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Einheimische wie Urlauber schätzen Portugals Strände. Flaggen zeigen nun vielerorts an, wenn sich dort bereits viele Menschen aufhalten.
  • Einheimische wie Urlauber schätzen Portugals Strände. Flaggen zeigen nun vielerorts an, wenn sich dort bereits viele Menschen aufhalten.
  • Foto: (c) dpa

Drastische Maßnahmen: So reagieren Länder auf die Delta-Gefahr

Es ist ein Déjà-Vu: Weil sich die Corona-Lage innerhalb kürzester Zeit zuspitzt, brechen Hunderte deutsche Urlauber überstürzt ihre Ferien ab. Das aus dem Frühjahr 2020 bekannte Szenario spielt sich nun erneut ab – in Portugal. Schuld an der Zuspitzung ist die Delta-Mutante. Auch andere Länder greifen deswegen nun zu drastischen Maßnahmen.

Kaum ein Land hat in Sachen Corona eine solche Berg-und-Tal-Fahrt hinter sich wie Portugal: Vor allem die dritte Welle traf das Land hart. Zeitweise lag die Sieben-Tage-Inzidenz Anfang des Jahres bei fast 900, vielerorts brach die medizinische Versorgung zusammen, hunderte Menschen starben – einige auf Parkplätzen vor den völlig überfüllten Kliniken. Die Lage war so schlimm, dass Deutschland Beatmungsgeräte, Bundeswehr-Soldat:innen und Mediziner:innen als Unterstützung nach Portugal schickte. Gleichzeitig ging das Land in einen Knallhart-Lockdown – mit Erfolg: Die Inzidenz sank bis zum Frühsommer auf knapp über 20.

Delta-Variante ist schuld an Portugals hohen Fallzahlen

Nun die neuerliche Zuspitzung: Mit 1604 neuen Ansteckungen binnen 24 Stunden war am Freitag in Portugal der höchste Wert seit Februar registriert worden. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC hat das Land mit einer 14-Tage Inzidenz von gut 124 den höchsten Wert aller 30 erfassten Länder. Zum Vergleich: Deutschland hat 25. Schuld an den hohen Zahlen ist die Delta-Mutation. Sie macht allein in Lissabon mittlerweile mehr als 70 Prozent der Neuinfektionen aus.

Das RKI stufte Portugal deswegen am Freitagabend als Virusvariantengebiet ein. Für Airlines, Bus- und Bahnunternehmen gilt nun ab Dienstag ein umfangreiches Beförderungsverbot. Und: Wer dann aus Portugal kommend in Deutschland einreist, muss zwei Wochen in Quarantäne. Diese kann nicht durch einen Test verkürzt werden und gilt auch für vollständig Geimpfte und Genesene. Hunderte Urlauber brachen deshalb ihre Ferien vorzeitig ab, um vor Dienstag zurück in Deutschland zu sein.

Sogar in Israel steigen die Corona-Zahlen

Ähnlich harte Quarantäneregeln hat auch Israel jüngst für Reiserückkehrer in Kraft gesetzt – unabhängig vom Urlaubsort. Denn auch dort steigen die Corona-Zahlen wieder an. Noch Mitte Juni lagen die Neuinfektionsraten im einstelligen Bereich, die Regierung schaffte daraufhin fast alle Einschränkungen ab. Doch vor rund einer Woche wurden erstmals seit April wieder mehr als 100 Neuinfektionen pro Tag nachgewiesen – seitdem werden es kontinuierlich mehr.

Obwohl schon 55 Prozent der Israelis geimpft sind, gibt es einen neuerlichen Ausbruch und wieder strengere Corona-Regeln Imago
Zwei Menschen fahren mit Maske auf einer Rolltreppe in einem israelischen Einkaufszentrum
Obwohl schon 55 Prozent der Israelis geimpft sind, gibt es einen neuerlichen Ausbruch und wieder strengere Corona-Regeln

Auch in Israel ist die Delta-Mutation schuld am Ausbruch, sie macht laut Gesundheitsministerium rund 90 Prozent der Neuinfektionen aus. Die meisten der Infizierten sind Kinder – und rund die Hälfte der Betroffenen ist bereits geimpft. Das sei „in der Tat besorgniserregend“, sagte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. 

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Dass die Quarantäne-Regeln in Israel derart streng sind, hat auch damit zu tun, dass der aktuelle Ausbruch nach offiziellen Angaben auf Menschen zurückgeht, die infiziert aus dem Ausland zurückkamen und sich nicht an die Quarantäne-Auflagen gehalten haben. „Quarantäne-Brecher sind das Problem von uns allen – auf diese Weise breitet sich die Krankheit im Moment aus“, sagte der Corona-Beauftragte Nachman Asch. Er forderte die Bevölkerung dazu auf, möglichst nicht ins Ausland zu fliegen, besonders nicht mit ungeimpften Kindern. 

Australiens Metropole Sydney ist wieder im Lockdown

Auch in Australien sorgt ein Delta-Ausbruch für drastische Reaktionen: Teile der Metropole Sydney mussten deshalb am Freitag wieder in den strikten Lockdown – zunächst für eine Woche. Die Bürger dürfen nur noch ihre Häuser verlassen, „wenn es absolut notwendig ist“, wie die Premierministerin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, ankündigte.

Nach einem Delta-Ausbruch mit mehreren Dutzend Infizierten befindet sich Sydney derzeit wieder im Lockdown (c) dpa
Menschen stehen in ihren Autos an, um einen Corona-Test durchführen zu lassen
Nach einem Delta-Ausbruch mit mehreren Dutzend Infizierten befindet sich Sydney derzeit wieder im Lockdown

„Weil es sich um die hochansteckende Delta-Variante handelt, werden sich wahrscheinlich alle Menschen in einem Haushalt infizieren, wenn eine Person ein positives Testergebnis bekommt“, so Berejiklian. Australien hat die Pandemie bislang gut im Griff – auch weil die Grenzen schon seit März 2020 für Touristen geschlossen sind.

In Deutschland werden Reisebeschränkungen gefordert

Trotzdem gelangte das Virus ins Land – was auch hierzulande Rufe nach Reisebeschränkungen laut werden ließ. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach etwa forderte bereits ein Reiseverbot für Briten in der EU. Auch in Großbritannien grassiert Delta heftig, macht fast alle Neuansteckungen aus – obwohl auch dort die Impfquote hoch ist.

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Studien zufolge hat Delta tatsächlich eine deutlich erhöhte Ansteckungsfähigkeit und eine leichte Immunflucht, also die Eigenschaft, den Schutz nach Impfung oder Infektion zu umgehen. Die Botschaft aus der Fachwelt ist aber: Wer den kompletten Impfschutz hat, ist auch bei Delta vor schwerer Erkrankung geschützt. Das betonte auch Experte Zeeb: „Schwere Verläufe bleiben zum Glück selten.“ Dennoch sollte weiter alles getan werden, um Ansteckungen zu vermeiden, so Zeeb. Man könne „ein ‚Durchrauschen‘ der Infektion durch die Gruppe der Ungeimpften oder bisher nicht Infizierten nicht wünschen, weil es zu vermeidbarem Leiden und gegebenenfalls auch Langzeitfolgen führt.“

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