Das Heck des Flugzeugs steckt in einem Gebäude.

Das Heck des Flugzeugs steckt in einem Gebäude. Foto: picture alliance/dpa/Central Industrial Security Force/AP

Flugzeugkatastrophe: 241 Menschen an Bord getötet – doch einer überlebt!

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Kurz nach dem Abflug stürzt eine Maschine in Indien ab. Fast alle Menschen an Bord kommen bei dem Unglück ums Leben. Nur ein Passagier überlebt den Absturz. Wie viele Menschen am Boden getötet wurden, ist noch unklar.

Dichte Rauchschwaden steigen über der Unglücksstelle auf. Die abgerissenen Trümmer des Wracks, ein ausgebrannter Flügel, Teile des Fahrwerks, lassen das Ausmaß der Katastrophe erahnen. Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sind 241 der 242 Menschen an Bord gestorben, teilte die Fluggesellschaft Air India auf der Nachrichtenplattform X mit.

Überlebender von Platz 11 A

Unter den Passagieren befanden sich nach Angaben der Airline 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier. Bei dem Überlebenden handelt es sich um einen britischen Staatsangehörigen indischer Herkunft. Die Polizei habe ihn im Flugzeug auf Platz 11 A gefunden, berichtete ein Polizeivertreter der indischen Nachrichtenagentur ANI. Er sei ins Krankenhaus gebracht worden. Wie viele Menschen bei dem Absturz der Maschine in ein Wohngebiet am Boden getötet wurden, war zunächst unklar. 

Feuerwehrleute am Ort des Absturzes in Ahmedabad. picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ajit Solanki
Feuerwehrleute am Ort des Absturzes in Ahmedabad.
Feuerwehrleute am Ort des Absturzes in Ahmedabad.

Der Flug AI171, eine Boeing des Modells 787 Dreamliner, sollte um 13.10 Uhr von Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat nach London-Gatwick fliegen und um 18.25 Uhr (jeweils Ortszeit) in England ankommen. Nur Sekunden nach dem Start stürzte die Maschine ab. Unbestätigten Berichten zufolge kam kurz vor dem Unglück ein „Mayday“-Ruf aus dem Cockpit.

Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut „Flightradar24“, dass das Flugzeug bis auf eine barometrische Höhe von 625 Fuß (190 Meter) gestiegen war. Danach sei es mit einer Geschwindigkeit von 475 Fuß pro Minute gefallen.

„Überall Leichen und Wrackteile“

Die Boeing-Maschine traf ein Wohnheim für Mediziner. Auf Videos war zu sehen, dass Teile des Flugzeugs das Gebäude durchbrachen. Trümmer lagen neben einem Essbereich mit stehen gebliebenen Tellern. Der indische Sender NDTV berichtete, mindestens fünf Medizinstudenten seien ums Leben gekommen, als ein Teil oder Teile der Unglücksmaschine auf ihre Unterkunft gefallen seien.

Am Ort des Unglücks bot sich ein Bild der Zerstörung. „Ich war zu Hause, als ich massiven Lärm höre. Als ich rausging, um nachzusehen, was passiert war, lag dichter Rauch in der Luft. Überall waren Leichen und Wrackteile des Flugzeugs“, sagte ein Augenzeuge in einem Video der Nachrichtenagentur Press Trust of India.

Rettungskräfte transportierten im Laufe des Tages zahlreiche mit weißen Tüchern bedeckte Leichen von der Absturzstelle ab. Das Flugzeug habe 125.000 Liter Kraftstoff aufgenommen, sagte Innenmister Amit Shah. Der indische Premierminister Narendra Modi sprach von einer „Tragödie“, die fassungslos mache. „In dieser traurigen Stunde“ seien seine Gedanken bei allen Betroffenen.

Luftfahrexperte: Auswertung der Flugdaten entscheidend

Einer von zwei Flugschreibern sei gefunden worden, berichtete die Zeitung „Hindustan Times“. Eine Blackbox zeichnet Flugdaten und akustische Signale auf. Die Auswertung der Daten ist laut Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt entscheidend für die Aufklärung des Unglücks. Derzeit sei es für eine Einschätzung noch zu früh. „Eine Erklärung könnte zum Beispiel sein, dass die Startklappen nicht richtig gefahren sind“, sagte Großbongardt in der ARD-„Tagesschau“. „Aber man kann im Augenblick wirklich nur spekulieren, denn entscheidend ist, dass der Flugdatenschreiber geborgen wird, dass die Daten analysiert werden und man dann sieht, was passiert ist im Flugzeug.“

