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Donald Trump (hier bei einem Besuch auf einem Golfplatz in Großbritannien) wurde in New York wegen eines sexuellen Übergriffs verurteilt
  • Donald Trump bei einem Besuch auf einem Golfplatz in Großbritannien (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/PA/AP | Steve Welsh

Donald Trump wegen sexuellen Übergriffs gegen Schriftstellerin verurteilt

 Der ehemalige US-Präsident Donald Trump muss wegen eines sexuellen Übergriffs eine Entschädigung in Millionenhöhe zahlen. Das entschied eine Geschworenenjury am Dienstag in New York – nach nur sehr kurzer Beratungszeit.

Außerdem hielt die Jury es für erwiesen, dass Trump die Schriftstellerin E. Jean Carroll verleumdet hat. Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde hingegen abgewiesen. Insgesamt muss Trump fünf Millionen US-Dollar (rund 4,56 Millionen Euro) an Entschädigung und Strafe zahlen. Die Jury – aus sechs Männern und drei Frauen bestehend – fällte ihr Urteil nach nicht einmal drei Stunden Beratung.

Trump will 2024 erneut US-Präsident werden

Bei zivilen Verfahren gilt in den USA für einen Schuldspruch eine niedrigere Schwelle als bei Strafprozessen: Ein solcher bedeutet im Zivilrecht, dass die Juroren eine Tat als eher wahrscheinlich denn als eher unwahrscheinlich ansehen. Bei Strafprozessen muss die Schuld hingegen zweifelsfrei erwiesen sein.

Die Schriftstellerin E. Jean Carroll hatte Trump wegen Vergewaltigung und Verleumdung zivilrechtlich verklagt. picture alliance/dpa/AP | Seth Wenig
Die Schriftstellerin E. Jean Carroll hatte Trump wegen Vergewaltigung und Verleumdung zivilrechtlich verklagt.
Die Schriftstellerin E. Jean Carroll hatte Trump wegen Vergewaltigung und Verleumdung zivilrechtlich verklagt.

Trump will 2024 erneut US-Präsident werden und bewirbt sich für die republikanische Nominierung – rechtliches Vorgehen gegen ihn in einer Reihe von Fällen stellt er als politisch motiviert dar. Anfang April war Trump als erster ehemaliger US-Präsident in einem anderen Verfahren strafrechtlich angeklagt worden.

Vergewaltigungsvorwurf zivilrechtlich nicht verjährt

Die US-Autorin Carroll hatte Trump in dem aktuellen Fall vorgeworfen, er habe sie Mitte der 1990er Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt. Der damals noch nicht als Politiker tätige Immobilienunternehmer hatte die Anschuldigung stets zurückgewiesen. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt, zivilrechtlich stand der heute 79-jährigen Carroll der Rechtsweg jedoch offen.

Die Verteidigung Carrolls hatte versucht, ihre Vorwürfe mit mehreren Zeuginnen zu untermauern. Zwei Frauen berichteten, dass die Autorin sie kurz nach dem Vorfall angerufen und von der Tat erzählt hatte. Zwei weitere Frauen schilderten der Jury davon, dass Trump sie in ähnliche Situationen gebracht habe und übergriffig geworden sei. 

Trumps Anwalt nennt Vorwürfe „unvorstellbar“

Trumps Anwalt Joseph Tacopina hatte dagegen gesagt, die Anschuldigungen seien „unvorstellbar“ und „unglaubwürdig“. Trump sei zu diesem Zeitpunkt bereits als Immobilienunternehmer prominent gewesen, so dass eine solche Tat nicht unbemerkt geblieben wäre.

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Trump hatte im Prozess selbst nicht ausgesagt und war bei dem Verfahren nicht persönlich anwesend. Sein Anwalt hatte das damit begründet, dass der ehemalige Präsident den New Yorkern den großen logistischen Aufwand ersparen wolle, der mit einer Reise in die Ostküstenmetropole und den zentralen Bezirk Manhattan verbunden wäre.

Schriftstellerin hatte zunächst nur wegen Verleumdung geklagt

Carroll hatte den Vergewaltigungsvorwurf 2019 in einem Buchauszug öffentlich gemacht. Trump reagierte damals unter anderem mit der Bemerkung, Carroll sei nicht sein Typ. Er warf der ehemaligen Kolumnistin des Magazins „Elle“ auch vor, nur den Verkauf ihres Buches ankurbeln zu wollen.

Die Schriftstellerin klagte daraufhin gegen Trump – zunächst wegen Verleumdung, weil er sie als Lügnerin dargestellt habe. Ein neues New Yorker Gesetz machte zuletzt die Erweiterung um den Vorwurf der – durch die Vergewaltigung verursachten – Körperverletzung möglich.

Berüchtigter Trump-Mitschnitt spielt im Prozess eine Rolle

Diverse Frauen haben Trump in der Vergangenheit sexuelle Belästigung vorgeworfen, was dieser stets zurückwies. Während seines Präsidentschaftswahlkampfes 2016 war außerdem eine alte Tonaufnahme publik geworden, in der sich Trump anzüglich und herabwürdigend über Frauen äußerte – und darüber, dass man als Star Frauen auch an ihren Genitalien anfassen könne, wenn man es wolle.

Ein Ausschnitt aus einem Vernehmungsvideo, das im Prozess gegen Donald Trump entstand. picture alliance/dpa/Kaplan Hecker & Fink/AP | Uncredited
Ein Ausschnitt aus einem Vernehmungsvideo, das im Prozess gegen Donald Trump entstand.
Ein Ausschnitt aus einem Vernehmungsvideo, das im Prozess gegen Donald Trump entstand.

Bei der Argumentation der Anwälte Carrolls spielte auch diese Aufnahme von 2005 eine Rolle. Es sei nicht – wie von Trump dargestellt – Gerede unter Männern gewesen, sondern ein Geständnis über die Art, wie er sich verhalte. So habe er es auch bei Carroll getan.

Trump selbst spricht bei jedem Vorwurf gegen ihn von einer „Hexenjagd“

Die Stimmung in den USA ist angesichts der rechtlichen Verfolgung Trumps aufgeheizt. Gegen den 76-Jährigen wird wegen einer Reihe möglicher Verbrechen ermittelt. Er selbst stellt das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden gegen ihn als „Hexenjagd“ dar, die seine Kandidatur 2024 verhindern soll – so auch nach dem Urteil am Dienstag. Zuletzt waren seine Umfragewerte trotz diesem und weiterer laufender Verfahren gegen ihn in parteiinternen Befragungen gestiegen – Trump liegt darin deutlich vor anderen möglichen republikanischen Bewerbern. (dpa)

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