DDR Museum

Im neuen Bildband des DDR-Museums werden 200 Alltagsgegenstände aus der DDR gezeigt. Viele gibt es heute nicht mehr. Foto: picture alliance/dpa | Carsten Koall

So war’s im Osten: Diese 200 Objekte zeigen Wessis den DDR-Alltag

Produkte aus der DDR: Schon damals schwer zu bekommen war, wurden sie am 1. Juli 1990 einfach nicht mehr hergestellt und verschwanden völlig von der Bildfläche. Das macht viele der Alltagsgegenstände heute fast zu Kultobjekten, andere haben nur einen sentimentalen Wert oder man fragt sich, wer sowas jemals gebraucht haben kann. All diese Objekte finden ihr Zuhause nun in einem neuen Bildband des DDR-Museums.

Ein leuchtend rotes Ding aus Plaste, formvollendet und alltagspraktisch: Das „Senftenberger Sitzei“ gehört zu den originellsten Relikten, die das Berliner DDR-Museum in seinem neuen Bildband „DDR-Alltag in 200 Objekten“ präsentiert. Das Gartenmöbel – zusammengeklappt eben eiförmig, wasserdicht und transportabel – wurde Anfang der 1970er Jahre vom VEB Synthesewerk Schwarzheide in Senftenberg produziert und kostete schon zu DDR-Zeiten ein Vermögen. Heute darf man auf eBay gerne mal ein paar Tausend Euro hinblättern.

Nur wenige DDR-Produkte überlebten bis heute

Dieser Hauch von Weißt-du-noch durchzieht das ganze Buch – von Tempolinsen bis zum Kunsthonig („plus zehn Prozent Bienenhonig“), vom Kaffeemix bis zu Karo-Zigaretten, von Florena Kölnisch Wasser bis zum Spee Mehrzweckwaschmittel. Produkte, die jeder und jede in der DDR kannte und von denen nur sehr wenige überlebt haben. „Wohl niemals in der Geschichte hat es einen so harten Schnitt in der Objektwelt gegeben, wie am 1. Juli 1990“, heißt es in der Einleitung zum Buch.

Der Tag der Währungsunion war auch der Untergang vieler DDR-Produkte, die plötzlich als alt, grau und rückständig galten. Die Westkonkurrenz lockte mit bunter Verpackung und Geschmacksverstärkern. Erst später keimte dieses nostalgische Sehnen nach der verlorenen Heimat Ost.

Hinterlassenschaft der DDR heute beinahe kultisch verehrt

So „genießt die materielle Hinterlassenschaft des untergegangenen Staates heute beinahe kultische Verehrung“, schreiben die Macher des Bildbands, der am 1. April offiziell erscheint. Sie erklären den Stellenwert der Güter auch damit, dass sie im DDR-Alltag oft schwer zu bekommen waren. Man stand für sie Schlange, man bewahrte und reparierte das Ergatterte. „Während man den Westen als Wegwerfgesellschaft bezeichnete, könnte man analog im Osten von einer ,Aufhebegesellschaft‘ sprechen“, heißt es weiter.

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Das Senftenberger Sitzei übrigens überlebte die deutsche Vereinigung wie einige andere DDR-Klassiker. Das Buch erzählt die Geschichte so: Designer Peter Ghyczy hatte den originellen Gartensessel zwischen 1968 und 1972 in einer westdeutschen Firma in Lemförde in Niedersachsen entwickelt. Als diese ihre Design-Abteilung schloss, wurde die Polyurethan-Technik an die DDR verkauft und mit ihr die Rechte am Sitzei. In den 1990er Jahren nahm Ghyczy die Produktion in einer eigenen Firma in den Niederlanden wieder auf. (dpa/mp)

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