Schulkinder gehen eine Treppe hoch
  • Immer häufiger benötigen Schulkinder in der Schweiz noch Windeln. (Symbolfoto)
  • Foto: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Pädagogen schlagen Alarm: Sogar elfjährige Schulkinder tragen Windeln

Pipi-Problem in der Schweiz: In Schulen sitzen dort immer häufiger Kinder, die noch auf Windeln angewiesen sind – sogar Elfjährige sind dabei. Pädagogen und Experten sind alarmiert und kritisieren die Bequemlichkeit der Eltern, und betonen, dass Lehrer für vieles da sind, aber nicht zum Wickeln.

„Kinder werden heutzutage bereits mit vier Jahren eingeschult, da kann es tatsächlich vorkommen, dass einige noch Windeln tragen“, sagt Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LHC) der Schweizer Tageszeitung „20 Minuten“ zu dem aktuellen Windel-Problem an den Schulen im Land. Seit einer Reform beginnt die Primarschule schon mit vier Jahren, also in einem Alter, in dem es durchaus noch vorkommen kann, dass Kinder Windeln benötigen. Aber: Auch immer mehr ältere Schüler tragen noch die Helfer aus Plastik. Rösler sagt: „Wenn Elfjährige immer noch mit Windeln in die Schule kommen, ist das eine bedenkliche Entwicklung.“

Schweiz: Immer mehr Kinder tragen noch Windeln

Auch Entwicklungspädagogin Rita Messmer sagt in der „Sonntagszeitung“, dass die Zahl an Kindern, die in der Schule Windeln tragen, „extrem gestiegen sei.“ Häufig seien Kinder von den Eltern auf die Windel konditioniert – und werden sehr spät erst entwöhnt. „Manche Eltern lassen das schlittern, weil die Windel eine praktische Entlastung ist. Das gilt heute nicht mehr als problematisch“, sagt Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm, ebenfalls in der „Sonntagszeitung“.

Auch gebe es Eltern, die ihren Kindern auf Ausflügen oder am Wochenende Windeln anziehen. „Das ist ein komplett falsches Signal“, so Stamm. Leidtragende seien vor allem die Lehrkräfte, die ihren Schülern neben dem Unterricht auch die Windeln wechseln müssen. Sie bemängeln vor allem die Bequemlichkeit der Eltern, die mit ihren Kindern den eigenständigen Gang aufs Klo nicht ausreichend trainieren. Immer öfter ist das Thema nun auch auf Elternabenden auf der Agenda, einzelne Schulen veranstalten sogar Info-Abende und teilen Flyer zur „Windel-Thematik“ aus.

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Dabei signalisieren die Schulen den Eltern: Das Lehrpersonal ist nicht zum Wickeln da – das ist Aufgabe der Eltern. Wie „20 Minuten“ berichtet, gibt es aber offenbar Eltern, die das nicht so sehen – und nach Wickelassistenz suchen. So wird von einem Stelleninserat berichtet, in dem ein Paar „eine Dame“ sucht, „welche unseren fünfjährigen Sohn auf Abruf Wickeln gehen könnte.“ Sie selbst seien leider verhindert, da beide berufstätig seien.

Was „Windel-Kindern“ neben Unselbstständigkeit außerdem drohen kann: Stigmatisierung. So warnt der Schweizer Psychotherapeut Felix Hof gegenüber „20 Minuten“: Kinder mit Windeln würden beim Turn- oder Schwimmunterricht mit großer Wahrscheinlichkeit Hänseleien oder Mobbing ausgesetzt seien. (alp)

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