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Luftaufnahme East Palestine
  • Luftaufnahme der entgleisten Waggons im Örtchen East Palestine in Ohio.
  • Foto: imago/Xinhua

Gift-Zug entgleist: Kranke Menschen, tote Fische – und keine Erklärungen

Anfang Februar passierte das Unglück: In der Kleinstadt East Palestine in Ohio entgleiste ein mit toxischen Stoffen beladener Zug (MOPO berichtete). 50 Waggons sprangen aus den Gleisen, Feuer brach aus, eine schwarze Wolke stieg auf. Seitdem leben die Menschen in dem US-Örtchen in Angst: Welche Gifte wurden freigesetzt? Anwohner leiden unter körperliche Beschwerden, es wurden tote Fische gefunden. Die Behörden versuchen, zu beruhigen. Doch auch das Klima im Ort ist vergiftet.

Als die riesige, dunkle Wolke über dem Ort nahe der Staatsgrenze zu Pennsylvania aufstieg, wurden Bewohner evakuiert. Mittlerweile sind sie zurück, aber die Angst ist geblieben. Einige klagen über Kopfschmerzen, gereizte Augen und Ausschlag. Es wird befürchtet, dass Regen Schadstoffe in Bäche und Flüssen spülen könnte. Laut dem Institute for Natural Resources sind vier Wasserläufe kontaminiert, tausende tote Fische wurden gefunden.

Auf Social Media werden Videos aus dem Örtchen gepostet, unter Überschriften wie „Tschernobyl 2.0“ oder „Mini-Tschernobyl“. Ein Vergleich, der hinkt – aber zeigt, wie groß Angst und Unsicherheit sind.

Im Ort herrscht Aufruhr, der Direktor der US-Umweltbehörde Epa versuchte, bei einem Besuch vor Ort zu beruhigen. Man sei sicher, dass es keine Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung gebe, sagte Michael Regan. „Dieser Vorfall hat diese Gemeinde verständlicherweise in ihren Grundfesten erschüttert“, sagte er. Menschen glauben den Behörden nicht und fühlen sich im Stich gelassen.

Zugunglück: Angst und Aufruhr in East Palestine

Anwohnerin Rachel Galanda-Dissel sagte zum US-Sender CBS: „Unsere größte Sorge ist, dass wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben und was in Zukunft noch auf uns zukommt.“ Denn was da in den Waggons entgleiste, ist gefährlich: Viele der Chemikalien sind leicht entzündlich, wie das bei Luftkontakt explosive Gas Vinylchlorid. Es wird genutzt, um den Kunststoff PVC herzustellen.

Gouverneur Mike Dewine hat mittlerweile medizinische Unterstützung beim Centers for Disease Control and Prevention (CDC) angefordert, einer Behörde des US-Gesundheitsministeriums. Experten sollen den Bewohnern bei Fragen oder Symptomen helfen. Was die Menschen auch wütend und unsicher macht, ist die widersprüchliche Kommunikation. Erst wurde offiziell betont, das Wasser sei nicht kontaminiert,dann wurde dringend empfohlen, Wasser nur noch aus Flaschen zu trinken.

Regierung: Keine Spur von Chemikalien gefunden

Epa-Direktor Regan betonte aber, dass bei der Untersuchung von 480 Häusern keine Spuren von Chemikalien gefunden wurden. „Die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung hat für uns oberste Priorität“, betonte auch die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre.

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Es dauert noch mindestens fünf Wochen, bis der erste Unfallbericht fertig ist. Und mindestens zwei Jahre, bis die Auswirkungen untersucht und die Zug-Trümmer entsorgt sind. Wie lange die Menschen brauchen, um sich in ihrem Ort wieder sicher zu fühlen – ungewiss.

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