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Eine Buchstabiertafel aus einem Berliner Telefonbuch aus dem Jahr 1978/89 – damals sah sie noch anders aus.
  • Eine Buchstabiertafel aus einem Berliner Telefonbuch aus dem Jahr 1978/89 – damals sah sie noch anders aus.
  • Foto: picture alliance/dpa/Christoph Soeder

„N wie Nürnberg“, statt „N wie Nordpol“: Warum wir künftig wohl anders buchstabieren

„Marta“ – „Otto“ – „Paula“ – „Otto“: So wird die MOPO wohl in Zukunft nicht mehr buchstabiert werden. Stattdessen sollen 26 Städtenamen in das BuchstabierAlphabet aufgenommen werden. Dann könnte es demnächst so ausschauen: „München“ – „Oldenburg“ – „Potsdam“ – „Oldenburg“.

„Cottbus“ statt „Cäsar“ und „Iserlohn“ statt „Ida“? 26 Städte in Deutschland können sich über die mögliche Aufnahme ihres Namens ins Buchstabier-Alphabet der Verwaltung freuen. „Denn dann ist der Name unserer Stadt in aller Munde“, sagte ein Sprecher der Stadt Nürnberg, die künftig für den Buchstaben „N“ stehen könnte – statt wie bisher „Nordpol“.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) arbeitet an einer neuen Fassung der Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung mit Orts- statt Vornamen. Jedoch kann nicht jedes Bundesland vertreten werden. Und das letzte Wort ist auch noch nicht gesprochen.

DIN: Städtenamen seien ein guter Kompromiss

Die DIN 5009 regelt, mit welchen Worten beim Diktieren Buchstaben verdeutlicht werden. Sie wird vor allem in Wirtschaft und Verwaltung genutzt. Rettungsdienste, Polizei oder Luftfahrt sind von dieser möglichen Reform nicht betroffen.

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Verpflichtend ist die Nutzung ohnehin nicht, sie kommt aber in Ausbildung und Lehrbüchern vor. Sie umfasst 32 Buchstaben und Buchstabengruppen. Neben den Buchstaben von A wie Augsburg bis Z wie Zwickau, gibt es noch „Ch“, „Sch“, „Eszett“ und die drei Umlaute Ä, Ö, Ü.

Städtenamen als eine Art neutraler Kompromiss

Bislang werden vor allem Vornamen („D wie Dora“, „E wie Emil“) genutzt – und zwar 16 Männer- und nur sechs Frauennamen. „Das entspricht nicht der heutigen Lebensrealität“, teilte das Institut mit.

Es sei nicht möglich, alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen und dann auch noch geschlechtergerecht ausgewogen darzustellen, vor allem in einer Zeit in der die Sensibilität für das Gendern immer weiter steige. Städtenamen seien ein guter Kompromiss.

Buchstabier-Alphabet: Hamburg geht leer aus

In dem Entwurf setzt man vor allem auf Orte, die ein Autokennzeichen mit einem Buchstaben haben. Man habe versucht, westdeutsche und ostdeutsche Bundesländer ausgeglichen auszuwählen. Chemnitz, Görlitz, Jena und fünf weitere der 26 Städte vertreten die Bundesländer in Ostdeutschland. Dazu kommt mit „Vogtland“ die einzige Region unter den Bezeichnungen sowie auch Berlin beim Buchstaben B.

Spitzenreiter mit sieben Städten – etwa Essen, Köln und Wuppertal – ist Nordrhein-Westfalen, dahinter folgt Bayern mit vier – zum Beispiel München und Augsburg. Das Saarland, Rheinland-Pfalz, Bremen, Hamburg und Sachsen-Anhalt gehen nach derzeitigem Stand leer aus.

Bei „Eszett“ und „Ypsilon“ bleibt es bei der einfachen Bezeichnung der Buchstaben. Die Umlaute heißen nicht mehr „Ärger“, „Ökonom“ und „Übermut“, sondern Umlaut-A, Umlaut-O und Umlaut-U.

Neue Diktierregeln: „U wie Unna“

„Wir sind überrascht, aber es ist doch schön, dass man an Unna gedacht hat“, sagte ein Sprecher der Stadt. Die Wahl dürfte dem Umstand geschuldet sein, „dass es nicht so viele Städte mit U gibt“.

Viele Städte zeigen sich erfreut: „Wenn es in den Sprachgebrauch übergeht, ist Xanten in aller Munde“, hieß es aus der Stadt in NRW. „Vom damit verbundenen Bekanntheitsgrad würden wir als vergleichsweise kleine Stadt besonders profitieren“, hieß es aus Tübingen.

Schluss mit dem Nazi-Alphabet!

Das DIN arbeitet schon seit vergangenem Herbst an den neuen Diktierregeln. Ausgelöst hat die Reform Michael Blume, Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter. Ihn stört, dass in der aktuellen Tafel noch immer Relikte aus der Zeit der Nationalsozialisten stecken.

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Zu Beginn des Dritten Reichs wurden 1934 alle jüdischen Namen entfernt. So wurde aus David Dora, aus Nathan Nordpol und aus Samuel Siegfried. Zwar wurde die Tafel nach 1945 einige Male überarbeitet. Doch Nathan blieb draußen, Nordpol drin. Jetzt könnte daraus Nürnberg werden. Die Stadt teilte mit, gerade aus der Geschichte der Stadt heraus begrüße man den Vorstoß.

Die Ende Juli vorgestellte Fassung mit den Ortsnamen ist ein Entwurf, somit können Interessierte sich noch mit Ideen und Kommentaren an die Behörde wenden. Die endgültige Fassung wird Mitte 2022 erwartet. (mp/dpa)

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