• Vor der EM-Partie zwischen Frankreich und Deutschland landete ein Greenpeace-Aktivist auf dem Platz
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Greenpeace-Aktivist: „Die Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier“

Mats Hummels ist seit Dienstagabend wohl der beliebteste Fußballer der Franzosen – und Greenpeace neuerdings die Lieblingsorganisation von Umweltverpestern. Beide wollen viel und schießen dann ein Eigentor. Doch was war das Ziel der Greenpeace-Aktion? Und wie konnte der Aktivist überhaupt in die Nähe des Stadions kommen?

Eigentlich wollte der Greenpeace-Aktivist nur über die Münchner Allianz Arena fliegen und einen mit Helium gefüllten Ballon mit der Botschaft „Kick out oil“ und dem ölverschmierten Logo des Autokonzerns VW runter auf das Spielfeld schweben lassen – doch stattdessen knallte der Aktivist selbst auf den Rasen. Ein technischer Defekt der Gassteuerung des Elektrogliders soll der Ursprung der Notlandung gewesen sein, bei der zwei Personen im Stadion verletzt wurden.

Greenpeace-Aktion gegen EM-Sponsor VW

Bei dem Aktivisten und Flieger handelt es sich laut „Bild“-Informationen um Kai S. (38), einen promovierten und polizeibekannten Chirurgen, der in Rosenheim (Bayern) praktiziert – wenn er nicht gerade für Greenpeace Aktionen fliegt. Bereits im März dieses Jahres gehörte er wohl zu drei Aktivisten, die auf das Dach der EZB in Frankfurt mit Gleitschirmen segelten. Damals richtete sich die Kritik „gegen die klimaschädliche Geldpolitik der Notenbanken“. Die Aktivisten entrollten ein Flugbanner, niemand wurde verletzt und die Polizei nahm die Personalien auf.

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Doch dieses Mal lief es anders: Die Aktion habe auf die „Scheinheiligkeit des Volkswagen-Konzerns“ aufmerksam machen sollen, so Greenpeace-Sprecher und Leiter der Mobilitätskampagne, Jörg Feddern. VW produziere hinter seiner sauberen E-Auto-Fassade, „immer neue Autos mit Verbrennungsmotor, die noch bis mindestens 2040 verkauft werden sollen“. Am Ende ging die Message in der Aufregung um den Absturz komplett unter.

CDU-Politiker Friedrich Merz holte gleich zum Schlag gegen die ganze Organisation aus: „Nach dem Vorfall wird es Zeit, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen“, twitterte er. Doch auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußert sich gegenüber der MOPO deutlich: „Diese Aktion von Greenpeace war extrem unverantwortlich und indiskutabel. Ich sage ganz klar, sie war von vornherein völlig unvertretbar, nicht nur weil sie jetzt schiefgegangen ist. Hier sind Leib und Leben vieler Menschen in Gefahr geraten.“ Das sei rücksichtslos gegenüber Zuschauern und allen Beteiligten im Stadion. „Das hat mit Umweltschutz nichts zu tun“, so Herrmann und fordert „strafrechtlich empfindliche Konsequenzen“. Man könne von Glück reden, dass nur zwei Personen im Stadion leicht verletzt wurden. „Es hätte ganz anders ausgehen können, auch für den Piloten.“

Über der Arena gilt Flugverbot

Doch wie gelang es dem Aktivisten überhaupt, in die Nähe des Stadions zu kommen? Über der Arena in München gilt bei den EM-Spielen totales Flugverbot. Polizisten und Bundeswehr überwachen den Luftraum – unter anderem natürlich auch zur Terrorabwehr.

Genau hierin sieht Bayerns Innenminister die zweite große Fahrlässigkeit der Umweltorganisation: Der Pilot hätte seine Aktion leicht mit dem Leben bezahlen können – nicht wegen des Crashs, sondern wenn die Beamten ihn für einen Terroristen gehalten hätten. „Die eingesetzten Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier“, sagt Herrmann. Hat Greenpeace seinen Aktivisten demnach leichtfertig zum Abschuss freigegeben? Jörg Feddern dementiert: „Nach dem Start wurde die Stadionpolizei über den geplanten friedlichen Protest informiert.“

„Die Scharfschützen hatten ihn bereits im Visier“

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums München bestätigt das. „Wir konnten den Anflug kurz vorher wahrnehmen und haben bei der ersten Einschätzung auch erkannt, dass es sich um eine Aktion einer Umweltorganisation handelt.“ Doch sowohl der Innenminister als auch die bayrische Polizei betonen, dass sie bei den kommenden EM-Spielen die Luftüberwachung verstärken werden – zusammen mit der Hubschrauberstaffel.

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Greenpeace selbst entschuldigte sich für die misslungene Aktion: „Unsere Gedanken sind bei den beiden Verletzten und wir wünschen ihnen eine schnelle Genesung.“

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