Hakenkreuze aus Menschenblut: Hanau unter Schock
Menschliches Blut, verbotene Symbole: Warum die Polizei auf Hinweise hofft und die Stadt Hanau mit Entsetzen und Entschlossenheit reagiert.
Fast 50 Autos, mehrere Briefkästen und Hauswände sind in Hanau offensichtlich mit Blut beschmiert worden – viele davon mit Hakenkreuzen. Die Hintergründe und Absichten des- oder derjenigen, die dahinterstecken, sind laut Polizei noch unklar. Die Ermittler hoffen auf Zeugenaussagen. Die Stadt reagiert bestürzt und stellt Strafanzeige.
Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Den Ermittlern zufolge hatte sich am späten Mittwochabend ein Zeuge gemeldet, der eine rötliche Flüssigkeit an seinem im Stadtteil Lamboy abgestellten Fahrzeug festgestellt habe.
Die Flüssigkeit war laut den Ermittlern in Form eines Hakenkreuzes auf die Motorhaube des Wagens aufgebracht worden. Im Umfeld fanden die Beamten demnach zahlreiche weitere beschmierte Autos sowie Briefkästen und auch Hauswände.
Insgesamt seien bislang fast 50 Fahrzeuge registriert worden – viele von ihnen mit dem verbotenen Symbol beschmiert. Ein spezieller Vortest habe ergeben, dass es sich bei der Substanz um menschliches Blut handeln dürfte. Woher es stammt, ist laut Polizei unklar.
„Hakenkreuze haben in Hanau keinen Platz“
Die Stadt Hanau reagierte geschockt. „Gerade in unserer Stadt, die durch den rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020 tief geprägt wurde, löst eine solche Tat tiefe Bestürzung aus”, sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).
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Hanau stehe für eine Stadtgesellschaft, die gegen Hass, Rassismus und jede Form extremistischer Symbolik eintrete, fügte er hinzu. „Was hier geschehen ist, überschreitet jede Grenze des Anstands und der Menschlichkeit.”
Die Stadt stellte Strafanzeige. „Hakenkreuze haben in Hanau keinen Platz. Wir werden nicht zulassen, dass solche Zeichen Angst oder Spaltung säen”, betonte Kaminsky.
Stadträtin sieht Angriff auf Grundwerte
Nach Ansicht von Stadträtin und Ordnungsdezernentin Isabelle Hemsley (CDU) stellen Taten wie diese einen Angriff auf die Grundwerte des Gemeinwesens dar, verbreiten Angst und zielen bewusst auf die Verunsicherung der gesamten Nachbarschaft. Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD) erklärte, die Stadt stehe im Austausch mit der Polizei. „Unsere Stadtgesellschaft hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie zusammenhält.”
In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.
Bundestagsvize Nouripour „fassungslos”
Die Schmierereien überschatten die für den Nachmittag geplante Einweihung eines Denkmals, das an die ehemalige Judengasse und die von den Nationalsozialisten zerstörte Synagoge erinnern soll.
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Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne) zeigte sich ebenfalls entsetzt von der Tat. „Das macht mich fassungslos”, teilte er mit. „Diese Tat zielt mitten in das Herz der Stadt Hanau und reißt die Wunden des rechtsterroristischen Anschlages vor fünf Jahren auf. Sie muss schnellstmöglich aufgeklärt werden.” (dpa/mp)
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