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Antakya Erdbeben
  • Ein Mann fährt mit einem Fahrrad an zerstörten Gebäuden im Erdbebengebiet entlang.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Unal Cam

Nach Erdbeben-Katastrophe: „Apokalyptische“ Zustände in zerstörter Stadt

Vor knapp drei Wochen bebte an der türkisch-syrischen Grenze die Erde – und riss mehr als 50.000 Menschen in den Tod und machte Millionen obdachlos. Nach der Katastrophe hat der Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) nun von „apokalyptischen“ Zuständen in der komplett zerstörten türkischen Stadt Antakya berichtet. Zudem erschüttern immer wieder Nachbeben die Krisenregionen – und auch die Angst vor einem Beben in der Millionenmetropole Istanbul ist ungebrochen.

„Das ist völlig unglaublich“, sagte David Beasley in einem Video, das ihn in Antakya zeigt und das er am Samstag bei Twitter teilte. Man könne es sich noch so oft im Fernsehen anschauen, aber solange man es nicht selbst sehe, sei es unmöglich, sich das Ausmaß der Verwüstung vorzustellen. Antakya sei eine „Geisterstadt“, sagte er. „Es gibt nur einen Weg, dies zu beschreiben: apokalyptisch.“ Keiner der Einwohner habe mehr ein Zuhause, in früheren Berichten aus dem Gebiet war zu lesen, dass teils ganze Familien ausgelöscht wurden. Antakya im äußersten Süden der Türkei hatte zu den Orten gehört, die besonders stark zerstört wurden. Beasley kritisierte zudem die nachlassende Berichterstattung über die Katastrophe: „Wo sind die Nachrichten? Wo sind die Überschriften hin?“, twitterte er.

Türkei und Syrien: Immer wieder Nachbeben nach der Katastrophe

Unterdessen kommt die Region immer nicht zur Ruhe – am Samstag traf ein Beben der Stärke 5,2 die zentralanatolische Provinz Niğde, wie die Erdbebenwarte Kandilli mitteilte. Das Epizentrum lag demnach im Bezirk Bor. Von syrischen Stellen wurden innerhalb von 24 Stunden insgesamt mehr als 60 Nachbeben erfasst, wie das Erdbebenzentrum des Landes am Samstag mitteilte. Und es werden wohl noch mehr werden: Die Phase der Nachbeben könne noch zwei Jahre andauern, hieß es von der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad. Auf die Hauptbeben am 6. Februar folgten demnach bereits mehr als 9000 Nachbeben.

Besonders dramatisch: die nächste Erdbeben-Katastrophe könnte der Türkei schon bald in der Millionen-Metropole Istanbul drohen: Experten halten ein Beben dort für längst überfällig. Grund: Die Region Istanbul ist Teil des Nordanatolischen Verwerfungssystems, einer großen tektonischen Plattengrenze, die für zerstörerische Erdbeben mit vielen Opfern bekannt ist.

Nötig sei ein schnelles Bauprogramm für mehr Erdbebensicherheit im Wert von etwa 30 bis 40 Milliarden Dollar, sagte Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu. In der Megacity leben nach offiziellen Angaben 16 Millionen Menschen, nach inoffiziellen Schätzungen sogar 20 Millionen. Es gebe rund 1,6 Millionen alte, nicht erdbebensicher gebaute Gebäude, hatte Nusret Suna von der Istanbuler Bauingenieurskammer kürzlich gesagt.

Nach Erdbeben: Teilweise hat Wiederaufbau begonnen

Die Behörden hätten versäumt, alte Häuser erdbebensicher zu sanieren, hatte Suna kritisiert. Und selbst nach 1999 gebaute Gebäude seien trotz seither geltender Regularien oft nicht sicher, weil diese aus Profitgier häufig missachtet würden. Mit entsprechend katastrophalen Folgen sei bei einem starken Beben für Istanbul zu rechnen. Im Zuge des Bebens waren mindestens 184 Menschen, darunter zahlreiche Bauunternehmer, unter Verdacht fahrlässigen Handelns in Bezug auf bei den Erdbeben eingestürzte Gebäude festgenommen worden.

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Doch wie geht es weiter nach der Katastrophe? Vereinzelt wurde bereits mit dem Wiederaufbau von Häusern begonnen. Deutschland hat unterdessen für Erdbebenopfer von Mitte Februar bis Freitag Hunderte Visa ausgestellt. Dabei handele es sich um 429 Schengen-Visa für Aufenthalte bis zu 90 Tagen sowie 99 Visa für den dauerhaften Aufenthalt in Deutschland im Rahmen des Familiennachzugs, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) Die Bundesregierung hatte nach der Katastrophe angekündigt, Betroffene aus Syrien und der Türkei so schnell die Möglichkeit zu geben, zeitweilig bei Angehörigen in Deutschland unterzukommen. (alp/dpa)

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