Hände mit pockenartigem Ausschlag
  • Ein mit Mpox infizierter Mann: Die Viren rufen Hautausschlag und Fieber hervor
  • Foto: dpa/AP | Moses Sawasawa

Neue Pandemie droht: Das müssen Sie über „Mpox“ wissen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schlägt Alarm: Neue Mpox-Ausbrüche in Afrika bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Ein wichtiges Werkzeug zur Eindämmung fehlt in Afrika. Ein Infektiologe sieht Deutschland gut vorbereitet.

Das Mpox-Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus verwandt und löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen. Früher war die Krankheit als „Affenpocken“ bekannt, wurde dann in „Mpox“ („Monkeypox“) unbenannt, weil die WHO Krankheiten nicht nach Tieren oder Ländern benennen will, um Diskriminierungen vorzubeugen.

Nun wurden mehrere Mpox–Ausbrüche in Afrika und eine neue womöglich gefährliche Variante gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen. Sie erklärte eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC). Die Abkürzung steht für „public health emergency of international concern“.

Neue Variante des Virus bereitet Sorgen

Konkrete Folgen hat der Ausruf nicht. Die WHO will damit zum einen Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit bringen. Sie hofft zudem auf mehr finanzielle Unterstützung von Eindämmungsmaßnahmen in Afrika.

Besondere Sorge bereitet der WHO eine neue Variante, die Ende 2023 in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Nach Beobachtung von Experten vor Ort dürfte sie ansteckender sein als bisherige Varianten und eine schwerere Infektion auslösen, sagte Dimie Ogoina, ein nigerianischer Spezialist für Infektionskrankheiten an der Niger Delta-Universität. Er leitete den WHO–Notfallausschuss unabhängiger Experten, die der WHO die Ausrufung der Notlage empfohlen haben. 

Ausbreitung in Europa ist sehr gering

Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als „sehr gering“ eingeschätzt. Nach Angaben des Robert Koch–Instituts (RKI) gibt es bislang keine bekannten Fälle.

„Mpox ist nicht so leicht übertragbar“, sagte Virenforscherin Marion Koopmans von der Erasmus-Universität Rotterdam. „Es wird durch direkten Kontakt verbreitet und ist daher ­­– theoretisch – relativ leicht zu stoppen, wenn es diagnostiziert und erkannt wird.“ 

Die neue Variante breitet sich unter anderem durch Sexualkontakte aus, so Ogoina. In der Demokratischen Republik Kongo seien aber auch vor allem kleine Kinder infiziert, die einen Großteil der Todesfälle ausmachten. 

14.000 Verdachtsfälle wohl nur die Spitze des Eisbergs

Es wurden in diesem Jahr schon mehr als 14.000 Verdachtsfälle und mehr als 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern gemeldet – mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Ogoina warnte, das sei womöglich nur die Spitze des Eisbergs, weil nicht genügend getestet werde und nicht alle Infizierten zu Ärzten gingen. 

Wer hat den Impfstoff? 

Es gibt zwei Impfstoffe, aber bei weitem nicht genügend Dosen, vor allem nicht in Afrika. Tim Nguyen von der WHO sagte, es stünden 500.000 Impfdosen vom MVA–BN–Impfstoff zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe. Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben. Der zweite Impfstoff LC16 werde in Japan hergestellt, aber nicht kommerziell, sagte Nguyen. Japan sei aber immer sehr großzügig mit Spenden. 

Die EU hat bereits angekündigt, gut 175.000 Dosen des MVA–BN–Impfstoffs zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller, das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, wollte 40.000 Dosen spenden.

Vor zwei Jahren bereits Notlage

Die WHO hatte bereits im Juli 2022 einmal eine Notlage wegen Mpox ausgerufen. Damals wurden plötzlich aus mehr als 60 Ländern Fälle der Krankheit, die bis dahin praktisch nur in Afrika bekannt war, gemeldet, darunter auch Deutschland. Die Ansteckungen gingen auf eine Variante zurück, die weniger starke Krankheitsverläufe verursacht. 

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In Deutschland gingen die Fallzahlen nach Aufklärung in Risikogruppen und Impfprogrammen ab August 2022 deutlich zurück. Im Mai 2023 hatte die WHO die Notlage wieder aufgehoben, weil das Infektionsgeschehen in den meisten Ländern unter Kontrolle gebracht worden war.

Infektiologe: Deutschland gut vorbereitet

Für den Fall der Fälle sei Deutschland aber gut vorbereitet. „Wir haben ausreichend Impfstoffe zur Verfügung“, sagt der Infektiologe Leif Erik Sanders. Außerdem gebe es durch die Erfahrung von 2022 ein relativ hohes Bewusstsein in der Bevölkerung. In dem Jahr wurden Mpox-Fälle in zahlreichen Ländern registriert, auch in Deutschland. Im Umlauf war damals eine weniger gefährlichere Variante, genannt Klade II. „In Deutschland hat sich die Klade II fast ausschließlich in der MSM-Community (Männer, die Sex mit Männern haben) verbreitet. Das könnte natürlich auch wieder passieren“, meinte Sander. Allerdings gebe es gerade in dieser Community ein hohes Bewusstsein für die Erkrankung und mittlerweile einen guten Immunschutz. (dpa/mp)

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