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Verzweifelter Polizist
  • Ein Police Officer steht weinend vor der Robb Elementary School, in der 19 Schüler und zwei Lehrkräfte ermordet wurden
  • Foto: imago/ZUMA Wire

Frust und Verzweiflung: Wird sich nach blutigem Schulmassaker nichts ändern?

Nach dem Schulmassaker mit 21 Opfern in Uvalde herrschen in der texanischen Kleinstadt und in den gesamten USA abgrundtiefe Trauer, Schmerz, Verzweiflung – und bei vielen Menschen auch Hilflosigkeit. Denn so groß das Entsetzen über einen weiteren, in seiner erbarmungslosen Grausamkeit unfassbaren Amoklauf auch ist – im Land der Revolver und Gewehre bleibt die Frage: „Wann, in Gottes Namen, werden wir der Waffenlobby die Stirn bieten?“ So formulierte es ein sichtlich erschütterter Joe Biden in einer emotionalen Ansprache im Weißen Haus.

„Ich bin angewidert und müde“, das sagte der US-Präsident ganz deutlich. Es sei höchste Zeit, den „Schmerz in Taten zu verwandeln“. Der demokratische Senator Chris Murphy rief im Senatsplenum, er „flehe“ die konservative Opposition an, strengeren Gesetzen zuzustimmen. „Das ist nicht unvermeidbar, diese Kinder hatten nicht einfach nur Pech“, sagte Murphy. „Das passiert nur in diesem Land und nirgendwo anders.“

Was passiert ist, das lässt sich kaum begreifen: Ein 18-Jähriger, in der Kleinstadt bekannt als schüchterner Außenseiter mit Sprachfehler, stürmt bewaffnet in eine Grundschule. Die zwei Sturmgewehre und mehr als 300 Schuss Munition hat er sich selbst am 16. Mai zum 18. Geburtstag gekauft. Völlig legal und nicht einmal unnormal in den USA.

Massaker in Texas: Attentäter kaufte sich Sturmgewehre zum Geburtstag

Jetzt will Salvador Rolando Ramos damit töten. Und zwar Opfer, die wehrloser nicht sein könnten: Grundschüler, kleine Kinder. Er marschiert in die Robb Elementary School. Und erschießt nacheinander 19 Jungen und Mädchen: Kinder, die sich vielleicht schon auf die großen Ferien freuten. Darauf, nach der Schule miteinander zu spielen. Nun sind diese kleinen Menschen tot. Auch zwei Lehrkräfte erschießt Ramos, bevor ihn Kugeln aus einem Polizeirevolver schließlich tödlich treffen.

Die Menschen in Uvalde, einer 16.000-Einwohner-Stadt im ländlichen Texas, kennen sich untereinander. Der Schock bringt sie kurz nach dem schrecklichen Massaker zusammen, mehr als 1000 Bürger versammeln sich zu einer Mahnwache: „Ihr könnt weinen, denn unsere Herzen sind gebrochen. Wir sind am Boden zerstört“, sagt Pastor Tony Gruben von der Baptist Temple Church.

Das Handout-Foto der Polizei zeigt Salvador Ramos, den Amokläufer von Uvalde. Polizei/ZUMA Press Wire Service/dpa
Das Handout-Foto der Polizei zeigt Salvador Ramos, den Amokläufer von Uvalde.

Texas, das war früher der „Wilde Westen“ – und die Revolver-Mentalität setzt sich bis heute fort. Der Bundesstaat gilt als eine Hochburg der Waffenlobby, der auch der republikanische Gouverneur Greg Abbott mehr als wohlwollend gegenüber steht. Er ist strikt gegen eine Verschärfung der Gesetze. Trotz des Blutbads. Bei einer Pressekonferenz weigerte sich der 64-Jährige, den extrem leichten Zugang zu Waffen mitverantwortlich für das Massaker zu machen.

USA: Verschärfung der Waffengesetze scheitert seit Jahren

Stattdessen führt Abbott die Bluttat allen Ernstes auf eine Zunahme von psychischen Erkrankungen zurück. Der Republikaner lobte außerdem die Polizei und merkte an: „Die Realität ist – so schrecklich es auch ist, was passierte – es hätte schlimmer sein können.“ Es hätte schlimmer kommen können? Dieser Satz sorgte bei vielen für Fassungslosigkeit.


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Eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA scheitert seit vielen Jahren am unbändigen Zwist zwischen Demokraten und Republikanern. Letztere bestehen kompromisslos auf das Recht auf Bewaffnung. „Ich habe einfach satt, was da vor sich geht“, erklärte Demokrat Joe Biden jetzt.

Das Recht auf Waffenbesitz ist so alt wie die USA selbst – und in der Verfassung verankert: Der Passus stammt aus dem 18. Jahrhundert. Präsident Biden erklärte jetzt, bei der Verabschiedung des zweiten Verfassungszusatzes habe es bestimmte Waffen noch gar nicht gegeben. Dass ein 18-Jähriger heute einfach in ein Geschäft gehen könne, um Kriegswaffen zu kaufen, sei nicht richtig. „Das ist gegen den gesunden Menschenverstand.“ Der US-Präsident kündigte an, er wolle „in den nächsten Tagen“ mit seiner Ehefrau Jill nach Texas reisen und sich dort mit Familien treffen.

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Parallel findet an diesem Freitag übrigens die Jahresversammlung der Waffenlobby-Organisation National Rifle Association in Texas statt. Bei dem Treffen in Houston wird wohl auch Donald Trump sprechen.

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