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Auf der Jobbörse „Impffrei.work“ wird auch nach Ärzten gesucht.
  • Auf der Jobbörse „Impffrei.work“ wird auch nach Ärzten gesucht.
  • Foto: Screenshot Impffrei.work

Trotz Pandemie: Praxen suchen nur ungeimpfte Ärzte über spezielles Jobportal

Wie bekommt man die Corona-Pandemie endlich unter Kontrolle? Politiker, Mediziner und große Teile der Gesellschaft beschäftigen sich tagtäglich mit dieser Frage. Sogar eine Impfpflicht wird mittlerweile öffentlich diskutiert – für medizinisches Personal, vielleicht sogar für alle. Doch es gibt auch eine andere Seite: Auf der impfkritischen Stellenbörse „Impffrei.work“ werden speziell ungeimpfte Ärzte gesucht.

Ein Klinikum im Kurpark im niedersächsischen Bad Rothenfelde wirbt mit einem Imagevideo um Patienten. Soweit, so normal. Doch das Video tauchte bis vor Kurzem noch auf der impfskeptischen Jobbörse „Impffrei.work“ auf, wo Arbeitsplätze an Impfskeptiker vermittelt werden. Das Klinikum suchte ausgerechnet hier nach einem „Assistenzarzt (m/w/d) Orthopädie in der stationären Rehabilitation“. Der „Spiegel“ berichtete zuerst.

Jobbörse vermittelt an Ungeimpfte

Auf der Seite der impffreien Jobbörse mit anonymen Machern spricht man von einer „sogenannten“ Corona-Pandemie. Es wird vor schweren gesundheitlichen Schäden durch mRNA-Impfstoffe gewarnt, belegt durch Behauptungen eines längst mehrfach widerlegten kanadischen Wissenschaftlers. Doch damit nicht genug: Auf dem Telegram-Kanal des Portals ist sogar von „Impf-Terror“ die Rede: „Die wahre Pandemie ist die Impfung“ heißt es dort – ein Spruch, der in jedem „Querdenker“-Poesiealbum stehen könnte.

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Eine Rehaklinik, die ungeimpfte Interessenten umwirbt? Ein Versehen, so die Klinik am Kurpark gegenüber dem „Spiegel“. Man suche auf „verschiedenen Kanälen nach Arbeitskräften für offene Stellen“, teilt das Klinikum mit. Das Jobportal sei nur eins von vielen, man habe sich „möglicherweise im Vorfeld unzureichend mit der (…) ,Philosophie‘ dieser Plattform auseinandergesetzt“. Mittlerweile wurden die Inserate auf der Seite vom Klinikum gelöscht.

Doch auch andere Stellenausschreibungen aus dem Gesundheitssektor finden sich hier. So wünscht sich eine Berliner Hausarztpraxis eine „erfahrene medizinische Fachangestellte mit gesundem Menschenverstand“.

Impfpflicht im Kampf gegen Corona diskutiert

Die Bewertung des „gesunden Menschenverstands“ fällt hier anscheinend anders aus, als bei der Stiko oder den Kassenärzten. So rät die Ständige Impfkommission „Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen“ sowie „Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen“ dringend zur Corona-Impfung. Stephan Hofmeister, der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), sagt: „Wer sich im täglichen beruflichen Leben mit den durchaus schlimmen Auswirkungen von Corona konfrontiert sieht, müsste eigentlich sofort von einer Impfung überzeugt sein“. Alles andere sei „schlicht unverantwortlich“.

Aufgrund der extrem hohen Zahl der Corona-Neuinfektionen und steigender Inzidenzen wird derzeit sogar über eine Impfpflicht als letztes Mittel im Kampf gegen das Virus diskutiert. Der Fokus liegt insbesondere auf dem Gesundheitspersonal: Die Bundesländer haben den Bund bei einer Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag gebeten, in Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen eine Impfpflicht für Mitarbeiter einzuführen, wenn sie Kontakt zu besonders gefährdeten Personen haben. (vd)

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