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Stundenlang kam der Bahnverkehr im Norden am Samstag zum Erliegen – auch der Hamburger Hauptbahnhof war betroffen.
  • Stundenlang kam der Bahnverkehr im Norden am Samstag zum Erliegen – auch der Hamburger Hauptbahnhof war betroffen.
  • Foto: dpa/Bodo Marks

Nach Sabotage und Chaos: Wie schützen wir die Bahn?

In weiten Teilen Deutschlands geht auf den Schienen am Samstagmorgen nichts mehr. Es war eine Hiobsbotschaft für Zugreisende – und eine Nachricht, die große Sorge um die kritische Infrastruktur in Deutschland auslöst. Ein Sabotage-Akt hat die Bahn empfindlich getroffen.

Schuld sind nicht etwa ein technischer Defekt oder ein heftiger Sturm. Die Bahn wurde Opfer eines gezielten Angriffs. „Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Ohne sie ging nichts mehr.

Bahn-Sabotage trifft kritische Infrastruktur in Deutschland

Wie verwundbar ist die kritische Infrastruktur hierzulande? Zu dieser zählen nach einer Definition der Bundesregierung alle „Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden“ – neben Energieversorgern und Gesundheitswesen eben auch die Bahn.

„Der Vorfall zeigt deutlich, dass wir drei Dinge tun müssen“, sagte Grünen-Chef Omid Nouripour. Erstens müsse erheblich in den Schutz kritischer Infrastruktur investiert werden. „Zweitens müssen wir den Zivil- und Katastrophenschutz besser ausstatten, um gut auf Gefahren vorbereitet zu sein. Drittens müssen Polizei und Nachrichtendienste verstärkt den Schutz besonders gefährdeter Anlagen in den Blick nehmen.“

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Unzählige Fahrgäste strandeten am Samstag an den großen Bahnhöfen, auch durch die Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs zog sich eine lange Schlange. Je länger die Bahnen stillstanden, umso mehr Ärger, Verzweiflung oder Resignation traten bei den Reisenden hervor. Als am Vormittag der Verkehr wieder rollte, waren die Züge teils stark überfüllt.

Wer hinter der Sabotage bei der Bahn steckt, ist bislang noch unklar, so die Behörden. „Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen“, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin am Samstag. „Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen.“ Aus Sicherheitskreisen hieß es, es seien in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich so genannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen. Mittlerweile hat in Berlin der Staatsschutz des Landeskriminalamts die Ermittlungen übernommen.

Experte: Sabotage war möglicherweise russischer Angriff

Spekuliert wird derzeit auch über die Frage, ob möglicherweise Insiderwissen aus der Bahn selbst eine Rolle gespielt haben könnte. Einen entsprechenden „Bild“-Bericht kommentierten aber weder das BKA noch das Bundesinnenministerium.

Sicherheitsexperte Peter Neumann hält einen Angriff Russlands auf die kritische Infrastruktur in Deutschland für denkbar. „Russland hat schon ein Interesse daran, in Europa Panik zu verursachen und zu signalisieren, dass es ganz heftig das Leben lahmlegen kann“, sagte Neumann bei RTL. „Es gibt aber natürlich keine eindeutigen Beweise. Deswegen muss man schon vorsichtig sein. Momentan ist es noch eine Theorie.“ (dpa/fbo)

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