Oberfläche von Asteroid
  • Das Videostandbild aus einem NASA-Livestream zeigt, wie die Raumsonde auf den Asteroiden Dimorphos stürzt.
  • Foto: ASI/NASA/AP/dpa

Nasa steuert Sonde in Asteroid – absichtlich

Klingt wie Hollywood, ist aber eine echte Nasa-Mission: Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde absichtlich eine Sonde in einen Asteroiden gesteuert, um zu testen, ob so im Ernstfall eine Abwehr möglich wäre. Der Crash klappt – aber die richtige Forschungsarbeit fängt erst an.

Die nur mit einer Kamera ausgestattete unbemannte Sonde der Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test) steuerte in der Nacht zum Dienstag wie geplant in den Asteroiden Dimorphos, wie Live-Bilder der Nasa zeigten. Es handelt sich dabei um einen ersten Versuch, um herauszufinden, ob es möglich sein könnte, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise abzuändern.

Die Mission habe Geschichte geschrieben, sagte Nasa-Managerin Lori Glaze. „Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen.“ 

Jubel im Kontrollzentrum der Nasa

Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragenen Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer größer und war schließlich mit Oberflächendetails und Schattierungen zu sehen – bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte. Im Kontrollzentrum der Nasa brach daraufhin Jubel aus, das Team klatschte und umarmte sich gegenseitig. Bis kurz vor Aufprall war nicht ganz sicher gewesen, ob die mit einer Geschwindigkeit von rund 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde von der Größe eines Getränkeautomaten, die die letzten Minuten im Autopilot unterwegs war, den Asteroiden von der Größe eines Fußballstadions auch wirklich treffen würde.

„Wir haben diesen Moment schon so lange geplant und so viel darüber gesprochen – aber die Bilder haben meine Erwartungen übertroffen“, sagte Nasa-Managerin Nancy Chabot. Nasa-Chef Bill Nelson gratulierte seinem Team. „Das habt ihr richtig gut gemacht.“ Die würfelförmige „Dart“-Sonde war im November mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus gestartet.

Wie kann die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden?

Dimorphos, eine Art Mond des Asteroiden Didymos, stellt Berechnungen der Nasa zufolge derzeit keine Gefahr für die Erde dar – und die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde keine Gefahr darstellen soll. Von der rund 330 Millionen Dollar teuren Mission erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.

Mit dieser Frage beschäftigen sich die Nasa und Forscher auf der ganzen Welt schon seit vielen Jahren. Ein Asteroideneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren gilt unter Wissenschaftlern beispielsweise als führende Theorie dazu, warum die Dinosaurier ausstarben. Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.

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Nach dem erfolgreichen Aufprall beginne nun die eigentliche wissenschaftliche Arbeit, sagte Nasa-Managerin Glaze. Die Forscher müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat – und wenn ja, inwiefern. 2024 soll zur noch genaueren Erforschung dieser Frage die Mission „Hera“ der Europäischen Raumfahrtagentur Esa starten.

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