Eine Frau lässt sich gegen Corona impfen.
  • Eine Frau lässt sich gegen Corona impfen.
  • Foto: IMAGO / Shotshop

Corona-Impfschäden: Mehr als 185 Klagen – aber Beweise sind schwierig

Ist die Impfung schuld – oder nicht? Diese Frage wird in den nächsten Monaten für Streit und Prozesse im ganzen Land sorgen: Deutschlandweit sind nach Angaben von Anwälten mindestens 185 Zivilklagen wegen angeblicher Schäden durch Corona-Impfungen anhängig. Die Sache mit dem Beweis könnte aber schwierig werden.

Der wohl erste Prozess sollte im April beginnen, wurde allerdings auf den 7. Juli verschoben. Klägerin ist eine Frau, die durch die Covid-19-Impfung unter anderem einen Herzschaden davongetragen haben will. Die Frau, die nach Angaben ihres Anwalts selbst in einem medizinischen Beruf arbeitet, will unbekannt bleiben. Sie klagt gegen Biontech.

Impfschäden – ja oder nein? Das werden langwierige Prozesse, so viel ist klar. Jeder Fall muss einzeln verhandelt werden oder es wird ein Vergleich erzielt. Knackpunkt ist die Kausalität: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Schaden? Oder ist das Zufall? Juristen sagen eine Gutachter-Schlacht voraus.

Was genau ist ein Impfschaden?

Schon allein bei der Frage, was ein „Impfschaden“ ist, geht es häufig durcheinander. Rötungen und Schwellungen nach dem Pieks oder auch Kopf- und Gliederschmerzen zum Beispiel sind „Impfreaktionen“. Als „Impfkomplikation“ sieht das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine unerwünschte Reaktion, die in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung stehen könnte und über eine Impfreaktionen hinausgeht. „Impfschaden“ meint im engeren Sinne „die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge“ dieser Komplikation.

Medien berichten immer wieder über dramatische Einzelschicksale. Das „heute-journal“ zeigte zum Beispiel in einem Beitrag eine jugendliche ehemalige Leistungssportlerin, die nach der zweiten Dosis der Corona-Impfung jetzt im Rollstuhl sitzt.

„Fälle wie in dem Beitrag sind aber nach aktueller Datenlage so selten, dass sie nicht als statistische Häufung erfasst sind“, sagte Leif Erik Sander, Leiter der Klinik für Infektiologie an der Berliner Charité, der „Zeit“. Wenn es eine Häufung gäbe, sagte Sander, wäre dies in den PEI-Daten und – bei weltweit mehr als 13 Milliarden verimpften Dosen – erst recht in internationalen Daten aufgefallen. Und das sei nicht der Fall.

Weltweit wurden mehr als 13 Milliarden Dosen verimpft

Und, gibt es Zahlen dazu, ob und wie häufig es sogar zu Todesfällen in Zusammenhang mit der Impfung kam? Dem neuesten Sicherheitsbericht zufolge – der Daten bis Ende Juni 2022 enthält – gab es 120 Fälle, bei denen zwischen einem Todesfall und der Corona-Impfung ein „wahrscheinlicher oder möglicher ursächlicher Zusammenhang“ anerkannt wurde.

Seit Beginn der Impfungen wurden laut Robert-Koch-Institut insgesamt 183 Millionen Einzelimpfungen zum Schutz vor Covid-19 verabreicht. Damit betrug die Melderate für alle Impfstoffe zusammen 1,8 Meldungen pro 1000 Impfdosen, für Verdachtsfälle schwerwiegender Nebenwirkungen und Impfkomplikationen 0,3 Meldungen pro 1000 Impfdosen. Die Zahl liegt also im Promillebereich.

Das könnte Sie auch interessieren: Apotheker schlägt Alarm: „Im schlimmsten Fall müssen Kinder ins Krankenhaus”

„Wir nehmen unsere Verantwortung als Impfstoffhersteller sehr ernst“, sagte eine Sprecherin. Biontech prüfe sorgfältig jeden Fall, in dem Ansprüche gegenüber Biontech geltend gemacht werden. Voraussetzung sei allerdings, dass die Anwälte genügend Unterlagen vorlegen. „Bei der Bewertung können wir uns allein auf die medizinischen Fakten stützen, um zu evaluieren, ob ein kausaler Zusammenhang besteht oder nicht. Genau daran fehlt es leider sehr häufig.“ (miri/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp