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Georg Gänswein Buch Franziskus
  • War jahrelang an der Seite des verstorbenen Papst Benedikts: Georg Gänswein.
  • Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Benedikts Sekretär Gänswein veröffentlicht Enthüllungsbuch – und verärgert Franziskus

Knapp zwei Wochen nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. gibt es im Vatikan erneut Wirbel: Benedikts langjähriger Privatsekretär Georg Gänswein hat sein lange angekündigtes Enthüllungsbuch veröffentlicht. Darin greift der Geistliche hohe Kirchenmänner an. Papst Fanziskus soll „sehr verärgert“ sein. Doch was kritisiert Gänswein?

Der Titel „Nient’altro che la Verità“, also „Nichts als die Wahrheit“, kündigt schon an, was Gänswein mitteilen möchte. In dem in Italien mit Spannung erwarteten Buch berichtet der Kurienerzbischof über sein Leben an der Seite Benedikts, sowohl vor als auch während dessen Amtszeit und in den knapp zehn Jahren nach dessen Rücktritt 2013. In einigen italienischen Medien war vorab bereits von einer Abrechnung Gänsweins mit Kritikern Benedikts und auch mit Papst Franziskus die Rede.

Hinter den Vatikanmauern wird über das Buch getuschelt, nachdem seit Tagen verschiedene Medien über Auszüge berichten. Der 66-Jährige schildert und erklärt vor allem die Entscheidungen Kardinal Joseph Ratzingers, des späteren Papsts Benedikt, der am vergangenen Silvestertag im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben war.

Georg Gänswein bringt Enthüllungsbuch heraus

Gänswein bewertet auch einige Entscheidungen von Franziskus kritisch, was als Angriff auf den amtierenden Pontifex gewertet wurde. Vor allem handelt das Buch vom Miteinander und Nebeneinander eines emeritierten und eines amtierenden Papstes – Gänswein benennt dabei auch persönliche, dogmatische und politische Unterschiede und Spannungen zwischen Benedikt und Franziskus.

„Papst Franziskus ist sehr verbittert über vieles, was mit dem Erscheinen des Buches zusammenhängt, und angesichts der Vorabveröffentlichungen, die es gegeben hat“, sagte der Vatikan-Experte des Corriere della Sera, Gian Guido Vecchi. Und weiter: „Die Tatsache, dass man hier, Benedikt XVI. post mortem als Fahnenträger gegen Franziskus nutzen möchte, ist das, was den Papst verärgert.“

Am vergangenen Montag bestellte Franziskus Gänswein bei sich zur Audienz ein. Dem Vernehmen nach soll es um das Buch gegangen sein und um den Auszug Gänsweins aus dem Kloster Mater Ecclesiae, der langjährigen Residenz von Benedikt XVI. nach dessen Rücktritt 2013. Der Vatikan hüllte sich zu den Inhalten des Treffens in Schweigen.

Beziehung zwischen Gänswein und Franziskus angespannt

Dass Gänswein sein Buch so kurz nach dem Tod Benedikts veröffentlicht und schon kurz nach dem Ableben des gebürtigen Bayern erste Auszüge vom Verlag verbreitet wurden, sorgte im Vatikan für Irritationen. Außerdem zitiert der Erzbischof aus privaten Schreiben des Papstes an ihn. Der Beziehung zwischen Gänswein und Franziskus habe das nicht geholfen, hört man von Leuten in der Kurie. Aber: Möglicherweise sei in den Medien auch ein verzerrtes Bild über das Buch entstanden.

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Ohnehin ist die Beziehung Gänsweins zum Papst spätestens seit 2020 besonders schwierig gewesen, weil Franziskus den Deutschen damals als Präfekten des päpstlichen Hauses – ein Job, bei dem man sehr nah am Oberhaupt der katholischen Kirche arbeitet – beurlaubte. Er sah sich danach als „halbierter Präfekt“, wie ein Kapitel in dem Buch heißt. Gänswein schildert darüber hinaus, dass Benedikt versuchte, bei dem Thema zu intervenieren, Franziskus ließ sich jedoch nicht umstimmen.

Experte Vecchi glaubt, Gänswein könne in seinem aktuellen Buch nun unter anderem von persönlicher Verletzung getrieben sein. So schreibt er wörtlich, er sei von Franziskus‘ Entscheidung damals „schockiert und sprachlos“ gewesen. Wie es nun mit Gänswein weitergeht, ist unklar. In Deutschland wird das Buch im Verlag Herder erscheinen, der es aktuell übersetzt. Einen genauen Termin gibt es nicht. Herder hofft auf einen Verkaufsstart im Frühjahr, wie eine Sprecherin sagte. (alp/dpa)

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