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  • Wissenschaftler forschen zu einer Super-Immunität gegen das Coronavirus.
  • Foto: imago/Rupert Oberhäuser

Corona: Ist eine „Super-Immunität“ gegen das Virus möglich?

Ist Corona bald ein Problem von gestern? Seit Beginn der Pandemie suchen Wissenschaftler nach der bestmöglichen Form, uns Menschen vor dem Coronavirus zu schützen. In einer neuen Studie berichten Forscher der New Yorker Rockefeller University von der Möglichkeit einer Super-Immunität. Doch es gibt einen Haken.

Geimpft und genesen – diese Kombination verleiht offenbar eine Art Super-Immunität. Und nicht nur das: Sie soll sogar vor künftigen Varianten schützen. Das Problem: Die Infektion mit dem Coronavirus ist immer mit dem hohen Risiko eines schweren Verlaufs verbunden. Wie kann man also diese Superimmunität erlangen, ohne sich ernsthaft in Gefahr zu begeben?

Forscher arbeiten an einer Super-Immunität gegen das Coronavirus

Die Virologen Theodora Hatziioannou und Paul Bieniasz von der Rockefeller University haben vor etwa einem Jahr für ihre Forschung zunächst ein besonderes Virus gebaut. Dafür nahmen sie ein wichtiges Covid-19-Protein, das Spike-Protein, und arbeiteten es so um, dass keine menschlichen Antikörper ihm etwas anhaben können. Das Spike-Protein ist der Schlüssel, durch den das Virus in die Zellen gelangt. Das Ziel der Wissenschaftler: Sie wollten herausfinden, welche Bestandteile des Proteins von den Antikörpern angegriffen werden.

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Im September wurde ihre Studie im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht: Die Forscher berichten, dass selbst ihr besonders aggressives Virus gegen die Antikörper einer Gruppe von Menschen machtlos war – gegen diejenigen, die sich einige Monate vor der Impfung mit dem Coronavirus infiziert hatten und wieder genesen waren.

Doch wie kommt es zu dieser besonderen Immunität, die auch Hybrid-Immunität genannt wird? Wie kann man Super-Immunität herstellen, ohne dass sich Menschen mit dem Virus infizieren müssen? Zu diesen Fragen forschen derzeit die Wissenschaftler. „Das spielt in die Frage nach Auffrischungsimpfungen hinein und auch, wie unser Immunsystem auf die nächste Variante vorbereitet sein wird“, sagt Mehul Suthar, Virologe an der Emory University in Atlanta, Georgia.

Gedächtniszellen sorgen für Coronaschutz

Die Super-Immunität soll teilweise auf so genannte B-Gedächtniszellen des Immunsystems zurückzuführen sein. Einige dieser langlebigen Zellen bilden hochwertigere Antikörper, erklärt Michael Nussenzweig, Immunologe am Rockefeller Institute. Das liege daran, dass sie sich in Lymphknoten weiterentwickeln und Mutationen bilden, die den Antikörpern helfen, sich noch enger an die Spike-Proteine zu binden. Wenn Menschen nach einer Corona-Erkrankung genesen und dann erneut diesem Virusprotein ausgesetzt sind, vermehren sich diese Zellen und produzieren weitere dieser extrem wirksamen Antikörper. Deshalb wirkt eine erste Impfdosis bei einer Person, die bereits infiziert war, wie eine zweite Dosis bei jemandem, der noch nie mit dem Coronavirus infiziert war.

Die B-Gedächtniszellen bilden sich sowohl nach einer Impfung wie auch nach einer Erkrankung – der Prozess scheint nach einer Infektion jedoch stärker zu sein. Hinzu kommt, dass diese B-Gedächtniszellen mit größerer Wahrscheinlichkeit Antikörper gegen Beta- und Delta-Varianten bilden.

Auffrischungsimpfungen könnten für Super-Immunität sorgen

Sich absichtlich mit dem Virus zu infizieren, kann natürlich nicht die Antwort auf diese Erkenntnisse sein. Und es sieht so aus, als könnte eine Infektion tatsächlich umgangen und dennoch Super-Immunität erlangt werden: Ein Grund für die erhöhte Zahl der Gedächtniszellen und damit mächtiger Antikörper ist der längere Zeitraum, in dem die Körper mit dem Virus zu tun haben. Das Gute: Es gibt Hinweise darauf, dass doppelt Geimpfte, die nie infiziert waren, diesen Rückstand aufholen.

Die Super-Immunität könnte dann durch eine Auffrischungsimpfung imitiert werden. Forscher haben bereits herausgefunden, dass zwei Monate nach der doppelten Impfung die B-Gedächtniszellen auch bei nicht zuvor Infizierten die Beta- und auch die Delta-Variante erkennen. „Wenn man mit einer Auffrischung diesen Pool aufstockt, kann man sich vorstellen, dass man starke neutralisierende Antikörper gegen die Varianten erzeugt, sagt Immunologe Matthieu Mahévas vom Institut Necker-Enfants Malads in Paris. Die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend, die Forschung zum Thema Super-Immunität ist jedoch längst nicht abgeschlossen. (vd)

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