der Tat gelten für Einreisende strenge Regeln: Ohne Impfnachweis oder Negativ-Test geht nichts.

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Wie ist der Anstieg dann zu erklären? Expert:innen sind sich einig, dass vor allem das Nachtleben schuld ist. Die Zahlen waren in die Höhe geschnellt, nachdem landesweit umfassende Lockerungen in Kraft traten. Dazu passt, dass sich derzeit überwiegend jüngere Menschen infizieren: „Das durchschnittliche Alter der neu Erkrankten beträgt 27 Jahre, es wurden Hunderte Fälle im Zusammenhang mit Unterhaltungsbetrieben gemeldet“, sagte Zivilschutzchef Nikos Chardalias. 

Griech:innen demonstrieren gegen die partielle Impfpflicht

Die Regierung reagierte: Ab sofort dürfen die Menschen in Gaststätten nur noch sitzen, nicht mehr beisammenstehen oder gar tanzen. Bei Verstößen drohen den Betrieben harte Strafen: Bußgelder, mehrtägige Sperren und sogar Lizenzentzug. Auch für Ungeimpfte wurden die Regeln verschärft: Wer nicht immunisiert ist, darf sich künftig nicht mehr in Innenräumen von Gastronomie- und Kulturbetrieben aufhalten. Zudem verhängte die Regierung eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitssektor, der Altenpflege und beim Militär. 

Tausende Menschen demonstrierten in Griechenland gegen die partielle Impfpflicht. ---/AP/dpa
Tausende Menschen demonstrierten in Griechenland gegen die partielle Impfpflicht.
Tausende Menschen demonstrierten in Griechenland gegen die partielle Impfpflicht.

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Das brachte Tausende Griech:innen auf die Palme: Rund 4000 Menschen demonstrierten am Mittwoch vor dem Parlament in Athen gegen die Maßnahmen. Auch in Thessaloniki und auf Kreta gab es Proteste. „Es wird für uns (Verweigerer) immer enger. Wir haben das Recht, uns nicht impfen zu lassen“, sagten Demonstrierende zu Reporter:innen vor Ort.

Noch viele ungeimpfte Menschen in Griechenland

Die Regierung sieht das anders: „Wir werden das Land wegen der Haltung einiger nicht wieder schließen“, sagte Premier Kyriakos Mitsotakis im Staatsfernsehen. Tatsächlich steht für das Land viel auf dem Spiel. Wie die „Süddeutsche“ schreibt, hängt jeder fünfte Job in Griechenland vom Tourismus ab. Im vergangenen Jahr brüstete sich das Land damit, Corona-sicheren Urlaub zu ermöglichen. Die Zahlen sprachen dafür: Während etwa in Spanien die Inzidenz nach oben schoss, blieb sie in Griechenland bis Mitte September unter 20.

Anders dieses Jahr: Den ganzen Mai über lag die Inzidenz höher als 100, lange war an Tourismus überhaupt nicht zu denken – auch wegen der weltweiten Reisewarnung. Doch seit ein paar Wochen läuft die Saison nun – parallel zur Impfkampagne.

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Bislang haben gut 51 Prozent der Menschen mindestens einen Piks bekommen, gut 42 Prozent sind bereits vollständig geimpft. Doch die Patient:innen auf den Intensivstationen seien „zu 99 Prozent nicht geimpft“, sagte Mitsotakis. Griechenland sehe sich wie auch andere Länder einer doppelten Bedrohung ausgesetzt: der aggressiveren Delta-Variante und ungeimpften Menschen. „Dabei“, so Mitsotakis, „ist nicht Griechenland gefährdet, sondern die Ungeimpften sind es.“

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