Hamburg bundesweit auf Platz 1: Darum arbeiten hier besonders viele Teilzeit-Lehrer
51 Prozent der Hamburger Lehrkräfte arbeiteten im Schuljahr 2020/2021 in Teilzeit – das ist laut dem Statistischen Bundesamt mit Bremen die höchste Quote in Deutschland. Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt liegt bei nur 40 Prozent. Warum ist die Hansestadt hier Spitzenreiter?
Die Zahlen der Statistiker aus Wiesbaden sind eindeutig: Hamburg liegt im deutschlandweiten Vergleich mit Bremen auf Platz 1 bei der Quote von Teilzeit-Lehrkräften im Schuljahr 2020/2021. Die Daten zeigen, dass die Zahlen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich verteilt sind: In Sachsen-Anhalt zum Beispiel arbeiteten nur 19 Prozent der Lehrer:innen in Teilzeit. Wieso ist das so?
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51 Prozent der Hamburger Lehrkräfte arbeiteten im Schuljahr 2020/2021 in Teilzeit – das ist laut dem Statistischen Bundesamt mit Bremen die höchste Quote in Deutschland. Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt liegt bei nur 40 Prozent. Warum ist die Hansestadt hier Spitzenreiter?
Die Zahlen der Statistiker aus Wiesbaden sind eindeutig: Hamburg liegt im deutschlandweiten Vergleich mit Bremen auf Platz 1 bei der Quote von Teilzeit-Lehrkräften im Schuljahr 2020/2021. Die Daten zeigen, dass die Zahlen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich verteilt sind: In Sachsen-Anhalt zum Beispiel arbeiteten nur 19 Prozent der Lehrer:innen in Teilzeit. Wieso ist das so?
Lehrergewerkschaft erklärt Teilzeit-Quote mit „hohem Arbeitsdruck“
Die Lehrergewerkschaft GEW erklärt die hohe Quote mit der Arbeitsbelastung in dem Beruf. Sprecher Fredrik Dehnerdt erklärt der MOPO, dass es bei vollen Stellen einen „hohen Arbeitsdruck“ gäbe. Das Teilzeit-Modell würde hier die Berufstätigen entlasten.
Auch die Hamburger Linken begründen die hohe Teilzeit-Quote mit der Arbeitsbelastung. Sabine Boeddinghaus, Fachsprecherin für Bildung und Schule: „Aus den Schulen höre ich immer wieder, dass eine Ursache für den durchweg hohen Anteil an Teilzeit-Lehrkräften die enorm gestiegene Arbeitsbelastung durch ständig zusätzliche Aufgaben ist, die durch das geltende Lehrerarbeitszeitmodell nicht ausgeglichen werden.“ Die Politikerin fordert deshalb eine Verbesserung der Rahmenbedingungen an den Schulen.
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Warum die Quote in Hamburg aber so besonders hoch ist, wird dadurch nicht erklärt. Die MOPO hat bei der Schulbehörde nachgefragt, ob sie die Zahlen erklären kann.
Zuerst ein Blick auf die Geschlechterverteilung bei Lehrkräften: Die Quote an Lehrerinnen läge laut der Behörde bei 75,5 Prozent. Das ist tatsächlich etwas höher als der von Statista angegebene bundesweite Durchschnitt von 73,4 Prozent – die deutlich höhere Teilzeitquote erklärt das aber nicht.
Hamburger Lehrkräfte sind besonders jung
Betrachtet man jedoch das Alter der Lehrkräfte, so wird deutlich, dass Hamburgs Lehrer:innen mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren besonders jung sind. Der Anteil an über 50-jährigen Lehrkräften beträgt laut Statista in Hamburg nur 32,2 Prozent. In Sachsen-Anhalt liegt der Anteil an über 50-jährigen Lehrer:innen bei 62,9 Prozent – und hier beträgt die Teilzeit-Quote ja nur 19 Prozent.
Die Schulbehörde bestätigt das, indem sie darauf verweist, dass sich die Teilzeitquote „proportional zum zunehmenden Anteil jüngerer und weiblicher Lehrkräfte“ entwickeln würde. Und diese würden „aus familiären Gründen öfter in Teilzeit arbeiten als ihre männlichen Kollegen.“
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Der Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, hat im April für Aufsehen gesorgt, als er Aufstockungen der Arbeitszeit für Teilzeit-Lehrkräfte ins Gespräch gebracht hat, um den Mangel an Fachpersonal auszugleichen.
Solche Maßnahmen seien in Hamburg aber nicht geplant: Auf die Frage, ob die hohe Teilzeitquote in Hamburg das Schulsystem vor Herausforderungen stellt, antwortet die Schulbehörde mit einem schlichten „Nein“.