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  • Erdbebenopfer sitzen unter Decken, um sich vor dem Regen zu schützen, nachdem der Tropensturm „Grace" über das Gebiet hinweggefegt ist.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Joseph Odelyn

Immer mehr Tote nach Beben – Banden erlauben Hilfskonvois

Aus den anfangs „nur“ 29 Toten sind inzwischen fast 2200 geworden. Das Ausmaß der Katastrophe nach dem Beben auf Haiti wird immer deutlicher. Es fehlt an allem. Vielerorts ist noch immer keine Hilfe angekommen. Immerhin erlauben Banden, die eine Straße kontrollieren, die in die Erdbebenregion führt und befahrbar ist, Hilfskonvois die Durchfahrt.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer des Erdbebens in Haiti vom Samstag ist um fast 250 auf 2189 gestiegen. Weitere 332 Menschen werden vermisst, wie die haitianische Zivilschutzbehörde am Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte. Mindestens 12.268 Menschen seien bei dem Beben der Stärke 7,2 am Samstag verletzt worden.

Verzweifeltes Warten auf Unterstützung und Hilfe

Dringend benötigte Hilfe erreichte die betroffene Region nur schleppend. Nach örtlichen Medienberichten gibt es Gegenden, in denen die Überlebenden des Bebens verzweifelt auf Unterstützung warten. In der betroffenen Region im Südwesten des Karibikstaates fehle es am Nötigsten.

Wie die Regierung mitteilte, fuhren am Mittwoch mehr als zehn Lastwagen mit Hilfsgütern dorthin. Zuvor war nach UN-Angaben ausgehandelt worden, dass Hilfskonvois die Hauptstraße zwischen der Hauptstadt Port-au-Prince und dem Süden des Karibikstaates befahren dürfen, die von Banden kontrolliert wird. Deren Kämpfe um Territorium legen Teile von Port-au-Prince immer wieder lahm. Schon im Juni trieben laut Vereinten Nationen (UN) allein diese Konflikte rund 15.000 Menschen in die Flucht.

Vier Gesundheitseinrichtungen zerstört und 20 beschädigt

Die Direktorin der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (Paho), Carissa Etienne, teilte mit, die Gesundheitseinrichtungen im Erdbebengebiet seien überlastet, 20 von ihnen seien durch das Beben beschädigt und vier zerstört worden.

Der Bedarf an medizinischem Personal, Medizin, Ausrüstung und Patiententransport sei immens. Etienne rief die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf. Haitis ohnehin stark unterfinanziertes Gesundheitssystem war schon vor dem Beben aufgrund der sich zuletzt verschlimmernden Corona-Pandemie überstrapaziert gewesen.

Verzögerungen bei der Verteilung von Hilfsgütern

Der Chef des Zivilschutzes, Jerry Chandler, räumte im Radiosender „Magik9“ Verzögerungen bei der Verteilung von Hilfsgütern ein, wie die Zeitung „Le Nouvelliste“ berichtete. Er begründete dies demnach mit der schwierigen Organisation, die durch den Durchzug des Tropensturms „Grace“ in der Nacht zum Dienstag zusätzlich erschwert worden sei. Dieser hatte mancherorts Überschwemmungen verursacht und zahlreichen Überlebenden zugesetzt, die im Freien schliefen.

1,2 Millionen leiden unter der Katastrophe

Das Beben hatte sich am Samstagmorgen (Ortszeit) nahe der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud in einer Tiefe von rund zehn Kilometern ereignet. Nach Angaben des Zivilschutzes wurden knapp 53.000 Häuser zerstört und gut 77.000 beschädigt. Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef sind 1,2 Millionen Menschen von der Katastrophe betroffen.

Es traf ein Land, in dem viele Menschen in bitterer Armut leben und in dem es häufig Naturkatastrophen gibt.

Erdbeben 2010, dann Hurrikan „Matthew“ 2016 und nun 2021 wieder ein Erdbeben

Bereits im Januar 2010, bei einem Erdstoß der Stärke 7, dessen Zentrum nahe der dicht besiedelten Hauptstadt lag, waren mehr als 220.000 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurde die Erdbebenregion im Jahr 2016 von Hurrikan „Matthew“ verwüstet. Mehr als 500 Menschen starben.

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Ein großer Teil der für den Wiederaufbau bestimmten Mittel kam bei der Bevölkerung nicht an, unter anderem wegen Korruption und Verschwendung. Das Land erlebt außerdem eine tiefe politische Krise, die sich durch die Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse am 7. Juli noch verschärft hat. (mp/dpa)

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