Tschentscher und Scholz in Rom: So lief die Benedikt-Trauerfeier
Ein letztes Kreuz zeichnet Papst Franziskus in die Luft über den Sarg des verstorbenen Benedikts, legt die Hand darauf, verharrt eine Weile mit gesenktem Kopf. Ein Abschiedsgruß für seinen Vorgänger, mit dem er die vergangenen Jahre in den Häusern des Vatikans gewohnt hatte.
Unter Applaus Zehntausender Gläubiger, kirchlicher Würdenträger und internationaler Trauergäste wird der schlichte Holzsarg Benedikts später in den Petersdom getragen. Beigesetzt wird er dann wenig später – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – in der ursprünglichen Grabstätte von Papst Johannes Paul II. in der Krypta unter dem Petersdom.
Die Totenmesse für Benedikt XVI. gestern war für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil mit ihm erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wurde und deshalb kein Nachfolger gewählt werden musste. Und zum ersten Mal in der Geschichte stand ein amtierender Papst der Trauerfeier für seinen Vorgänger vor.
Trauerfeier für Papst Benedikt XVI. in Rom
In seiner Predigt nahm Papst Franziskus jedoch nur wenig direkten Bezug auf den 2013 zurückgetretenen Benedikt und sprach vor allem über Hingabe an Gott. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier, der gesundheitlich angeschlagen im Rollstuhl teilnahm: „Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!“ Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.
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Um Benedikt, dem ersten deutschen Papst seit knapp 500 Jahren, die letzte Ehre zu erweisen, reiste hochrangige Polit-Prominenz aus Benedikts Heimat an: Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), CDU-Chef Friedrich Merz auch Hamburgs Bürgermeister und Bundesrats-Vorsitzender Peter Tschentscher (SPD).
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte: „Er war nicht nur einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, er war ein Philosoph, ein Intellektueller – und er war halt Bayer.“ Benedikts Wurzeln waren gestern in Rom allgegenwärtig, Gebirgsschützen, Trachtler und eine Blaskapelle kamen auf den Petersplatz. (alp)