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PK Oury Jalloh
  • Die Initiative „In Gedenken an Oury Jalloh“ stellt die Ergebnisse des Gutachtens vor.
  • Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken

Neues Gutachten stützt Verdacht: Oury Jalloh in Polizeigewahrsam ermordet

Im Januar wird es 17 Jahre her sein, dass der Asylbewerber Oury Jalloh aus Sierra Leone in einer Dessauer Polizeistelle starb – unter bisher ungeklärten Umständen. Die Beamten des Polizeireviers Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) behaupten bis heute, Jalloh habe sich selbst mit einem Feuerzeug angezündet. Nun stützt ein neues Gutachten eines britischen Brand-Experten den Verdacht, dass der damals 36-Jährige mit Benzin übergossen und angezündet worden war. Die Familie Jallohs will den Fall nun wieder aufrollen lassen.

Bis heute sorgt der Fall Oury Jalloh für Wut, vor allem in schwarzen Communities in Deutschland. Zwar konnte kein Mord nachgewiesen werden. Aber mehrere Gutachten hatten schon früher die Darstellung der Behörden in Zweifel gezogen. 2017 sagten mehrere Sachverständige aus den Bereichen Brandschutz, Medizin und Chemie: eine Fremdeinwirkung sei deutlich wahrscheinlicher als eigenes Verschulden. Der britische Brand-Experte Iain Peck wird jetzt noch deutlicher.

Brand-Experte Peck kommt zu eindeutigem Ergebnis

Sein Gutachten wurde im Auftrag der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ erstellt, die sich seit Jahren um Aufklärung bemüht. Peck hat hierbei die Zelle 5 im Keller des Reviers originalgetreu nachgebaut, nur eine Wand bestand aus feuerfestem Glas, dahinter Kameras.

Die Beamten stellten es stets so dar, dass Jalloh, der zu Unrecht wegen eines Belästigungs-Vorwurfs festgehalten wurde, sich mit einem Feuerzeug selbst angezündet habe. Obwohl er auf der Zellen-Matratze fixiert war. Laut der Behörde habe er zu dem Zeitpunkt unter Alkohol- und Drogeneinfluss gestanden.

Erst 2,5 Liter Benzin erbrachten die gleichen Brand-Spuren

Peck stellte die Szene nun nach. Erst sollte eine fixierte Person in der Größe Jallohs versuchen, sich mit einem Feuerzeug selbst anzuzünden – dies misslang stets. Im zweiten Schritt wurde ein Dummy aus Schweineteilen auf der feuerfesten Matratze angezündet – es gelang nicht, die Brand-Spuren zu erzeugen, die die Ermittelnden in der Zelle vorgefunden hatten. Erst als der Dummy mit 2,5 Litern Benzin überschüttet und dann angezündet wurde, erzielte Peck die fast gleichen Brand-Spuren wie damals. Der Befund ist eindeutig: Ein Fremdverschulden sei mehr als wahrscheinlich.

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Die Initiative und die Familie hoffen nun, dass der Fall erneut vor Gericht kommt. Bisher konnte den Beamten kein mutwilliges Vorgehen nachgewiesen werden. 2012 war nur einer der Beteiligten verurteilt worden, weil er nicht dafür gesorgt hatte, dass Jalloh korrekt überwacht wird. Im Jahr 1997 mit dem Fall des zu Tode geprügelten Hans-Jürgen Rose und 2002 dem des Obdachlosen Mario Bichtmann, der mit Schädelbasisbruch tot in seiner Zelle gefunden worden war, gibt es noch zwei weitere Fälle aus dem gleichen Polizeirevier, mit teils gleichem Personal, die niemals geklärt wurden.

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