Der „blanke Horror“ in Liverpool: Ermittlungen laufen
Die Absperrbänder der Polizei flattern im Wind, auf der Straße liegt immer noch der Müll der ausschweifenden Meisterfeier, die sich in „blanken Horror“ verwandelt hatte. In einem blau-weißen Zelt am Unglücksort ermitteln die Behörden am Tag danach die Hintergründe: Wie konnte es dazu kommen, dass mitten in Liverpool ein Auto in eine Menschenmenge fuhr und zahlreiche Menschen verletzte?
Bürgermeister Steve Rotheram zufolge befinden sich vier Menschen weiterhin in kritischem Zustand. Sie seien weiterhin im Krankenhaus, sagte er der britischen Rundfunkanstalt BBC. „Wir hoffen natürlich, dass sie durchkommen.“ Die Polizei hatte in der Nacht von zwei Schwerverletzten gesprochen, darunter ein Kind.
Auf die Frage, ob er ein Update zur Zahl der Verletzten bekommen habe, antwortete Rotheram in dem Interview: „Nein, nicht direkt, aber wir stehen natürlich in Verbindung mit der Polizei und den Rettungskräften.“ Premierminister Keir Starmer verwies auf die laufenden Ermittlungen und versicherte: Das ganze Land stünde Liverpool bei.
Motiv des Fahrers unklar
Die Polizei hatte kurz nachdem dramatischen Zwischenfall die Festnahme eines 53 Jahre alten Briten bekanntgegeben, den die Beamten für den Fahrer des Autos halten. Das Motiv ist öffentlich nicht bekannt. Es ist unklar, ob es sich um einen medizinischen Notfall oder einen gezielten Angriff handelte. Ausgeschlossen hat die Polizei bislang nur Terror.
Tausende Menschen feierten den FC Liverpool
In den sozialen Medien hatten sich am Montagabend schnell Videos und Fotos verbreitet, die den Vorfall zeigen sollen. Verifiziert sind die Aufnahmen nicht. Die Polizei rief dazu auf, diese nicht online zu teilen, sondern den Beamten zur Verfügung zu stellen. Die zahlreichen Videos lassen keinen klaren Schluss zu, wieso das Auto durch die Menschenmasse gesteuert wurde.
Zum Zeitpunkt des Vorfalls hatten Tausende Menschen auf der Straße die Meisterschaft des FC Liverpool gefeiert. Die Mannschaft war in einem offenen Bus durch die Stadt gefahren. Der Sender Sky News berichtete, das Team habe nur gut 20 Minuten vor dem Zwischenfall den Ort des Geschehens passiert.
Klopp: in Gedanken bei Verletzten und Betroffenen
Szenen der Freude hätten sich in blanken Horror verwandelt, sagte Starmer. Er werde auf dem Laufenden gehalten und sei in ständigem Austausch mit Bürgermeister Rotheram.
Der frühere Liverpooler Meistertrainer Jürgen Klopp war bei den Feierlichkeiten dabei. Er schrieb bei Instagram, er und seine Familie seien „schockiert und am Boden zerstört“. Sie seien in Gedanken bei allen Verletzten und Betroffenen, schrieb Klopp bei Instagram. Dazu stellte er den Titel der Hymne seines früheren Clubs: „You’ll Never Walk Alone“ – in etwa: Du wirst niemals alleine sein.
Britische Medien heben Arbeit der Polizei hervor
Die britischen Medien hoben am Dienstag teils die Arbeit der Polizei hervor. Vergangenen Sommer waren die Beamten in die Kritik geraten, weil sich nach einem Messerangriff auf einen Kindertanzkurs in Southport mit drei toten Mädchen Falschinformationen über den Täter verbreitet hatten. In mehreren Städten des Landes kam es damals in den Folgetagen zu rechtsextremen Ausschreitungen.
Das könnte Sie auch interessieren: Mann rast in Menschenmenge: Dutzende bei Liverpool-Siegesparade verletzt
Ob es richtig gewesen sei, dass die Polizei diesmal Details veröffentlicht habe? Sie hätten sicherstellen wollen, dass die Fakten so schnell wie möglich bekannt seien, sagte Rotheram der BBC. Seiner Meinung nach habe die Merseyside Police einen brillanten Job gemacht, indem sie versucht habe, die Dinge einzudämmen, und Informationen veröffentlicht habe. (dpa)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.