Monarchie-Gegner:innen mit Plakaten mit der Aufschrift „Not My King“ (Dt. Nicht mein König) warten auf Charles III.
  • Monarchie-Gegner:innen mit Plakaten mit der Aufschrift „Not My King“ (Dt. Nicht mein König) warten auf Charles III. (Archivbild)
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„Größte Protestaktion“: Das planen Monarchie-Gegner zur Charles-Krönung

Für die einen ist es die ganz große Königs-Kür, für die anderen einfach nur überflüssig und viel zu teuer: Am Samstag wird König Charles III. gekrönt – und während Royal-Fans schon ihre Lager entlang der Prozessionsroute aufschlagen, werden Monarchie-Gegner:innen nicht müde, den Blaublütern die Legitimation abzusprechen und drohen „mit der größten Prozessaktion“ aller Zeiten.

„Ich warte darauf, mit meinen eigenen Augen zu sehen, wie sie beide Kronen tragen, das wird für mich der wichtigste Moment der Krönung sein“, erzählte John Loughrey am Dienstag dem Sender Sky News. Der Brite erzählt, er sei bereits zehn Tage vor der Krönung nach London gereist – um sich den besten Platz entlang des Boulevards „The Mall“ vor dem Buckingham-Palast zu sicher.

Charles-Krönung: Royal-Fans campieren bereits in London

Nach eigenen Angaben hat er in den vergangenen 26 Jahren kein royales Ereignis verpasst. Er und andere hartgesottene Royal-Fans, die gleichzeitig sehr strapazierfähige Camper sind, haben sich seit gestern bereits an Londons Pracht-Meile eingerichtet. Mit Zelten, Toilettenpapier, Snacks, Kissen und vielen royalen Fan-Artikeln ausgestattet, um bis zum Wochenende auszuhalten – und den Moment der Momente zu erleben, wenn das Königspaar nach dem Gottesdienst in der Westminster Abbey in der Goldenen Staatskutsche zurück zum Buckingham-Palast fahren und sich dabei von Schaulustigen entlang der Route feiern lassen wird.

Monarchie-Gegner Graham Smith von der Organisation „Republic“ und seine Mitstreiter:innen wollen dies mit lautstarkem Protest begleiten. „Es wird die größte Protestaktion sein, die wir je gemacht haben – aber nicht die letzte“, kündigte er an. Geplant sind Rufe wie „Not my king“ (Nicht mein König) und Protestplakate. Eier werden wohl aber nicht fliegen: „Das ist keine besonders schlaue Art des Protests“, so Smith.

Monarchie-Gegner:innen schmeckte im Vorfeld des Mega-Events schon so einiges nicht. Vor allem der Aufruf an alle Menschen im Vereinigten Königreich, dem Monarchen lautstark die Treue zu schwören, sorgte für Kritik. Auf Aufforderung des Erzbischofs von Canterbury sollen die Teilnehmer:innen des Gottesdiensts, aber auch die Millionen an den Bildschirmen sagen: „Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolgern gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.“ Dieses „Tribut der Menschen“ ersetzt den traditionellen Treueschwur, den sonst Adlige und Geistliche dem Monarchen bekundeten.

Großbritannien: Viele Menschen rutschten in die Armut

Völlig unpassend, findet Smith und sagt: „In einer Demokratie sollte es das Staatsoberhaupt sein, das dem Volk die Treue schwört und nicht andersherum.“ Neben der Treueschwur-Forderung sind es aber vor allem die Steuergelder, die für Charles‘ Krönung verbraten werden, die für Unmut sorgen. „Charles ist bereits König. Es besteht absolut keine Notwendigkeit, dieses teure Schauspiel durchzuziehen“, so Smith. „Mit Kosten von mehreren zehn Millionen Pfund ist dieses sinnlose Theaterstück ein Schlag ins Gesicht für Millionen Menschen, die mit Lebenshaltungskosten kämpfen.“

Die Realität sieht in Großbritannien tatsächlich gerade für viele Menschen düster aus: Viele rutschten zuletzt wegen stark gestiegener Kosten für Energie und Lebensmittel in die Armut. Die Reallöhne sind so stark gefallen wie seit vielen Jahren nicht mehr, seit Monaten kommt es zu Streiks von Mediziner.innen, Lehrer:innen und anderen Beschäftigten des Öffentlichen Diensts.

Und nun der Riesenzauber mit Pomp, Superstars und Luxus-Essen. Doch wie viel kostet der eigentlich? Genaue Angaben zu den Kosten wird es erst im Anschluss geben. Schätzungen gehen von 50 bis 100 Millionen Pfund, also umgerechnet 56 bis 113,7 Millionen Euro, aus. Graham Smith ist in jedem Fall überzeugt: All die Millionen, das ganze Spektakel – völlig überflüssig. Er sieht seine Ansichten durch jüngste Umfragen, die zwar noch immer eine überwiegende Zustimmung zur Monarchie, aber auch zunehmende Ablehnung und großes Desinteresse offenbaren, gestützt.

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So gaben in einer von der BBC in Auftrag gegebenen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov zwar 58 Prozent der Brit:innen an, dass ihr Land auch in Zukunft eine Monarchie sein solle. Genauso viele brachten aber auch zum Ausdruck, dass sie kein Interesse an der Königsfamilie haben. In einer Yougov-Umfrage hatte sich Mitte April gut die Hälfte der Befragten dagegen ausgesprochen, dass die Regierung für die Krönungszeremonie aufkommt – nur knapp ein Drittel war dafür. Selbst bezahlen könnte Charles auch: Nach einer letzten Schätzung des „Forbes“- Magazins besitzt der englische König 460 Millionen Euro Privatvermögen. 

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