Netflix-Film wird Realität: Sorgt eine Giftwolke für eine Umweltkatastrophe?

Die mysteriöse Wolke macht den Menschen Angst! Im US-Bundesstaat Ohio sind mit toxischen Stoffen beladene Waggons eines Güterzugs entgleist. Die Giftstoffe sollten kontrolliert abgebrannt werden – es entstand eine hochgefährliche Giftwolke. Unheimlich: Ein Netflix-Film beschreibt genau dieses Szenario in exakt der gleichen Region.

Ein Öllaster steuert in einen Güterzug, eine schwarze Schadstoffwolke breitet sich aus und alle Anwohner müssen evakuiert werden. Was im Netflix-Streifen „White Noise“, der im Dezember vergangenen Jahres erschien, ein fiktives Katastrophenszenario ist, ist in der Kleinstadt East Palestine in Ohio nun Realität geworden. Anfang Februar entgleiste dort ein Zug mit 50 Waggons – zehn davon transportierten hochgiftiges Material, fünf davon Vinylchlorid, ein leicht entflammbares und giftiges Gas. Der 37-jährige Ben Ratner, Anwohner von East Palestine, wirkte bei „White Noise“ sogar als Komparse mit und sagt CNN: „Die erste Hälfte des Films ist fast genau das, was hier gerade passiert.“

Als der Zug am Abend des dritten Februars in der Nähe der Kleinstadt entgleiste, mussten über 2000 Menschen evakuiert werden. Auch, um die Waggons kontrolliert abzubrennen. Denn die größte Befürchtung war, dass es zu einer Explosion kommen könnte – und so Unmengen an giftigen Gasen freigesetzt werden.

Güterzug mit Gift-Waggons entgleist in Ohio

Doch auch das Abbrennen unter Behördenaufsicht war nicht ohne Folgen: Bei dem tagelangen Feuer wurde unter anderem das hochgiftige Gas Phosgen freigesetzt, das im Ersten Weltkrieg als Waffe eingesetzt wurde und Erbrechen und Atembeschwerden verursachen kann.

Derzeit sind die Folgen des Unglücks und der entstandenen Giftwolke nicht abzusehen – sie könnten jedoch verheerend sein. Dies wurde den Anwohner:innen deutlich, als sie aus der Evakuierung zurückkamen – und über chemische Gerüchen in der Luft klagten.

Bauern berichteten von toten Tieren, darunter Hühner und Füchse. Auch Fische seien verendet, Giftstoffe sollen zudem im naheligenden Ohio River zu finden sein. Bei CNN räumte die Umweltschutzagentur in Ohio bereits ein, dass es schwierig sei, die Menge an ausgetretenen Gasen zu bestimmen – die Böden in der Gegend könnten für Jahrzehnte kontaminiert sein.

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Güterzüge mit Giftstoffen an Bord gelten in den USA schon länger als Sicherheitsrisiko – vor allem auch, weil die Güterzug-Industrie nicht ausreichend überwacht wird. Betreiber-Firmen sollen Sicherheitsstandards immer wieder nicht ausreichend beachten – um Geld zu sparen. Im „Guardian“ nannte Ron Kaminkow, der die Bahn-Gewerkschaften in Ohio koordiniert, die Katastrophe in East Palestine „die Spitze des Eisbergs“. Das betreibende Eisenbahnunternehmen Norfolk Southern Railway hat Schadensersatz in Höhe von umgerechnet 25.000 Euro angeboten – ob das reicht, die Schäden der Umwelt auszubessern, bleibt fraglich. (alp)