Ben Becker
  • Schauspieler Ben Becker hat in der jüngsten Sendung „Kölner Treff“ im WDR einen rassistischen Begriff verwendet – der Antiziganismus-Beauftragte der Bundesregierung schäumt vor Wut.
  • Foto: WDR

Nach „Zigeuner“-Spruch: Rassismusvorwürfe gegen Schauspieler Ben Becker

Er ist das Enfant terrible des deutschen Films – und sorgt mal wieder für mächtig Wirbel. Jetzt gibt es Rassismusvorwürfe gegen ihn. In der WDR-Show „Kölner Treff“ hat Schauspieler Ben Becker (58) Worte in den Mund genommen, die für Empörung sorgen. Der Antiziganismus-Beauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, schäumt vor Wut und fordert von WDR-Intendant Tom Buhrow Konsequenzen, und zwar sofort.

Was genau ist passiert? Es geht um die Sendung vom 3. November. Eigentlich war gerade die Schauspielerin Johanna Gastdorf an der Reihe, die durch Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ bekannt wurde. Die Hamburgerin redete darüber, dass es ihr am Anfang ihrer Karriere sehr schwergefallen sei, ihre Heimat zu verlassen. Ben Becker wurde gefragt, ob er diese Gefühle auch kenne. Er bestätigte dies zunächst und fügte hinzu: „Wenn man sich auf den Beruf einlässt, ist man im Wanderzirkus. Was sagte man früher: Man muss, wie die Zigeuner, hinter die Büsche scheißen …“ Im Publikum hörte man zunächst noch verhaltenes Gelächter, dann Stille.

Nach kurzer Verlegenheitspause betonten die Moderatoren Micky Beisenherz und Susan Link, dass man das früher so gesagt habe. Becker bekräftigte zunächst: „Man darf das heute nicht mehr sagen“, fügte aber hinzu, gelten würde dies immer noch. Man sei wanderndes Volk und ein wenig aussätzig deswegen. Dann betonte er die Gemeinschaft und den Familienzusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen …

Antiziganismus-Beauftragter fordert von WDR-Intendant Tom Buhrow Konsequenzen

Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antiziganismus, Mehmet Daimagüler, hat nun in einem Brief an den WDR-Intendanten Tom Buhrow Konsequenzen gefordert. Überschrift des Briefes: „Erneute antiziganistische Äußerungen beim WDR – Wieso wird nicht dazugelernt?“ Daimagüler führt aus, Becker habe in der Sendung die rassistische Fremdbezeichnung für Sinti und Roma verwendet und rassistische Vorstellungen ihrer angeblichen Lebensweise beschrieben. Eine Missbilligung der Moderation sei ausgebieben. 

Daimagüler: „Es geht um viel mehr als ein Wort, welches man ‚nicht mehr sagt‘. Es geht darum, dass solche Sprüche und die rassistischen Vorurteile in der Vergangenheit die Grundlage bildeten für die Entrechtung, Diskriminierung und Verfolgung von Sinti und Roma. Und sie dienen auch heute noch als Grundlage für Ausgrenzung, Diskriminierung und Feindseligkeit bis hin zu Mord und Totschlag.“

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Daimagüler betont in dem Brief an Buhrow die besondere Verantwortung aller Medien dafür, der Verbreitung menschenfeindlicher und diskriminierender Äußerungen keine Plattform zu geben. Dazu gehöre, dass bei entsprechenden Äußerungen in ihren Sendungen die Moderation in der Verantwortung ist, einzugreifen. Dass dies erneut nicht geschehen ist, zeige, dass der WDR aus der berechtigten Kritik an der Sendung „Die letzte Instanz“ im Januar 2021 offenbar keine Konsequenzen gezogen habe. Der Beauftragte fordert die Programmverantwortlichen des WDR auf, das Gespräch mit Selbstorganisationen von Sinti und Roma zu suchen, um gemeinsam Strategien gegen offensichtlich vorhandene Defizite beim WDR zu entwickeln.

Gegenüber der MOPO hat Ben Becker zu den Rassismusvorwürfen keine Stellung genommen. Der WDR schrieb uns folgendes: „Die diskriminierende Äußerung von Talkgast Ben Becker wurde direkt vom Moderationsduo angesprochen. In der Nachbetrachtung hätte der Widerspruch gegen die diskriminierenden Stereotypen in der Sendung noch deutlicher ausfallen sollen.“

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Ben Becker hat in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt durch verbale und auch körperliche Ausraster und durch seine Experimentierfreudigkeit mit Drogen und Alkohol. Einem Pressefotografen soll er mal bei einer Lesung in Ludwigsburg die Kamera aus der Hand gerissen und ihm den Ellbogen ins Gesicht geschlagen haben. Nach eingener Aussage sympathisiert Ben Becker mit den Hells Angels und mit der zweifelhaften Deutschrock-Band „Böhse Onkelz“.

„Zigeuner“ – warum Sinti und Roma diesen Begriff ablehnen

Der Begriff „Zigeuner“ wird von den Sinti und Roma als diskriminierendes Schimpfwort verstanden. Der Zentralrat deutscher Sinti und Roma auf seiner Homepage: „Die Bezeichnung ‚Zigeuner‘ ist untrennbar verbunden mit rassistischen Zuschreibungen, die sich, über Jahrhunderte reproduziert, zu einem geschlossenen und aggressiven Feindbild verdichtet haben, das tief im kollektiven Bewusstsein verwurzelt ist.“ Wer dafür plädiere, den Ausdruck „Zigeuner“ als Sammelbezeichnung „wertneutral“ zu verwenden, blende nicht nur diesen historischen Kontext aus. „Er ignoriert auch völlig den heutigen Gebrauch in der Umgangssprache, in der ‚Zigeuner‘ immer noch als Schimpfwort benutzt wird.“

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