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Der Gletscher in der Marmolata-Kette: Ein großes Stück ist abgebrochen.
  • Der Gletscher in der Marmolata-Kette: Ein großes Stück ist abgebrochen.
  • Foto: Autonomous Province Of Trento/Autonomous Province Of Trento/AP/dpa

Gletscherdama in den Dolomiten: „So etwas werden wir häufiger sehen“

Sonntagnachmittag in den Dolomiten, ein sommerliches Bergidyll. Das wird abrupt zerstört: Eine gigantische Lawine aus Schnee, Eis und Geröll donnert zu Tal, reißt alles mit, was ihr in den Weg kommt. Mindestens sieben Menschen sterben, für Vermisste gibt es kaum noch Hoffnung. Solche Katastrophen wird es in Zukunft häufiger geben, sagt Reinhold Messner. Für ihn gibt es keinen Zweifel: Der Klimawandel ist schuld.

Am Montag liegt gespenstische Stille über der Szenerie. Am Tag nach der Gletscherkatastrophe fliegen nur noch wenige Helikopter an die Flanke des mächtigen Dolomitenmassivs. Ein Gewitter verdunkelt den Himmel, die letzten Suchtrupps mit ihren Drohnen ziehen am Montagmittag vorerst ab. Es gibt so gut wie keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu bergen. Regen geht nieder auf den 3340 Meter hohen Berg und den Lawinenkegel aus Eis, Schnee und Steinen, unter dem mehr als ein Dutzend Tote befürchtet werden.

Ein Rettungshubschrauber sucht in den Dolomiten nach Überlebenden. picture alliance/dpa/Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico
Hubschrauber im Gebirge
Ein Rettungshubschrauber sucht in den Dolomiten nach Überlebenden.

Die Opfer zu identifizieren wird schwierig – die entfesselte Wucht aus Eisbrocken und Gestein hat ihre Körper brutal zerschmettert, ein Retter spricht von einem „fürchterlichen Blutbad“. Auch zwei Deutsche wurden verletzt, ein 67-jähriger Mann und eine 58-jährige Frau, sie werden im Krankenhaus in Bergamo behandelt.

Klimaforscher: Gletscherdrama ist nur der Anfang

Das Unglück am höchsten Gipfel der Dolomiten ist nur der Anfang – das befürchten Klimaforscher und auch der Berg-Kenner Reinhold Messner. Es sind die viel zu hohen Temperaturen, die dafür sorgen, dass Gletscher in der Sonne abschmelzen – und abbrechen. Und weil es im Winter zu wenig geschneit hat, hat das Eis auch keine Schneeschicht, die vor der Sonne schützt.

„Der Hauptgrund ist die Erderwärmung und der Klimawandel. Diese fressen die Gletscher weg“, sagte der 77-jährige der dpa. An den Abbruchkanten bilden sich dann sogenannte Eistürme – Séracs genannt – „die so groß sein können wie Wolkenkratzer oder Häuserzeilen“, erklärte Messner.

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Der Südtiroler, bekannt als „Bergfex“, hat als erster alle 14 Achttausender der Welt bestiegen. Er ist nicht optimistisch: Vorfälle wie an der Marmolata „werden wir häufiger sehen. Heute gibt es viel mehr Fels- und Eisabbrüche als früher.“ Er sagt: „Die globale Erwärmung kommt aus den Ballungszentren und Städten, von den Autobahnen und Fabriken. Aber wir in den Bergen merken sie, schon seit 30 Jahren sehen wir mit bloßem Auge, wie die Gletscher schmelzen. Dazu muss man kein Wissenschaftler sein.“

Auch der Papst sieht, welch eine Katastrophe auf der Erde droht. Er schrieb: „Die Tragödien, die wir gerade mit dem Klimawandel erleben, müssen uns dazu drängen, dringend neue menschen- und naturbewusste Wege zu finden.“ (miri/dpa)

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