Der Fluglinie Air India bescheinigte der Experte eine zuletzt zunehmend bessere Qualität. „Air India hatte lange Zeit einen sehr schlechten Ruf, solange sie im Staatsbesitz war.“ Der neue Eigentümer, die Tata Group, habe aber viel investiert und den Qualitätsstandard so weit hochgefahren, „dass die Air India Mitglied der Star Alliance sein konnte zusammen mit Lufthansa, United und anderen wirklich sehr renommierten Airlines.“

Britische Experten unterstützen Unfallermittler in Indien

Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen. Auch US-Präsident Donald Trump bot Hilfe an. Indien sei ein „großes“ und „starkes“ Land, doch die Vereinigten Staaten stünden bereit, im Bedarfsfall sofort Hilfe zu leisten, sagte der Republikaner bei einer Veranstaltung im Weißen Haus in Washington. Der Flugzeughersteller Boeing erklärte sich ebenfalls bereit, die Ermittlungen zu unterstützen. 

Große Anteilnahme: „Erschütternde“ Bilder

Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz nahm auf X Anteil. „Wir trauern mit den Familien und Angehörigen“, schrieb er unter anderem. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte, „die Nachricht von dem verheerenden Flugzeugunglück am Flughafen von Ahmedabad, bei dem so viele Menschen ihr Leben verloren haben, hat mich zutiefst bestürzt.“

Die Trümmer des Flugzeugs ragen aus einem Gebäude. picture alliance/dpa/AP | Ajit Solanki
Die Trümmer des Flugzeugs ragen aus einem Gebäude.
Die Trümmer des Flugzeugs ragen aus einem Gebäude.

Der britische Premierminister Keir Starmer schrieb, die Szenen seien „erschütternd“. Auch der britische König Charles III. ließ sich über die aktuelle Entwicklung informieren. Er und seine Frau, Königin Camilla, seien zutiefst schockiert.

„Wir teilen Ihren Schmerz“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. An Indiens Premier Modi gerichtet, betonte sie: „Europa ist in diesem Moment der Trauer mit Ihnen und dem indischen Volk solidarisch.“

Boeing-Maschinen im Fokus

Nach Angaben der Aviation Safety Network Database war es der erste Unfall mit einem 787 Dreamliner. In den vergangenen Jahren war Boeing immer wieder wegen Sicherheitsproblemen in die Schlagzeilen geraten. Bei den Unglücken mit Flugzeugen des Modells 737 Max im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Luftfahrtbehörden in aller Welt hatten daraufhin Flugverbote für das Modell erlassen. 

Erst nach einigen technischen Verbesserungen wurde das Modell schrittweise wieder für den Flugverkehr freigegeben. Nach dem Absturz am Donnerstag sackte die Boeing-Aktie um knapp acht Prozent ab. Boeing teilte auf Anfrage mit, sie seien mit der Fluggesellschaft in Kontakt. „Unsere Gedanken sind bei den Passagieren, der Crew, den Ersthelfern und allen Betroffenen“, teilte Boeing mit. 

Über 200 Todesopfer bei Flugzeugunglücken im Jahr 2025

Nach Angaben des Bureau of Aircraft Accidents Archives mit Sitz in der Schweiz starben 2025 vor dem Unglück in Indien bereits mindestens 250 Menschen bei Flugzeugunglücken. Im gesamten Jahr 2024 waren es demnach 621. Im zivilen Luftverkehr starben 2024 laut einer Bilanz des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft weltweit 334 Menschen. 

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Im Januar 2025 etwa prallte in der US-Hauptstadt Washington eine Passagiermaschine des Typs Bombardier CRJ700 beim Landeanflug mit einem Militärhubschrauber zusammen. Insgesamt kamen 67 Menschen ums Leben. Die Ortungstechnologie des Helikopters soll abgeschaltet gewesen sein.

Ende Dezember 2024 zerschellte ein Flugzeug kurz nach der Landung am südkoreanischen Flughafen von Muan an einer Mauer. 179 Insassen verloren ihr Leben. Beide Triebwerke wiesen deutliche Spuren eines Vogelschlags auf. Im brasilianischen Bundesstaat São Paulo stürzte im August eine Maschine mit 61 Menschen an Bord in ein Wohngebiet der Stadt Vinhedo. Kein Insasse überlebte. Rund zwei Wochen zuvor stürzte im Himalaya-Staat Nepal ein Flugzeug auf einen Teil der Startbahn am Hauptstadt-Flughafen in Kathmandu, 18 Menschen starben.

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