Beleidigungen, Bedrohungen: Gewalt gegen Lehrer an „Tagesordnung”
Überall herrscht Lehrermangel. Die Ergebnisse der Zufriedenheitsstudie von Lehrkräften werden nicht dazu beitragen, den Beruf in ein gutes Licht zu rücken: An der Mehrzahl der Schulen sind die Befragten sogar Gewalt ausgesetzt – und trauen sich nicht, darüber zu sprechen.
„Fakt ist: Gewalt gegen Lehrkräfte und Schulleitungen ist an der Tagesordnung – und wird seit Beginn der Coronapandemie zu einem immer größeren Problem“, sagt Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Der Verband hat gerade mehr als 1300 Schulleitungen zu ihrer Berufszufriedenheit befragt.
Cyber-Mobbing, psychische und körperliche Angriffe
Der Schwerpunkt der regelmäßig durchgeführten Umfrage lag in diesem Jahr auf der Gewalt gegen Lehrkräfte. Heraus kam, dass in den letzten fünf Jahren fast zwei Drittel der befragten Schulleitungen über psychische Gewalt klagten. An je einem Drittel der Schulen kam es zu Cyber-Mobbing oder gar zu körperlichen Angriffen.

Je nach Schulform unterscheiden sich die Arten der Gewalt. An Sonder- und Förderschulen komme es eher zu physischer Gewalt, an Realschulen und Gymnasien vermehrt zu Cyber-Mobbing.
Schulpolitik von den Lehrkräften schlecht bewertet
Die hauptsächlich von Schülern und Eltern ausgeübte Gewalt wird selten gemeldet – so die Studie: Es sei nicht gewünscht von der Schulbehörde und habe ohnehin keine Konsequenzen. Beckmann hält dies für einen Skandal: „Wenn Vorgesetzte sich der Gewalt gegen Lehrkräfte nicht ausreichend annehmen, ist das in meinen Augen schlichtweg ein Dienstvergehen.“
Der VBE-Vorsitzende fordert ein Eingreifen: „Die Politik muss Schulen massiv unterstützen, damit sie schnellstmöglich zu einem weitgehend gewaltfreien Raum werden.“ Und auch die Schulleiter strafen die Schulpolitik in Deutschland mit einer 4,3 – „Versetzung gefährdet“ ab.
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Die übrigen Ergebnisse der Studie zur grundsätzlichen Zufriedenheit der Lehrkräfte sind ebenfalls wenig positiv: Es wird über eine steigende Belastung, Lehrkräftemangel, Zeitmangel und ein steigendes Aufgabenspektrum geklagt. Deutlich weniger Befragte üben ihren Job gerne aus – auch wenn der Anteil immer noch bei 79 Prozent liegt, statt bei 98 Prozent im Jahr 2019. (sku)
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