Malcolm X
  • Muhammad Aziz steht mit seiner Familie vor dem Gerichtsgebäude, nachdem seine Verurteilung aufgehoben wurde.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Seth Wenig

Mordfall Malcolm X: Verurteilter klagt auf Schadenersatz

Jahrzehntelang lang saß Muhammad Aziz unschuldig im Gefängnis. Er ist einer der beiden Männer, die wegen der Ermordung der US-Bürgerrechtsikone Malcolm X zu Unrecht verurteilt worden sind. Nach seinem Freispruch im November fordert er nun Schadenersatz vom Bundesstaat New York.

Der 83-Jährige erklärte am Dienstag, er verlange in seiner Schadenersatzklage mindestens 20 Millionen Dollar (17,7 Millionen Euro). Aziz will auch die Stadt New York auf 40 Millionen Dollar verklagen, wenn innerhalb von 90 Tagen keine Vereinbarung getroffen wird. „Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, mir die Freiheit zu nehmen und meiner Familie einen Ehemann, einen Vater und einen Großvater zu nehmen, sollten zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte Aziz bei der Ankündigung seiner Klage. Seine Anwälte kündigten an, auch im Namen der Familie des verstorbenen Islam Schadenersatzklagen einzureichen.

Mehr als 55 Jahre nach der Ermordung von Malcolm X hatte eine New Yorker Richterin im November die Schuldsprüche gegen Aziz und den 2009 verstorbenen Khalil Islam für ungültig erklärt. Beide Männer waren 1966 zu lebenslanger Haft verurteilt worden und Mitte der 1980er Jahre nach rund zwei Jahrzehnten aus dem Gefängnis freigekommen.

New Yorker Staatsanwalt entschuldigt sich für „jahrzehntelange Ungerechtigkeit“

Malcolm X war am 21. Februar 1965 bei einem Auftritt in New York von drei Angreifern erschossen worden. Aziz und Islam beteuerten ihre Unschuld und konnten Alibis vorweisen. Sie wurden trotzdem 1966 zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein dritter Verurteilter, Mujahid Abdul Halim, hatte in dem Prozess ein Geständnis abgelegt, die beiden anderen Männer aber als unschuldig bezeichnet. Aziz wurde 1985 aus dem Gefängnis entlassen. Islam kam 1987 frei und starb 2009. Der heute 80-jährige Halim kam 2010 auf freien Fuß.


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„Ich bedaure, dass dieses Gericht die schweren Justizirrtümer in diesem Fall nicht rückgängig machen und Ihnen die vielen verlorenen Jahre zurückgeben kann“, hatte die New Yorker Richterin Ellen Biben im November gesagt. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass dieser Fall nach grundlegender Gerechtigkeit schreit.“ Der New Yorker Staatsanwalt Cyrus Vance, der eine Überprüfung des Falls eingeleitet hatte, entschuldigte sich für eine „jahrzehntelange Ungerechtigkeit“. Im Zuge 22-monatiger Ermittlungen sei klar geworden, dass Aziz und Islam nach der Ermordung von Malcolm X „keinen gerechten Prozess erhalten haben“.

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Die erneute Untersuchung war nach Ausstrahlung der Netflix-Dokumentation „Who Killed Malcolm X?“ („Wer hat Malcolm X umgebracht?“) gestartet worden. In der Dokumentation wird die These vertreten, dass Aziz und Islam unschuldig sind und Halim bei der Ermordung des Bürgerrechtlers gemeinsam mit vier anderen Mitgliedern von Nation of Islam handelte. (mhö/afp)

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