Ist eine Alge die Ursache für das Fischsterben in der Oder?
Mehr als eine Woche nach Bekanntwerden des massenhaften Fischsterbens in der Oder richtet sich der Fokus zunehmend auf das Stettiner Haff. Die Sorge wächst, dass verseuchtes Wasser die Ostsee erreichen könnte. Der Tourismus in der Region um den Fluss leidet bereits. Indes haben Forschende eine Brackwasseralge in der Oder entdeckt, die das Fischsterben ausgelöst haben könnte.
Es gebe viel weniger Tagesausflüge, sagte die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree, Ellen Russig, gestern. Und Menschen, die Reisen auf dem Oder-Neiße-Radweg noch nicht fest geplant hätten, nähmen gegenwärtig davon Abstand.
In dem Verband ist auch der besonders betroffene Landkreis Märkisch-Oderland, der auf einer Länge von rund 80 Kilometern an der Oder zur Grenze nach Polen liegt. „Die Umweltkatastrophe wird langfristig Auswirkungen haben, wo wir gegensteuern müssen“, machte Russig klar. Betroffen seien unter anderem der Angeltourismus und Kanu-Ausflüge. Ihren Angaben zufolge besteht der Tourismus in der Region zu 50 Prozent aus Tagesausflügen, die andere Hälfte seien Übernachtungen.
Ist eine Alge Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder?
Trotz aller Sorgen sah der Landkreis Vorpommern-Greifswalds gestern zunächst keine Gefahr fürs Baden in der Ostsee. „An den Ostseestränden der Sonneninsel Usedom herrschen weiter beste Badebedingungen“, erklärte Landrat Michael Sack (CDU). Dennoch warnt der Landkreis weiterhin, das Wasser des deutschen Teils des Haffs zu nutzen. Demnach wird vom Angeln, Fischen und der Wasserentnahme abgeraten. Die Schweriner Landesregierung rät zudem vom Baden ab, da man trotz fehlender konkreter Hinweise gesundheitliche Schädigungen nicht ausschließen könne.
Die Oder mündet in das Stettiner Haff, durch das die deutsch-polnische Grenze verläuft und das mit der Ostsee vor Usedom verbunden ist. Das Mündungsgebiet ist weit verzweigt. Das Haff, ein Naturschutzgebiet, ist mit rund 900 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie der Bodensee. Bislang sind nach offiziellen Angaben zumindest im deutschen Teil des Haffs keine Auswirkungen des Oder-Fischsterbens erkennbar geworden.
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Die Ursache für die Umweltkatastrophe ist hingegen noch immer nicht eindeutig geklärt, aber: Forscher haben jetzt eine giftige Algenart im Blick, die sich im Fluss rasant entwickelt hat. Mittlerweile sei die Mikroalge mit dem Namen Prymnesium parvum identifiziert worden, sagte der Gewässerökologe Christian Wolter: „Die Art ist bekannt dafür, dass es gelegentlich zu Fischsterben kommt.“
Unklar sei nach wie vor, ob das Toxin der Alge tatsächlich und allein der Grund für das Fischsterben sei. Ob die Alge in diesem Fall Giftstoffe produziert hat, müsse noch nachgewiesen werden, sagte der Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Für Menschen sei das Toxin der Alge aber ungefährlich. Zunächst hatten mehrere Medien über die Alge berichtet, darunter der RBB und T-Online. (alp/dpa)
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