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  • Impfspritze von Johnson & Johnson. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Impfquote: Warum wenige Prozentpunkte den Unterschied machen können

Experten warnen: Der nächste Corona-Sorgenherbst droht. Nur ein deutliches Plus an Geimpften könne für Abhilfe sorgen. Tatsächlich gilt bei der Impfquote: Jeder Prozentpunkt zählt.

Die Coronazahlen kennen hierzulande seit Wochen praktisch nur eine Richtung: nach oben. Problem: Das Impftempo stockt. Bislang sind nur gut 62 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. RKI-Chef Lothar Wieler warnt bereits vor einem „fulminanten Verlauf“ der aktuellen vierten Welle im Herbst, sollte die Impfquote nicht klar steigen. Aber Experten machen Hoffnung: Mit jedem Prozentpunkt, um den die Impfquote steigt, kann sich die Situation entspannen.

Bei Bevölkerung über 60 Jahre: 83 Prozent haben vollen Impfschutz

Ein genauer Blick in die Zahlen zeigt: Bislang haben in der Bevölkerung über 60 Jahre rund 83 Prozent den vollen Impfschutz. Bei den Erwachsenen unter 60 Jahren liegt die Quote hingegen lediglich bei 66 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 ist es derzeit etwa ein Viertel.

Insgesamt viel zu wenig, fürchtet der Kölner Intensivmediziner Christian Karagiannidis. „Für die Intensivmedizin gilt: Wenn wir die Impfquote nicht noch mal deutlich steigern, dann laufen wir in einen ganz schwierigen Herbst hinein“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Es zeige sich bereits, dass die Impfquote besonders bei Menschen unter 60 noch zu gering sei.

Experte: Inzidenzen dürfen nicht unkontrolliert hochschnellen

Um Kliniken nicht erneut an den Rande des Kollapses zu bringen, helfe nur eins: wieder mehr impfen. Was für Auswirkungen eine höhere Impfquote etwa in der Gruppe der Zwölf- bis 59-Jährigen auf die Intensivbettenbelegung der kommenden Monate haben könnte, zeigen Schätzungen des RKI. Mit einer Impfquote von 65 Prozent – etwas mehr als aktuell – wäre demnach mit einem sehr starken Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz auf bis zu 400 und mit bis zu etwa 6000 Covid-Patienten zeitgleich in intensivmedizinischer Behandlung zu rechnen. Für eine Impfquote von 75 Prozent zeigt das RKI-Modell schon weit niedrigere Inzidenzen unter 150 und lediglich 2000 belegte Intensivbetten an.

Karagiannidis warnt daher ausdrücklich davor, die Inzidenzen unkontrolliert hochschnellen zu lassen. „Das Entscheidende ist, dass die Inzidenz nicht stetig ansteigen darf. Und das ist ein Riesenproblem, das ich sehe“, betont er. Weil bei jüngeren Intensivpatienten die Sterblichkeit oft nicht so hoch sei, könne es zudem sein, dass diese, wenn sie einmal dort lägen, länger auf den Intensivstationen blieben.

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Doch würde auch schon eine Gesamtimpfquote von über 70 Prozent – statt der derzeit nur knapp über 60 – etwas ändern? Modellierungs-Experte Andreas Schuppert von der RWTH Aachen sagt: „Zehn Prozent machen in der Tat etwas aus.“ Davon ist auch Karagiannidis überzeugt. Am Beispiel der Bevölkerung zwischen 18 und 60 Jahren erklärt er: Wenn sich in dieser Gruppe zehn oder 20 Prozent mehr Menschen impfen ließen, seien das konkret etwa vier oder acht Millionen Menschen mehr, die durch die Impfung geschützt seien – „am Ende also viel, viel weniger Intensivpatienten“.

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