Bewaffneter Mann mit Pistole (Symbolbild).
  • Bewaffneter Mann mit Pistole (Symbolbild).
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Mögliche Umsturzpläne mit Waffen: Gegner von Corona-Maßnahmen gefasst

Er hatte offenbar einen Umsturz mit Waffengewalt geplant, weil er mit den Maßnahmen zur Corona-Eindämmung nicht einverstanden war: Ein mit Haftbefehl gesuchter Deutscher ist in Portugal festgenommen worden.

Nach Informationen des ARD-Politikmagazins „Panorama“ (NDR) und des NDR-Rechercheformats „STRG_F“ handelt es sich dabei um den 39-jährigen Joachim T. aus Rheinland-Pfalz. Portugiesische Behörden hatten den Flüchtigen bereits Ende November gefasst. Joachim T. war mit einem europäischen Haftbefehl gesucht worden, weil er als Rädelsführer einer mutmaßlich kriminellen Vereinigung gilt. Gegen T. und zwei mutmaßliche Mittäter (56 und 63) – alle drei aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz – hat die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz inzwischen Anklage erhoben.

Der Gruppe „Paladin“ wird vorgeworfen, sich im Kampf gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen bewaffnet zu haben. Offenbar ging es auch um mögliche Umsturzpläne.

Mögliche Umsturzpläne wegen Corona-Maßnahmen

T. hatte sich nach Recherchen des Senders im Rahmen der Corona-Pandemie radikalisiert. Mitte 2021 war der Physiotherapeut schon einmal festgenommen worden, nachdem er mithilfe von 3D-Druckern eine Waffe und zahlreiche Teile für Schusswaffen hergestellt hatte.

Er hatte versucht, die halbautomatische Pistole einem verdeckt ermittelnden Polizisten zu verkaufen. Wegen der illegalen Waffenproduktion war T. Anfang 2022 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Deutscher sucht Mitstreiter für bewaffnete Gruppe

Das Gericht stellte damals unter anderem fest, dass der Physiotherapeut T. wegen seiner Weigerung, bei der Arbeit eine Maske zu tragen, seine Anstellung verloren hatte. „Es endet immer in einer Katastrophe, wenn man sich historisch anschaut, was passiert, wenn Politiker einem vorschreiben, was gesund ist und was nicht“, hatte T. kurz nach der Verurteilung im Interview mit den NDR-Reportern gesagt.

Daraus sei für ihn „wirklich eine große Angst“ entstanden. Und der Gedanke, sich verteidigen zu müssen: „Dadurch bin ich auf Waffenbau gekommen.“

Deutscher nennt Corona-Maßnahmen „verbrecherische Willkür“

Im Rahmen der Ermittlungen zur illegalen Herstellung von Waffen stieß die Polizei bei Auswertungen von Chats auf Hinweise, dass sich Joachim T. nicht allein bewaffnete. Nach Recherchen von „Panorama“ und „STRG_F“ hatte T. unter anderem auf Telegram und Facebook versucht, Mitstreiter zu finden.

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Im Internet warb T. für bewaffnete Kleingruppen, die „in den konsequenten Widerstand gegen die verbrecherische Willkür gehen“. Gemeint waren damit die staatlichen Corona-Maßnahmen. In einer Audio-Botschaft fragte T.: „Also, wann beginnst Du Dich bewaffnet wehrhaft zu organisieren?“

„Widerstand“ gegen Pandemie-Maßnahmen: Deutscher soll bewaffnete Gruppe gegründet haben

Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz erhob bereits im Sommer Anklage gegen T. und die beiden weiteren Männer. Den drei Beschuldigten wird zur Last gelegt, „die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie abgelehnt und darin lediglich einen Vorwand des Staates zur Abschaffung der Grundrechte gesehen zu haben“, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.

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Daraus hätte das Trio die Berechtigung abgeleitet, „sich zu bewaffnen und gewaltsamen Widerstand gegen staatliche Maßnahmen zu leisten“. Allerdings haben die Ermittler keine Hinweise dafür gefunden, dass schon konkrete gewaltsame Aktionen ins Auge gefasst worden waren.

Nach Angaben der Ermittler setzte sich T. spätestens im Juni 2023 ins Ausland ab. Inzwischen sitzt er in Portugal in Auslieferungshaft.

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