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Der Eingangsbereich einer Bank ist nach einer Sprengung zerstört.
  • So wie hier ging auch die geschnappte Bande vor: Der Eingangsbereich einer Bank in Edewecht (Niedersachsen) ist nach einer Sprengung zerstört.
  • Foto: Andre van Elten /dpa

Fünf Millionen Euro Beute: Geldautomatensprenger geschnappt

493 Sprengungen von Bankautomaten allein im vergangenen Jahr: Ob das Haus am Ende einstürzt oder ein Passant nicht schnell genug vor dem Fluchtauto davonspringen kann, ist ihnen egal: Geldautomatensprenger gehen skrupellos vor und machen der Polizei schwer zu schaffen. Nun haben die Ermittler eine Bande geschnappt.

Sie kommen meist in der Nacht, schlagen blitzschnell zu und sind Minuten später mit fetter Beute wieder verschwunden: Banden, die Geldautomaten sprengen. Zurück bleiben verwüstete Gebäude und oft genug auch traumatisierte Anwohner. Süddeutschen Ermittlern ist nun ein Schlag gegen eine niederländische Bande gelungen, die in Deutschland mehr als 50 Geldautomaten gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben soll.

Die seit November 2021 aktiven Täter hatten sich nach aktuellen Erkenntnissen stets Geldautomaten in Bayern und Baden-Württemberg ausgesucht, mit Ausnahme einer Attacke in Thüringen. Das teilten die Landeskriminalämter der beiden süddeutschen Bundesländer sowie die Staatsanwaltschaft Bamberg am Donnerstag in München mit.

Drei Tage zuvor hatten die Beamten bei einer Razzia in den niederländischen Provinzen Utrecht und Limburg sowie in Belgien in Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei 16 Gebäude durchsucht. Dabei wurden neun per Haftbefehl gesuchte Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren festgenommen, die nun nach Deutschland ausgeliefert werden sollen. Nach drei weiteren wird noch gefahndet. „Es handelt sich hierbei um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden“, teilten die deutschen Ermittler mit.

„Geldautomatensprengung ist der Banküberfall der Moderne“

„Die Geldautomatensprengung gilt als Banküberfall der Moderne“, bilanzierte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Für die Täter sei die Methode wegen der hohen Beutesummen attraktiv, obwohl darauf bis zu 15 Jahre Haft stünden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) berichtete unter Berufung auf das Bundeskriminalamt (BKA), bundesweit habe es im Vorjahr 493 solcher Taten gegeben – ein Rekord.

Das BKA hatte zuvor auf Anfrage erläutert: „Teilweise gab es bis zu fünf Geldautomatensprengungen in einer Nacht im gesamten Bundesgebiet.“ Dabei verwendeten die Täter zuletzt oft feste Explosivstoffe, wodurch die Detonationen ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial bekommen als bei der zuvor üblichen Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas. Anschließend rasen sie meist mit hoch motorisierten Autos davon. Im Fall der nun aufgeflogenen Bande hatte der mit gestohlenen Kennzeichen versehene und mit Reservekanistern beladene Fluchtwagen 600 PS.

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Durch die Sprengung selbst ist in Deutschland noch kein Todesopfer zu beklagen gewesen. Allerdings kam es laut BKA danach bereits mehrfach zu tödlichen Verkehrsunfällen. „Die Todesopfer waren bislang ausschließlich Täter.“ Manche ihrer Kompagnons erlitten zudem schwerste Verletzungen. Unbeteiligte Dritte mussten den Angaben zufolge wegen Rauchvergiftungen, Schockzuständen oder Knalltraumata behandelt werden.

„Die Täterinnen und Täter sprengen sich völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude“, betonte deshalb auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) per Mitteilung. Der Sachschaden sei dabei regelmäßig höher als die Beute. Bei der aktuellen Serie beläuft er sich den Angaben zufolge auf 6,5 Millionen Euro.

Die Täter sind völlig skrupellos

Aufgrund „der Skrupellosigkeit und außerordentlichen Gefährlichkeit bei der Ausführung“ ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht nur wegen schweren Bandendiebstahls, Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und Zerstörung von Bauwerken, sondern in elf Fällen auch wegen versuchter Tötungsdelikte. Oft lagen über den Automaten Wohnungen, einmal musste ein Altenheim evakuiert werden.

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Um den Tätern das Handwerk zu legen, setzen Polizei und Politik auch auf die Banken und Automatenhersteller. In gemeinsamen Gesprächen wurde Ende vergangenen Jahres festgelegt, dass nicht nur an Automaten in besonders gefährdeter Lage Maßnahmen ergriffen werden sollen. Dazu können eine nächtliche Sperrung der Selbstbedienungs-Foyers, eine Reduktion der Geldbestände, Vernebelung oder Verfärbe- und Verklebungsmechanismen gehören, die das Geld bei einer Attacke unbrauchbar machen.

Der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider beklagte jedoch just am Donnerstag, dass die Banken den Tätern oft „hinterher investierten“. So mehrten sich im Südwesten die Attacken, bei denen die Täter mechanisches Spreizwerkzeug benutzten, das sonst die Feuerwehr bei Verkehrsunfällen im Einsatz hat. (dpa)

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