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Klimaaktivistinnen im Hungerstreik wiegen sich in ihrem Camp.
  • Klimaaktivistinnen im Hungerstreik wiegen sich in ihrem Camp.
  • Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Klima-Hungerstreik: Sechs Aktivisten geben auf – einer wird noch radikaler

Mehr als drei Wochen campierten und hungerten sie – nun haben fast alle Teilnehmer:innen des Hungerstreiks für eine radikale Klimawende vor dem Bundestag aufgegeben. Ihr zentrales Anliegen: ein öffentliches Gespräch mit den Kanzlerkandidat:innen über die Klimakrise. Doch daraus wurde nichts. Ausgezehrt und entnervt beendeten nun sechs der sieben Aktivist:innen ihren Hungerstreik. Doch einer geht einen anderen Weg.

Drei weitere Aktivisten hätten wieder angefangen zu essen, teilte Pressesprecherin Hannah Lübbert am Mittwoch mit. Von ursprünglich sieben Hungernden sind somit sechs ausgestiegen. Aber: Ein Aktivist sieht das Ende noch nicht so deutlich – und droht sogar mit einer Verschärfung der Aktion.

Seit 30. August hatten die Streikenden gehungert und in der Nähe des Berliner Reichstagsgebäudes campiert. Die Klimaaktivisten forderten ein öffentliches Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen, sowie die Einsetzung eines Klima-Bürgerrats. Während des Protests hatten sie nach eigenen Angaben bis zu elf Kilogramm Körpergewicht verloren. Wiederholt mussten Teilnehmer ins Krankenhaus.

Hungerstreik: Gespräch mit Politiker:innen findet wohl nicht statt

Es gebe keine Bereitschaft der Kandidat:innen zu dem angesetzten Gespräch an diesem Donnerstag, erklärte Lübbert weiter. „Würden wir weitermachen – wir würden sterben zugunsten eines kalten, fantasielosen politischen Weiter-So, das für alles Leben auf der Erde tödlich enden wird.“

Der letzte der ursprünglichen Teilnehmer, Henning Jeschke, kündigte indes auf Twitter an, neben der Nahrung auch Flüssigkeit zu verweigern, falls das öffentliche Gespräch mit den Kanzlerkandidat:innen nicht zustande komme. Mit einem solchen „trockenen Hungerstreik“ droht auch eine junge Frau, die seit dieser Woche fastet.

Und was sagen die Kanzlerkandidat:innen selbst? Armin Laschet (CDU/CSU), Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) hatten Einzelgespräche nach der Wahl angeboten und ein Ende der Aktion gefordert. Baerbock zeigte sich am Mittwoch erleichtert, dass die meisten Teilnehmer den Hungerstreik abgebrochen hatten.

Baerbock: Dringender Appell, den Hungerstreik abzubrechen

„Ich weiß, dass in der jungen Generation viele verzweifelt über die Klimakrise und wütend über unzureichende Politik sind und um ihre Zukunft bangen“, erklärte die Grünen-Chefin. Sie werde für schnelleren Klimaschutz kämpfen. Sie sorge sich aber um die Gesundheit jener, die den Hungerstreik weiterführen oder sogar verschärfen wollten. „Ich appelliere dringend an sie, den Hungerstreik abzubrechen. Das Leben ist ein so kostbares Gut.“

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Die Aktivist:innen beharren auf dem Gesprächstermin am Donnerstag. Man werde den Kandidaten bis zuletzt einen Stuhl freihalten, erklärte Lübbert. Aber: „Wir wissen, dass diese Stühle leer bleiben werden. Deshalb rufen wir alle Menschen auf, sich diese Stühle zu nehmen – physisch oder sinnbildlich.“

Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hatte den Hungerstreikenden am Mittwoch Respekt gezollt, aber ebenfalls ein Ende der Aktion gefordert. „Dass ihr alarmiert seid, ist nur folgerichtig – ich bin selbst in größter Sorge um die Zukunft unserer Zivilisation“, erklärte der langjährige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Doch „noch steht uns eine Fülle von gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten zur Verfügung, bei denen niemand zwingend sein Leben für die Bewahrung der Schöpfung gefährden muss“. (alp/dpa)

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