Österreichs Regierung
  • Österreichs Regierung hat einen landesweiten Lockdown und eine Impfpflicht beschlossen.
  • Foto: picture alliance/dpa/APA | Expa/Johann Groder

Corona außer Kontrolle: Wie Österreich jetzt durchgreift

Die vierte Welle wollte Österreich eigentlich mit einem Lockdown für Ungeimpfte brechen. Trotz gestiegener Impfbereitschaft haben die Maßnahmen offenbar nicht ausgereicht. Als erstes Land in Europa greift Österreich jetzt richtig durch – mit vollständigem Lockdown für alle sowie einer Impfpflicht.

Ab Montag kehrt das Land in den Lockdown zurück. Von da an dürfen auch Geimpfte ihr Zuhause nur noch für den Weg zur Arbeit, dringende Einkäufe und Erledigungen sowie Bewegung im Freien verlassen. Die meisten Geschäfte schließen wieder. „Das schmerzt enorm“, sagte Bundeskanzler Alexander Schallenberg am Freitag. Die harte Maßnahme ist aber nur von kurzer Dauer: Der Lockdown für alle soll höchstens bis zum 13. Dezember dauern und nach zehn Tagen bewertet werden. Dann sollen die Einschränkungen nur für Ungeimpfte bestehen bleiben.

Österreich: Wien verschickt Briefe an Ungeimpfte

Das Land geht aber noch weiter: Zum 1. Februar 2022 kommt eine Impfpflicht. Trotz aller Überzeugungsarbeit und Kampagnen hätten sich zu wenige Menschen impfen lassen, begründete Schallenberg die Entscheidung. Bei Verstößen drohen Verwaltungsstrafen. Details der Regelung sollen in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden. „Wir wollen keine fünfte Welle, wir wollen keine sechste und siebte Welle“, so der Kanzler. Lange Zeit sei es politischer Konsens gewesen, dass man keine Impfpflicht wolle – man müsse aber der Realität ins Auge schauen. Aktuell sind laut österreichischem Gesundheitsministerium knapp unter 66 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 67,9 Prozent.

Impfgegner demonstrieren auf dem Ballhausplatz nach einem Corona-Krisengipfel der österreichischen Regierung. picture alliance/dpa/APA | Georg Hochmuth
Proteste in Österreich
Impfgegner demonstrieren auf dem Ballhausplatz nach einem Corona-Krisengipfel der österreichischen Regierung.

Wien prescht bereits mit Post an Ungeimpfte vor. Wie mehrere österreichische Medien berichten, hat die Stadt 340.000 Briefe mit einem konkreten Impftermin mit einer Zeitspanne von mehreren Stunden im Austria Center verschickt. Wer den Termin nicht wahrnehmen kann oder will, muss ihn aktiv ändern oder stornieren. Eine ähnliche Aktion wurde auch in Vorarlberg schon angekündigt.


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Die Corona-Situation in Österreich ist ernst: Die Inzidenz liegt bei knapp 1000, Kliniken gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Besonders dramatisch ist die Lage in Salzburg und Oberösterreich mit Inzidenzen über 1500. Österreich liegt Deutschland hinsichtlich der Infektionszahlen knapp drei Wochen voraus, auch die Impfquote ist ähnlich. Gut möglich also, dass Deutschland in drei Wochen eine ähnliche Situation erwartet.

Österreichs Mediziner erleichtert über Lockdown

Wie gerade erst bundesweit in Deutschland beschlossen, gab es in Österreich zuvor bereits eine 3G-Regel am Arbeitsplatz sowie 2G-Regeln für Veranstaltungen, Gastronomie und Tourismus. Die Maßnahmen hatten den Zweck, die Impfbereitschaft zu erhöhen – allerdings wirken die Vakzine erst nach einigen Wochen.

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Mediziner zeigten sich erleichtert über den Lockdown. „Es ist wirklich höchste Zeit für eine Vollbremsung“, so die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin. Die rechte FPÖ sieht das anders: Der Impfzwang stelle einen Angriff auf das „Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit“ dar, befand Parteichef Herbert Kickl. „Österreich ist mit heutigem Tag eine Diktatur.“ Kickl rief die Menschen zu Demonstrationen am Samstag in Wien auf. Mehrere Tausend Teilnehmer werden erwartet. Wegen des Lockdowns für Ungeimpfte hatte es bereits Demonstrationen gegeben.  

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