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Zwei Haselmäuse (Muscardinus avellanarius) im Winterschlaf
  • Zwei Haselmäuse (Muscardinus avellanarius) im Winterschlaf
  • Foto: imago stock&people

Nahtod, Schrumpfen, Frostschutz – so einfallsreich kommen Tiere durch den Winter

Wir ziehen uns einen Pulli an und drehen die Heizung auf – wenn auch nicht mehr ganz so hoch wie im letzten Jahr. Aber wie kommen eigentlich die Tiere draußen durch die kalten Tage? Schließlich halten nicht alle Winterschlaf. Der Begriff ist übrigens sowieso irreführend. Hier die cleveren Strategien von Fell- und Federtieren.

Schlafen – Den Winterschlaf, den kennt ja jeder. Und manche Leute beneiden Murmeltier, Siebenschläfer, Igel und Fledermaus darum, die kalten Monate gemütlich eingekuschelt zu verpennen. Aber halt, das ist tatsächlich nur ein Mythos: „Die Tiere schlafen nicht. Sie sind in einer Art physiologischem Nahtodzustand“, erläutert der Biologe Thassilo Franke aus München. In regelmäßigen Abständen müssen die Tiere den Winterschlaf deshalb unterbrechen und in einen echten Schlaf wechseln, um Nervenzellen mit Sauerstoff zu versorgen und Stoffwechselprodukte zu entfernen.

Vorräte – Jetzt schon an später denken! Das tun auch Tiere. Ein Beispiel ist der Tannenhäher, der sich von den Samen der Zirbelkiefer im Gebirge ernährt. Tausende Verstecke legt er über den Winter an – und hilft der Zirbel so beim Verbreiten. Denn deren Zapfen öffnen sich nicht von selbst. Die Samen brauchen den Tannenhäher, der sie „befreit“ und dann oft kilometerweit verbreitet. In den Verstecken, die er vergisst, können diese dann keimen. „Der Tannenhäher ist deshalb auch der Förster des Zirbelwaldes“, sagt Franke.

Bei Rehen verkleinert sich im Winter der Magen

Diät – Rehe, Hirsche und Wildschweine planen nicht voraus – sie fressen, was sie finden. Was im Winter ja oft nicht gerade üppig ist. Rehe helfen sich da mit einer Magenverkleinerung: Ihr Pansen schrumpft um 30 Prozent des Volumens!

Andere stellen ihre Ernährung komplett um – und damit auch ihre Verdauung: Die Bartmeise frisst eigentlich Insekten, im Winter aber Schilfsamen. Weil die sehr hart sind, wird ihr Magen zur Getreidemühle: Der kleine Vogel pickt viele kleine Steinchen auf, gleichzeitig verdickt sich die Magenwand. Im Frühjahr baut sich der Magen dann wieder um.

Waldspitzmäuse schrumpfen im Winter

Schrumpfen – Spitzmäuse, Maulwürfe und Wiesel nutzen den Schrumpf-Trick, um im Winter Energie zu sparen. Kein Witz: Die Tiere werden kleiner! „Besonders die Waldspitzmaus, die ihr Gewicht im Winter um fast ein Fünftel reduziert“, sagt der Neurobiologe Moritz Hertel vom Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz. „Es wird Kalzium aus den Knochen gezogen und deshalb werden diese elastischer“, erläutert der Experte. „Wir sehen eine reversible Osteoporose.“ Denn im Frühjahr wachsen die Tiere wieder.

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Frostschutz – Weil Wasser bei niedrigen Temperaturen gefriert, haben Amphibien ein Problem. Sie lösen es clever – und graben sich ein. Wenn es unter null Grad wird, fallen zum Beispiel Frösche in eine Winterstarre, sagt die Biologin Angelika Nelson. Sie sind wechselwarme Tiere: Ihre Körpertemperatur hängt von der Außentemperatur ab. „Bei unter null Grad besteht die Gefahr, dass die Flüssigkeit in den Zellen gefriert“, sagt Nelson. Das verhindern die Amphibien mit Glyzerin im Körper – das wirkt wie ein Frostschutzmittel.

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